Hamburg. Für 24 Stunden stehen U-Bahnen und Busse still. S-Bahn Hamburg, AKN und Hadag-Fähren sind wie gewohnt unterwegs. Der Überblick.
Die Streikwelle ebbt nicht ab. Auch in dieser Woche, genauer zwischen Freitag früh 3 Uhr und Sonnabend 3 Uhr, haben Pendler und Gelegenheitsfahrer in Hamburg und weiten Teilen Deutschlands das Nachsehen. Der Nahverkehr wird bestreikt. In der Hansestadt sind davon die Hochbahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) betroffen. U-Bahnen und Busse stehen während des Ausstands weitestgehend still.
Hochbahn und VHH streiken am Freitag: Wie Hamburger von A nach B kommen
Der 24-stündige Warnstreik der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Freitag, 2. Februar, hat massive Auswirkungen auf den U-Bahn- und Busverkehr in der Stadt, informiert der Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Fahrgäste müssten sich darauf einstellen, dass am Freitag keine U-Bahnen fahren. Auch werde der Busverkehr in Hamburg und in Schleswig-Holstein „sehr weitgehend“ vom Streik ausgebremst. Das betreffe ebenfalls die Schulbusse. In Hamburg haben die Kinder und Jugendlichen am Freitag jedoch im Rahmen der Zeugnisvergabe sowieso winterferienfrei. Spezielle Fahrgastrechte nach denen sich Reisende aufgrund des Streiks Geld zurückerstatten lassen können, existieren für den U-Bahn- und Busverkehr in Hamburg nicht.
Auch die Mitarbeiter der VHH streiken, wovon insbesondere Bus-Fahrgäste am Stadtrand und im Umland betroffen sind. Das Verkehrsunternehmen betreibt unter anderem die Expressbus-Linien X3, X30, X32 und X80. Zudem ist der On-Demand-Verkehr HVV Hop in Schleswig-Holstein von dem Streik betroffen. Die in den HVV integrierten Shuttles in Henstedt-Ulzburg sowie in Ahrensburg, Brunsbek, Lütjensee und Trittau sind während des Ausstands nicht unterwegs. Anders in Harburg: Hier verkehrt HVV Hop auch am Freitag. Es sei aber mit einer deutlich gesteigerten Nachfrage nach den Shuttles zu rechnen.
Streik im Hamburger Nahverkehr: S-Bahnen und Fähren nicht vom Ausstand betroffen
Anders als beim letzten großen Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist der S-Bahn-Verkehr in Hamburg diesmal nicht betroffen. Die Linien verkehren wie gehabt. Auch die AKN, die Züge des Regionalverkehrs sowie die Elbfähren im HVV sind gemäß Fahrplan unterwegs. Aktuelle Informationen finden Fahrgäste unter hvv.de, in der HVV-App sowie auf den Webseiten der einzelnen Verkehrsunternehmen.
Neben den Zug- und Busausfällen könnte ein Aufzug unter dem Motto „Entlastung für Beschäftigte im ÖPNV“ mit schätzungsweise 2500 Teilnehmern zwischen 7 und 14 Uhr für Verkehrschaos sorgen. Nach Polizeiinformationen bewegen sich die Demonstrierenden vom Dag-Hammarskjöld-Platz über die Dammtorstraße, den Gänsemarkt, den Jungfernstieg, Rathausmarkt und die Mönckebergstraße sowie weiter zum Speersort, entlang Steinstraße und Kurt-Schumacher-Allee zum Besenbinderhof. Dort soll die Demo gegen 14 Uhr mit einer Kundgebung enden.
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Trotz „konstruktiver Gespräche“: Hamburger Hochbahn von Ver.dis Streikaufruf überrascht
Die Hochbahn AG empfindet den Streik als unverständlich. Noch am Dienstag hat sie mit Ver.di am Verhandlungstisch gesessen und ein Angebot zur Entlastung der Mitarbeitenden vorgelegt. „Wir sind sehr überrascht vom Streikaufruf. Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit der Gewerkschaft, sind in mehreren Punkten schon einig mit der Gewerkschaft und haben den nächsten Verhandlungstermin bereits vereinbart“, sagte Hochbahn-Personalvorständin Saskia Heidenberger. „Dieser Streik ist aus unserer Sicht den Fahrgästen nur schwer zu vermitteln.“
Zum Angebot von Arbeitgeberseite zählt in erster Linie die Möglichkeit für Hochbahn-Schichtarbeiter, bis zu 25 zusätzliche Urlaubstage zu erhalten. Ver.di gibt sich damit nicht zufrieden und fordert stattdessen eine Reduktion der Wochenarbeitszeit von 39 auf 35 Stunden. Silke Kobow, beschäftigt in der Verwaltung der Hochbahn und Vorsitzende des Bundesfachgruppenvorstands Busse und Bahnen bei Ver.di, hält das Angebot ihres Arbeitgebers ebenfalls für unzureichend: „Die Belastungen unserer Fahrdienste sind enorm“, sagt sie. „Der Arbeitgeber hat bis zu 25 zusätzliche freie Tage für Schichtdienstler ab 65 Jahre mit langer Betriebszugehörigkeit angeboten. Wie sollen wir damit junge Kolleginnen und Kollegen halten, geschweige denn gewinnen können?“
U-Bahnen und Busse stehen am Freitag still: Das sagen Hamburger zum Streik
Unmittelbar betroffen von dem Ausstand sind die Hamburger Fahrgäste, die bereits in den vergangenen Wochen immer wieder streikbedingte Misslichkeiten ertragen mussten. So etwa Heinrich Brüning. Der 82-jährige Rentner aus Eidelstedt hat am Freitag einen Termin mit seiner Frau in Altona – eigentlich. Denn wenn die Bahnen und Busse nicht fahren, weiß er nicht, wie er zur rechten Zeit an den rechten Ort gelangen soll. „Nicht kundenfreundlich“, ist die Arbeitsniederlegung seiner Meinung nach.
Ähnlich ergeht es Sebastian Blumstein, ein 20-jähriger Student aus Eimsbüttel. „Ohne U-Bahn komme ich morgen nicht zur Uni“, sagt er dem Abendblatt. „Bald ist Klausurenphase, und ich verpasse eine wichtige Vorlesung.“ Mit der S-Bahn anzureisen kommt kaum infrage, seine Wohnung ist rund 30 Minuten von der nächsten Haltestelle entfernt.
Nahverkehr Hamburg: Hochbahn und VHH streiken am Freitag
Das sind nicht die einzigen kritischen Stimmen von Reisenden in Hamburg. Gerda Schmitt, die als Touristin aus Hannover in der Stadt zu Gast ist, weiß nicht, wie sie am Streiktag wieder nach Hause kommen soll. „Radikal und rücksichtslos“ ist der Ausstand ihres Erachtens. Und ein Teamleiter, der seinen Namen nicht veröffentlicht lesen möchte, schätzt bezüglich der Forderungen der Schichtarbeiter im Nahverkehr: „Wenn ich mit einer solchen Forderung zu meinem Chef gehe, dann denkt der eher über eine Kündigung nach.“
Entspannter nehmen Lennart, 28 Jahre, und Tim, 36 Jahre, die Arbeitsniederlegung bei Hochbahn und VHH hin. Lennart etwa findet den Streik „völlig in Ordnung“. Streiken zu dürfen ist für ihn „eines der ältesten Rechte für Arbeitnehmer und enorm wichtig“. Tim aus Barmbek plädiert ebenfalls dafür, den Ausstand als „das gute Recht der Menschen“ anzusehen.
Mitarbeit: Simon Görlich