Hamburg. Statistik zeigt Wohnorte der 91.000 Mitarbeiter. Fast ein Drittel lebt außerhalb. CDU: Senat muss günstigen Wohnraum organisieren.
Ein großer Teil der Beschäftigten der Stadt Hamburg wohnt nicht in der Hansestadt. Im November waren 90.790 Menschen bei der Stadt beschäftigt, 47.995 Beamte und 42.795 Tarifbeschäftigte. 25.621 davon waren nicht in Hamburg, sondern in anderen Bundesländern gemeldet, das sind gut 28 Prozent. Diese Zahlen gehen aus einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor.
Der in seiner Fraktion für den öffentlichen Dienst zuständige CDU-Abgeordnete Sandro Kappe sieht die „Ursache für die Wahl des Wohnortes hauptsächlich in der zunehmenden Unerschwinglichkeit von Wohnraum in Hamburg“. Viele Beschäftigte, besonders Auszubildende und Anwärterinnen des öffentlichen Dienstes, sähen sich mit Mieten konfrontiert, die sie nicht mehr tragen könnten. „Dies führt zu einer problematischen Situation, da Beschäftigte außerhalb der Stadt oft eine geringere Verbundenheit zu Hamburg empfinden und die lokalen Herausforderungen nicht unmittelbar im Alltag erfahren.“
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Besonders betroffen sind laut Kappe die Nachwuchskräfte des öffentlichen Dienstes, die mit begrenzten finanziellen Mitteln auskommen müssten. „Derzeit stehen nur wenige Plätze in Wohngemeinschaften und Wohnheimen zur Verfügung, was für viele nicht ausreichend ist“, so der CDU-Politiker. „Es wird immer deutlicher, dass die Schaffung neuer Wohnheime für Nachwuchskräfte des öffentlichen Dienstes erforderlich ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Dabei sieht Kappe die Anziehungskraft des öffentlichen Dienstes in Hamburg insgesamt als gefährdet. „Die Abwanderung und der hohe Personalfehlbestand verdeutlichen, dass die Attraktivität der Arbeit für die Stadt Hamburg abnimmt“, so Kappe. „Der Personalfehlbestand bei den Behörden ist bereits auf besorgniserregende 4267 unbesetzte Stellen angewachsen, ein Anstieg um 221 Stellen seit April 2023.“ Dies stelle „die öffentlichen Dienstleistungen vor erhebliche Herausforderungen, von langen Wartezeiten bis hin zur Nutzung veralteter Technologie“.
Hamburg: Dutzende Beschäftigte der Stadt wohnen in Bayern
Interessant ist bei alldem ein Blick auf die Wohnorte der Hamburger Beschäftigten, die nicht in Hamburg gemeldet sind. Der Großteil davon lebt zwar wenig überraschend in den Nachbarländern: 15.832 sind in Schleswig-Holstein gemeldet, 8294 in Niedersachsen. Mit weitem Abstand dahinter folgt Mecklenburg-Vorpommern mit 536 dort wohnenden Hamburger Beschäftigten. Überraschender aber ist es, dass auch 81 Hamburger Beamte oder Angestellte in Bayern wohnen, 74 in Baden-Württemberg und 190 in Nordrhein-Westfalen. 268 sind in Berlin gemeldet.
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Ob die teilweise so weit entfernt gemeldeten Mitarbeiter der Stadt vor allem im Homeoffice arbeiten oder welche anderen Gründe es für die Wahl des entlegenen Erstwohnsitzes gibt, wird aus der Antwort des Senats nicht klar. Auf Abendblatt-Nachfrage machte das Personalamt aber deutlich, dass in den Zahlen auch Beschäftigte enthalten seien, die etwa in Elternzeit, beurlaubt oder lange krank sind. Daher sei davon auszugehen, dass dies auf viele weiter entfernt wohnende Mitarbeiter zutreffe. Zudem sei es möglich, dass jemand zwar etwa im Süden mit der Familie lebe, in Hamburg aber eine Zweitwohnung nutze.
So oder so, CDU-Mann Kappe leitet eine klare Forderung aus den Zahlen ab. „Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die Erweiterung der Unterbringungsmöglichkeiten für Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst sind unerlässlich, um die Attraktivität der Stadt als Arbeitsstandort zu bewahren“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete. „Nur so kann Hamburg langfristig seine Position als lebenswerte Metropole mit einem funktionierenden öffentlichen Dienst sichern.“