Hamburg. Eine neue Statistik zeigt, wohin die Menschen gern ziehen und an welchen Orten in Hamburg sie besonders lange wohnen bleiben.
Hamburg wächst. In der Hansestadt lebten Ende 2022 rund 233.000 Menschen mehr als noch 20 Jahre zuvor, nämlich ganze 1,95 Millionen. Trotzdem schrumpfen manche Stadtteile geringfügig, während andere besonders viele Zugezogene verzeichnen. Eine Auswertung der Um- und Zuzüge des Statistikamtes Nord gibt nun Aufschluss darüber, wohin es Neuankömmlinge zieht und in welchen Stadtteilen Hamburger besonders lange wohnen bleiben. Die zugrunde liegenden Daten bezog das Statistikamt aus dem Melderegister. Es wurde die Hamburger Bevölkerung im Alter von 20 und mehr Jahren einbezogen, Stichtag der Auswertung ist der 31. Dezember 2022.
Wohnen in Hamburg: Welche Stadtteile wachsen und wo die „treuesten“ Bewohner leben
Für Menschen, die nach einer Wohnung in Hamburg Ausschau halten, ist offenbar Rahlstedt ein beliebter Anlaufpunkt. Kein Stadtteil gewann in den letzten 20 Jahren so viele Einwohner hinzu. Zwischen 2002 und 2022 ist der Stadtteil um knapp 11.000 Personen angewachsen. Und nicht nur das: Rahlstedt ist mit rund 96.500 Einwohnern sogar der bevölkerungsreichste Stadtteil Hamburgs, gefolgt von Billstedt mit ungefähr 71.800 Bewohnern.
Dafür, dass Rahlstedt seit Jahren hohe Zuzüge verzeichnet, sieht das Bezirksamt Wandsbek vielfältige Gründe. „Viele schätzen die Naturnähe in dem grünen Stadtteil mit der Wandse und den Naturschutzgebieten, zum Beispiel am Höltigbaum“, so eine Sprecherin. „Gleichzeitig ist man aber auch schnell in der Innenstadt. Es gibt eine gute Infrastruktur mit Schulen, Kitas, Vereinen und Einkaufsmöglichkeiten.“ Die Rahlstedter Mieten seien im Vergleich zu anderen Stadtteilen noch moderat. Zudem sei in den vergangenen Jahren ordentlich Wohnraum geschaffen worden.
Die Bewohner könnten sich weiterhin auf Lebensqualität verlassen: „Im Dezember 2017 wurde Rahlstedt-Ost als RISE-Fördergebiet festgelegt. Noch bis 2025 wird das Gebiet durch verschiedene Maßnahmen stabilisiert und aufgewertet“, sagt die Bezirksamtssprecherin. Auch komme den Rahlstedtern die künftig verbesserte Innenstadtanbindung dank der im Bau befindlichen S4 zugute.
Beliebte Stadtteile: Große Zuwächse in Winterhude, Harburg oder Langenhorn
Neben Rahlstedt ist Winterhude nach Angaben des Statistikamts ein beliebter Ort für Zu- und Umziehende. Der Stadteil im Bezirk Hamburg-Nord konnte sich dank großen Zuwachses zum drittgrößten Stadtteil Hamburgs aufschwingen. 2002 lag Winterhude noch auf Platz fünf. Der Stadtteil gewann in den letzten 20 Jahren rund 9600 Bewohner hinzu.
Michael Werner-Boelz, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord, schreibt die Beliebtheit des Stadtteils unter anderem dessen attraktiver, zentraler Lage zu: „Winterhude ist urban, super erreichbar und wunderschön an Alster und Stadtpark gelegen“, sagt er dem Abendblatt. Dort werde weiterhin Wohnraum geschaffen, um Zuzüglern ein Zuhause zu bieten. Allein im Pergolenviertel entstünden derzeit rund 1.700 neue Wohneinheiten, 60 Prozent davon öffentlich gefördert. Doch ist sich der Bezirksamtsleiter auch bewusst: „Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums bleibt aber gerade in Winterhude weiterhin eine große Herausforderung.“
Ebenfalls auf den vorderen Plätzen Hamburgs wachsender Stadtteile liegen Harburg mit einem Plus von etwa 7700 Personen, Langenhorn mit fast 7000 neuen Bewohnern und Lokstedt mit ungefähr 6800 Stadtteil-Neulingen. Lediglich einige wenige Gegenden Hamburgs schrumpfen trotz des konstanten Anstiegs der Stadtbevölkerung. So verlor der Stadtteil Hausbruch im Bezirk Harburg fast 500 Einwohner, Kleiner Grasbrook/Steinwerder etwa 300, und auch auf der Veddel lebten Ende 2022 rund 300 Menschen weniger als noch im Jahr 2002.
In diesen Hamburger Stadtteilen leben die „treuesten“ Bewohner
Wohin in Hamburg Menschen ziehen, hat angesichts des umkämpften Wohnungsmarkts womöglich nicht in jedem Fall mit Vorlieben zu tun. So mancher nimmt vielleicht die erstbeste Wohnung, die er oder sie finden kann, und zieht bei Gelegenheit wieder um. Anhand der Auswertung des Statistikamts Nord zeigt sich, in welchen Stadtteilen die Bevölkerung stärker oder schwächer fluktuiert.
In Tatenberg leben zum Beispiel die „treuesten“ Bewohner. Rund 41 Prozent der Tatenberger wohnen schon seit mindestens 20 Jahren in ihrem Bergedorfer Stadtteil – auf solch hohe Werte kommt keine andere Gegend in Hamburg. Im Übrigen sind viele Bewohner der Vier- und Marschlande ihrem Wohnort treu ergeben. Denn ähnlich wie die Tatenberger leben auch Spadenlander, Neuengammer oder Reitbrooker oftmals über lange Zeit an ihrem Wohnort, so das Statistikamt.
Hamburg: Bevölkerungsunterschiede zwischen ländlichen Gebieten und Innenstadt
Generell zeige sich, dass Einwohner eher ländlich geprägter Gebiete besonders lange in ihrem Stadtteil wohnen bleiben, etwa Bewohner der Walddörfer. Lemsahl-Mellingstedter beispielsweise wohnen in 37 Prozent der Fälle bereits seit mehr als 20 Jahren in Hamburgs grünem Norden. Zudem seien Bewohner des südlichen Stadtrands, etwa aus Langenbek (37 Prozent) oder Marmstorf (36 Prozent), oftmals „alteingesessene“ Hamburger.
Umso unbeständiger ist das Umzugsverhalten der Innenstadt-Bewohner. In St. Georg leben etwa nur 14 Prozent der Menschen seit mindestens 20 Jahren, in der Sternschanze und auf St. Pauli nur 16 Prozent. In Winterhude und auf der Uhlenhorst beträgt der Anteil der Langzeitbewohner jeweils unterdurchschnittliche 18 Prozent.
Die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke mutmaßt, dass die vielen jungen Bewohner etwa auf St. Pauli und in St. Georg ursächlich für die hohe Fluktuation sein könnten. „Junge Menschen sind lange nicht so stark gebunden wie ältere und oft viel mobiler“, so die Sprecherin der Behörde. Andersherum lebten in Stadtrand- und ländlichen Lagen eher ältere Menschen, die weniger umzugsfreudig seien.
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Schleswig-Holstein: Bevölkerung wächst, aber weniger Geburten als Todesfälle
Gewachsen ist die Bevölkerung in den vergangenen 20 Jahren nicht nur in Hamburg, sondern ebenso im Nachbarbundesland Schleswig-Holstein. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 lebten hier laut Melderegister 2,95 Millionen Menschen, rund fünf Prozent mehr als noch im Jahr 2002. Ursächlich für den Bevölkerungszuwachs ist ein „positiver Wanderungssaldo“, so das Statistikamt. Konkret bedeutet dies, dass mehr Menschen in den „echten Norden“ ziehen als ihn wieder verlassen. Im Jahr 2022 gab es beispielsweise ein Plus von rund 48.800 Personen für Schleswig-Holstein.
Besonders viele zog es in den letzten 20 Jahren in die Kreise Segeberg (plus 12 Prozent) und Stormarn (plus 12 Prozent). Sinkende Einwohnerzahlen verzeichnen demgegenüber die Kreise Steinburg (minus 3,3 Prozent), Plön (minus 2,3 Prozent) und Dithmarschen (minus 1,6 Prozent).
Trotz der insgesamt positiven Bilanz zeigt die Auswertung der Statistikerinnen und Statistiker: Derzeit sterben in Schleswig-Holstein mehr Menschen als Babys geboren werden. Exemplarisch: 2022 starben rund 40.700 Personen, das Licht der Welt erbrlickten aber lediglich rund 24.000 Babys. Die Anzahl der jährlich Sterbenden ist in Schleswig-Holstein zwischen 2002 und 2022 um 36 Prozent gestiegen. Besonders eklatant im Jahr 2022: Damals starben knapp elf Prozent mehr Menschen als noch im Vorjahr.