Hamburg. Letzte Generation hatte Flugbetrieb zu Ferienbeginn lahmgelegt. Ermittelt wird gegen zehn Aktivisten. Wer sie sind, woher sie kommen.
Sie hatten sich für ihre Aktion ausgerechnet den Beginn der Sommerferien ausgesucht – wohl mit der Hoffnung auf maximale Wirkung: Am 13. Juli vergangenen Jahres blockierten Klimaaktivisten der Protestgruppe „Letzte Generation“ den Flughafen Hamburg, indem sie sich auf dem Rollfeld festklebten. Die Folge: Insgesamt mehr als 50 Starts und Landungen wurden verhindert. Wegen ihrer Aktion droht den Aktivisten ein Strafprozess.
„Gegen zehn Personen laufen Ermittlungsverfahren“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Anfrage. Der Vorwurf gegen die vier Frauen und sechs Männer: Hausfriedensbruch, Störung öffentlicher Betriebe sowie Sachbeschädigung. Die Beschuldigten sind zwischen 23 und 64 Jahren alt. Vier von ihnen wohnen in Hamburg, die anderen in Berlin und Süddeutschland.
Flughafen Hamburg: Aktivisten könnte Freiheitsstrafe drohen
Wann und mit welchem Ergebnis die Ermittlungen abgeschlossen sein werden, kann laut Staatsanwaltschaft derzeit nicht prognostiziert werden. Sollte es zur Anklageerhebung und dann auch zu einem Strafprozess kommen, drohen den Beschuldigten Urteile, die Geldstrafen oder Freiheitsstrafen sein können. Der gravierendste Vorwurf, die Störung öffentlicher Betriebe, ist laut Gesetz mit einer Geldstrafe oder mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bedroht.
Am Morgen des 13. Juli 2023 waren nach damaligen Erkenntnissen der Bundespolizei die zehn Personen an vier unterschiedlichen Stellen auf das Flughafengelände eingedrungen, zuvor hatten sie offenbar an mehreren Stellen den Sicherheitszaun mithilfe von Werkzeugen durchtrennt. Offenbar hatten sie auch Stadträder durch die dann entstandenen Lücken geschoben und waren mit den Rädern schließlich aufs Rollfeld gefahren.
Aktivisten mussten aus dem Asphalt geflext werden
Bevor sie zu den Zuwegen in unmittelbarer Nähe zu den Start- und Landebahnen gelangen konnten, wurden seinerzeit zwei Aktivisten von Einsatzkräften der Bundespolizei gestellt. Die anderen acht Mitglieder der „Letzten Generation“ waren bis zu den Start- und Landebahnen vorgedrungen und hatten sich dort in unmittelbarer Nähe festgeklebt. Laut Bundespolizei hatten die Aktivisten dabei ein Gemisch genutzt, welches sie so fest mit dem Boden verband, dass sie von Einsatzkräften der Landes- und Bundespolizei aus der asphaltierten Strecke herausgeflext werden mussten.
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Von 6 Uhr morgens an war so über vier Stunden der Flugbetrieb behindert. Um kurz vor 10 Uhr hatte der Flugverkehr wieder aufgenommen werden können.
Flughafen Hamburg: Muss „Letzte Generation“ 550.000 Euro zahlen?
Neben strafrechtlichen Konsequenzen drohen den an der Aktion beteiligten Aktivisten der „Letzten Generation“ auch erhebliche finanzielle Folgen. Die Rede ist von Schadenersatzforderungen von insgesamt rund 550.000 Euro.
Die Lufthansa hatte über ihre Tochter Eurowings bereits im Dezember den Schadenersatz im Zusammenhang mit den Störaktionen in Hamburg, Düsseldorf und Berlin auf 740.000 Euro beziffert. Allein in Hamburg seien 57 Flüge der Lufthansa-Gruppe (LH, Eurowings, Swiss) und 8500 Passagiere betroffen gewesen. Dabei sei ein Schaden von 400.000 Euro entstanden.
Die vom Flughafen geltend gemachte Summe kommt noch obendrauf. Er hat Kosten von 150.000 Euro geltend gemacht, für die Reparatur der Zäune und der Rollbahn sowie die entgangenen Entgelte für Starts und Landungen.