Hamburg. Über 400 Millionen Euro Investitionen in das norddeutsche Verkehrsnetz. Was geplant ist und worauf sich Autofahrer einstellen müssen.
Es soll ein Rekordjahr werden: Zuversichtlich präsentiert Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) die Pläne zur Modernisierung des norddeutschen Verkehrsnetzes. Über 400 Millionen Euro werde man 2024 investieren – so viel wie noch nie. Das Sanieren stehe an erster Stelle, es werde aber auch Neubauten geben, sagt Madsen am Montag. Damit gehen auch Sperrungen einher.
Vor allem auf der A7 sei mit Vollsperrungen zu rechnen, sagt Carsten Butenschön, Direktor der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nord. Das liege daran, dass in diesem Jahr einige Brücken erneuert werden und dadurch häufig eine Vollsperrung nötig sei. Die Unannehmlichkeiten für Autofahrer sollen jedoch so gering wie möglich gehalten werden. „Wir haben gelernt, wenn wir es gut vorbereiten, gut koordinieren und vor allem gut kommunizieren, dann sind die Auswirkungen immer verkraftbar.“
Rader Hochbrücke: Vollsperrung der A7 vom 21. bis 24. Juni
Zwölf Brücken werden in diesem Jahr neu gebaut oder modernisiert. Ein Meilensteinprojekt sei laut Benedikt Zierke, Projektleiter der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), der Neubau der Rader Hochbrücke. Die Brücke führt die A7 über den Nord-Ostsee-Kanal und soll neu gebaut werden. Bereits 2022 wurde der Auftrag erteilt, seit 2023 laufen die Bauarbeiten. Eine neue Brücke entsteht östlich der noch bestehenden Rader Hochbrücke. Trotz schwieriger Witterungsbedingungen seien die Bauarbeiten voll im Plan, sagt Zierke.
Die Fertigstellung sei für 2026 vorgesehen, dabei solle nicht wesentlich in den Verkehr eingegriffen werden. „Wir haben eine geplante Sperrung der Richtungsfahrbahn Hamburg, die ist für den 21. bis 24. Juni geplant.“ sagt Zierke. „Darüber hinaus wird es kürzere Sperrungen geben, die im Detail mit anderen Maßnahmen abgestimmt und frühzeitig kommuniziert werden.“ Eine weitere prominente Brücke, der Investitionen zugute kommen, ist die Fehmarnsundbrücke auf der B207, die wieder instand gesetzt wird. Im Verkehrsnetz der Autobahn GmbH Außenstelle Rendsburg werden außerdem Baumaßnahmen auf der A7 und der A23 durchgeführt. Rund um Lübeck sind die A1, A20 und A21 von Baumaßnahmen betroffen.
Voll- und Richtungsfahrbahn-Sperrungen auf der A7
- A7: 3. März, 5 Uhr bis 20 Uhr: 15-Stunden-RiFa-Sperrung Hamburg, AK Rendsburg bis AS Rendsburg/AS Büdelsdorf Rader Hochbrücke
- A7: 4. März, 20 Uhr, bis 8. März, 5 Uhr: nächtliche 9-Stunden-RiFa-Sperrung, AK Rendsburg bis AS Rendsburg/AS Büdelsdorf Rader Hochbrücke
- A7: 5. April, 20 Uhr, bis 8. April, 5 Uhr: 55-Stunden-RiFa-Sperrung Nord, AS Volkspark bis AS Heimfeld, inklusive: 6. April, 22 Uhr, bis 7. April, 10 Uhr: 12-Stunden-Vollsperrung
- A7: 12. April, 20 Uhr, bis 15. April, 5 Uhr: 57-Stunden-RiFa-Sperrung Hamburg, AS Owschlag bis AS Rendsburg/Büdelsdorf, BW 705 Owschlag inklusive: 13. April, 7 bis 19 Uhr: 12-Stunden-Vollsperrung
- A7: 19. April, 20 Uhr, bis 22. April, 5 Uhr: 57-Stunden-RiFa-Sperrung Flensburg, AS Owschlag bis AS Rendsburg/Büdelsdorf, BW 705 Owschlag inklusive: 20. April, 7 bis 19 Uhr: 12-Stunden-Vollsperrung
FDP: Anstatt viel zu investieren, spart das Land bei der Infrastruktur
Die FDP kritisiert das Straßenbauprogramm von Verkehrsminister Madsen und zweifelt an hohen Investitionen in die Infrastruktur. „Denn wer sich die Zahlen genauer anschaut, stellt fest: Das Land spart sehr wohl bei den Straßen. In Wahrheit soll der LBV 2024 nämlich satte 41 Millionen Euro weniger in die Infrastruktur verbauen als noch 2023“, sagt Bernd Buchholz, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein. „Statt den Menschen im Land Sand in die Augen zu streuen, sollte sich Minister Madsen ehrlich machen: Bei der Sanierung und dem Ausbau der Landesstraßen wird künftig der Gürtel enger geschnallt.“
Schleswig-Holstein: Um die Infrastruktur instand zu halten, braucht es Personal
Die gesamte Branche habe auch mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Im Moment sei der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr zwar gut besetzt „aber wir können natürlich aufgrund der Personalplanung und der Altersstruktur erkennen, dass die ,Babyboomer‘-Generation schon demnächst in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen wird – das wird für uns alle eine enorme Herausforderung“, sagt Madsen.
Den Fachkräftemangel spüre auch die Autobahn GmbH. Von 750 Beschäftigten würden in den nächsten sechs Jahren zehn Prozent in Rente gehen sagt Autobahn GmbH Direktor Butenschön. „Junge Leute zu finden, die ausgebildet sind, die Lust haben, sich damit zu beschäftigen, ist schon eine interessante Aufgabe und eine Herausforderung für uns alle.“
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Die Arbeit in der Baubranche bringe jedoch auch viele Vorteile mit sich. „Wir merken es immer wieder, es ist ein krisensicherer Job, die Infrastruktur wird immer gebraucht“, sagt Butenschön. „Die Infrastruktur muss aber auch gepflegt, gehegt und instand gehalten werden.“ Dafür brauche es eben ausreichend Personal. Auch Frank Quirmbach, Direktor des Landesbetriebes Straßenbau- und Verkehr Schleswig-Holstein, bekommt die Auswirkungen des Fachkräftemangels zu spüren. „Wir stehen wie alle Unternehmen vor einer massiven Welle von Kolleginnen und Kollegen, die in den Ruhestand gehen.“