Hamburg. Verkehrssenator Anjes Tjarks: Milliardenpolster sichert die Finanzierung. Überraschender Rekord beim 49-Euro-Ticket in Hamburg.
Das Deutschlandticket wird im Jahr 2024 ein 49-Euro-Ticket bleiben – und es gibt gute Chancen dafür, dass der Preis weiter stabil bleiben könnte. Wie Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) dem Abendblatt sagte, gebe es auch aufgrund der hohen Nachfrage ein Milliarden-Polster. Der Bund und die Länder finanzieren das Deutschlandticket gemeinsam. Tjarks sagte: „Jetzt liegen verlässlichere Zahlen für das Jahr 2023 vor, und wir sehen, dass bundesweit von drei Milliarden Euro etwa eine Milliarde Euro zur Finanzierung des Deutschlandtickets aus dem Jahr 2023 übrig bleiben wird – wahrscheinlich sogar ein bisschen mehr.“
Der Bund lasse die „Mittelübertragung“ für das Jahr 2024 zu, es stünden also nun drei Milliarden plus eine Milliarde aus 2023 zur Verfügung. „Vor diesem Hintergrund hat die Verkehrsministerkonferenz empfohlen, dass der Ticketpreis mit 49 Euro im Jahr 2024 stabil bleibt.“
Deutschlandticket bleibt 49-Euro-Ticket – vorerst
Hamburgs Verkehrssenator zeigte sich optimistisch, dass das 49-Euro-Ticket seinen Erfolg verstetigen werde. „Nach dem Jahr 2024 hängt es wieder an der Finanzierung, wie es mit dem Deutschlandticket weitergeht und ob der Preis von 49 Euro bleiben kann.“ Das Modell müsse sich erst einpendeln. „Aber das Signal, dass das Ticket in diesem Jahr weiterhin 49 Euro kostet, gibt den Menschen Planungssicherheit. Dabei erhoffen wir uns natürlich, mehr Tickets zu verkaufen – und je mehr Tickets wir verkaufen, desto mehr Einnahmen haben wir, die möglicherweise die Ticketpreise auch für die Folgejahre stabilisieren können.“
Seit der Einführung des Deutschlandtickets im vergangenen Jahr als Nachfolger des zeitlich begrenzten 9-Euro-Tickets haben sich Hamburg und der HVV als Turbo für diese Abonnement-Karte erwiesen. In keinem anderen Bundesland wurden gemessen an der Bevölkerungszahl so viele Abos verkauft. Tjarks sagte: „In Hamburg haben 38 Prozent der Bevölkerung ein Deutschlandticket, in Berlin sind es 31 Prozent, in Bremen 15 Prozent. Das liegt auch daran, dass der HVV da sehr, sehr konsequent gehandelt hat. Er hat als einziger Verbund seinen ganzen Tarif bereinigt und erheblich vereinfacht. Im HVV gibt es ja praktisch nur noch das Deutschlandticket als Zeitkarte.“
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HVV: Bald eine Million Deutschlandtickets?
Der HVV kann nach eigenen Angaben rund neun Prozent aller in Deutschland verkauften 49-Euro-Tickets verbuchen. Das sei nicht durch „Fremdverkäufe“ getrieben, sondern durch die „maximale Aktivierung“ des eigenen lokalen Käuferpotenzials. Dabei muss man berücksichtigen, dass auch Fahrgäste aus Hamburg oder dem Umland ihre Deutschlandtickets zum Beispiel in der Bahn-App haben, sie es also anderweitig erworben haben. Die Marke von einer Million verkaufter Deutschlandtickets könnte der HVV bald überschritten haben. Es waren zum Jahresende 912.000 nach Zahlen, die jetzt vorliegen. 606.000 waren allgemein erworbene Tickets, 287.000 Jobtickets. Es gibt darunter unter anderem 84.000 Rabatt-Abos für einkommensschwache Gruppen.
Das Saldo bei Zugängen und Abgängen ist offenbar positiv. Verkehrssenator Tjarks sagte dem Abendblatt: „Wir verkaufen immer noch mehr Tickets, als Menschen kündigen. Das heißt, es gibt einen noch immer wachsenden Kundenbestand. Und gerade im Bereich der Jobtickets sehen wir noch erhebliches Wachstumspotenzial.“ Die Zahl der bereits registrierten Umsteiger vom Auto zum HVV scheint das zu untermauern.