Harburg. Mehr als eine Million mal wurde der On-Demand-Service in Hamburgs Süden schon benutzt. Studie: Private Pkw werden oft stehen gelassen.

Die Harburger fahren auf hop ab – und bescheren dem Shuttle-Dienst einen Nutzer-Rekord nach dem anderen. In diesen Tagen müsste Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) eigentlich einen ausgeben: Das Projekt hat, seit das erste „ioki“, wie der Dienst zunächst hieß, in der Metropolregion fuhr, die Schnapszahl von Einemillioneinundertelftausendeinhundertelf (1.111.111) geknackt. Das Konzept des Dienstes, nämlich die Anbindung an das bereits bestehende Bus- und Bahnnetz in den Bediengebieten zu stärken, scheint aufzugehen – das besagen Zahlen der Harburger Technischen Universität Hamburg (TUHH). Auch das zugrundeliegende Ziel, nämlich, dass die Bürger weniger Auto fahren, scheint erreicht zu werden.

Konzept funktioniert in Harburg: hvv hop als Alternative zum Auto

Seit dem ioki-Start 2018 in Osdorf und Lurup begleitet das Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TUHH den Betrieb der On Demand-Flotte in allen Bediengebieten mit Nutzerbefragungen. Vorläufiges Ergebnis: Bediengebietsübergreifend wurden rund zwei Drittel der ioki- und hop-Fahrten mit Bus und Bahn kombiniert. Sie stellten als Zubringer den Anschluss zum etablierten ÖPNV-Netz her. Dabei gaben vier von fünf Fahrgästen an, ihr privates Auto aufgrund des hvv hop Angebotes seltener zu nutzen. Zudem ergaben die Fahrgastbefragungen, dass gebietsunabhängig etwa 80 – 85Prozent der Nutzenden innerhalb des Bediengebietes wohnen.

Shuttle „Jerry“ war das erste Hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen
Shuttle „Jerry“ war das erste Hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen © HA | Lars Hansen

„Über eine Million Fahrgäste – die Zahlenzeigen deutlich: Hop wird von den Fahrgästen gewollt und angenommen“, freut sich Anjes Tjarks und versteckt dabei die Schnapszahl im Ungefähren. „Die Shuttles erfüllen genau die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen vor Ort: als Zubringer zum klassischen ÖPNV in ländlicheren Regionen Hamburgs und als Alternative zum eigenen PKW - ohne Parkplatzsuche, bequem, barriere- und lokal emissionsfrei.“

Die On-Demand-Shuttles – Also Verkehsrdienste, die nur auf Bestellung fahren – würden erfolgreich die Lücke zwischen dem klassischen Nahverkehr und den individuellen Mobilitätsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger füllen, feiert sich der Senator weiter. „Mit ihnen schaffen wir eine ganz neue Säule im öffentlichen Nahverkehr sowie eine entscheidende Voraussetzung, um den Hamburg-Takt fahren zu können. Dieses Angebot macht den ÖPNV noch flexibler, komfortabler, nachhaltiger und effizienter. Die große Nachfrage bestärkt uns darin, es im Sinne der Fahrgäste weiterzuentwickeln.“, so Tjarks

Mit Hop können Lücken im Netz bei Kurzstrecken geschlossen werden

Tyll Diebold, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TUHH erklärt im Detail: „Das On- Demand-Angebot von hvv hop stärkt unseren Ergebnissen zufolge den klassischen, liniengebundenen ÖPNV und kommt den Menschen vor Ort zugute. Gleichzeitig können Lücken im Netz bei Kurzstrecken geschlossen werden. Damit stellen On Demand-Verkehre einen zentralen Baustein für eine erfolgreiche Mobilitätswende und das ÖPNV-System der Zukunft dar.“

Die Zahlen entstammen aus den gebietsübergreifend durchgeführten Nutzerbefragungen 2022. Die Nutzerbefragungen 2023 wurde gerade abgeschlossen, die Ergebnisse liegen voraussichtlich im zweiten Quartal des neuen Jahres vor.

Erweiterung um autonome Fahrzeuge

Aktuell besteht die hvv hop Fahrzeugflotte aus 43 barrierefreien und lokal emissionsfreien Shuttels des britischen Herstellers LEVC. 28 verkehren im Bediengebiet Harburg, jeweils fünf entfallen auf die Bediengebiete Ahrensburg und Brunsbek – Lütjensee – Trittau (Kreis Stormarn) sowie Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg). Im Projekt „ahoi“ (Automatisierung desHamburger On-Demand-Angebots mit Integration in den ÖPNV) wird die Harburger Flotte in naher Zukunft und in einem europaweit einzigartigen Anwendungsfall um autonom gesteuerte Fahrzeuge ergänzt werden.

Ziel des Innovationsprojektes ist es, einen On-Demand-Betrieb mit einer gemischten Flotte aus autonom und manuell gesteuerten Fahrzeugen im öffentlichen Straßenraum zu entwickeln und unter realen Bedingungen zu testen. Das Bundesverkehrsministerium unterstützt das Projekt mit rund 18 Millionen Euro.

Shuttle „Jerry“, das erste hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen
Shuttle „Jerry“, das erste hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen © HA | Lars Hansen

Erfolgsmodell hvv hop in Harburg: Weiße Flecken im Netz werden erschlossen

Innerhalb des HVV sind es die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die das Projekt hop seit Beginn managen. VHH-Geschäftsführer Dr. Lorenz Kasch: „Über alle Bediengebiete hinweg stellen wir fest: On-Demand-Verkehre funktionieren. Der Zuspruch zu diesem innovativen Service freut mich sehr. Insbesondere, weil hvv hop von unserem Team mit großem Knowhow und viel Herzblut betrieben und von unseren Fahrgästen als Alternative zum Auto genutzt wird. Richtig eingesetzt, als Zubringer zum etablierten Bus- und Bahnnetz, stellen On Demand-Verkehre einen zentralen Baustein für die Mobilitätswende dar, indem sie „weiße Flecken“ im Netz erschließen und so noch mehr Menschen an das etablierte ÖPNV-Netz anschließen.“

Dass hop in Harburg so gut funktioniert, hat Signalwirkung im HVV: „Der Zuspruch zu hvv hop zeigt ganz deutlich: Dieser flexible, unkomplizierte Mobilitätsservice in Ergänzung zum bestehenden ÖPNV hat das Potenzial, immer mehr Menschen vom öffentlichen Nahverkehr zu überzeugen. Unser erklärtes Ziel ist daher, das On-Demand-Angebot im gesamten Verbundgebiet konsequent weiter auszubauen und zu harmonisieren. hvv hop hat sich längst als Vorzeige-Angebot in Harburg, aber auch im ländlichen Raum etabliert und ist ein zentraler Bestandteil unser verbundweiten Strategie.“