Hamburg. Rabes Nachfolgerin muss große Themen anpacken – in einem ist sie besonders firm. Ihr neuer Dienstort ist nicht weit vom alten entfernt.
Die Ties-Rabe-Nachfolgerin Ksenija Bekeris (45) tritt in große Fußstapfen, auch wenn sie als Berufsschullehrerin „vom Fach“ ist. Studiert hat sie Sozialwissenschaften und mit dem Diplom in Soziologie abgeschlossen. Als verbeamtete Lehrerin mit entsprechenden Staatsexamen ausgestattet, arbeitete sie bis zu ihrer anstehenden Berufung in den Senat an der BS 30, dem Fröbelseminar, in Barmbek-Süd. Der künftige Weg in die beinahe benachbarte Schulbehörde dürfte ihr also vertraut sein.
Bekeris ist zumeist auch als Sozialpolitikerin in Erscheinung getreten. Die designierte Hamburger Schulsenatorin sitzt seit 2008 in der Hamburgischen Bürgerschaft und hat sich auf die Fahnen geschrieben, für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Als Nachrücker in die Bürgerschaft steht Joachim Seeler auf der Liste. Der frühere einflussreiche Abgeordnete ist als Berater für Investments in der Wirtschaft sehr aktiv. Ob er tatsächlich wieder in die Bürgerschaft rücken möchte, scheint offen.
Ksenija Bekeris neue Hamburger Schulsenatorin
Am Mittwoch bereits soll sie offiziell ins neue Amt berufen werden. Sie ist auch bei Instagram aktiv, wo sie zuletzt hervorhob, dass die neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beim Vergleich zum Ausbau von Ganztagsschulen den Stadtstaat Hamburg im Bundesvergleich ganz vorn gesehen habe. „Alle Kinder bekommen einen Platz beim Ganztagsangebot und das kostenfrei und mit einer hohen Qualität. Dieses Angebot führt zu einer größeren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zu einer zusätzlichen Lern- und Entwicklungszeit für die Kinder der Freien und Hansestadt“, so Bekeris.
Und auf Instagram kamen auch gleich die ersten Glückwünsche: „Gratulation, Hamburgs Eltern freuen sich auf Sie“, schrieb eine Nutzerin unter die zwei Wochen alten Wünsche für das neue Jahr 2024, die die Abgeordnete gepostet hatte.
Bekeris bringt sich bei sozialen Themen ein
Bekeris ist bereits seit 13 Jahren sozialpolitische Sprecherin und auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende neben Fraktionschef Dirk Kienscherf. Gleichzeitig ist sie stellvertretende Landesvorsitzende der SPD, die in Hamburg von Melanie Leonhard (Wirtschaftssenatorin) und Nils Weiland angeführt wird.
Weil Bekeris sich auch für Menschen mit Behinderung einsetzt, fragte sie zuletzt beim Senat ab, inwieweit der E-Sammeltaxi-Dienst Moia auch Menschen im Rollstuhl zugänglich ist. Das ist so bei Moia, mit der Buchung der Fahrten kann das angegeben werden. Dennoch müssen sich Mobilitätseingeschränkte zuvor bei Moia registrieren. Es gibt spezielle Moia-Fahrzeuge, die Rollstuhlfahrern die Beförderung erleichtern.
In einer Großen Anfrage an den Senat haben Bekeris, ihre Fraktion sowie die der Grünen im Sommer vergangenen Jahres wissen wollen, welche Erkenntnisse und Maßnahmen der Senat zum Rechtsextremismus hat. Dabei ging es nicht nur um diffuse „Strömungen“, sondern um konkrete Fragen nach rechten Netzwerken à la NSU, nach antisemitischen Tendenzen, Reichsbürgern und Fremdenfeindlichkeit. Vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen und den aktuell in Deutschland diskutierten rechtsextremen Phänomenen wie dem Zusammenschluss radikaler Gruppierungen wirkt das wie eine umsichtige Ahnung.
Ksenija Bekeris: Was Ties Rabes Nachfolgerin jetzt anpacken muss
Bekeris versteht sich auch als Stimme für Obdachlose. Im Sozialausschuss ist sie aktiv sowie in der Arbeitsmarktpolitik. Die gebürtige Hamburgerin wuchs bei Kaltenkirchen auf und kam zum Studium zurück. Sie ist verheiratet und hat einen vier Jahre alten Sohn.
Die Inklusion und die Bedürfnisse von Geflüchteten sind der künftigen Senatorin ein großes Anliegen, wie sie auf ihrer Homepage hervorhebt. Gleichzeitig sind die aktuellen Fragen der Integration beispielsweise von ukrainischen Kindern und Jugendlichen in den Hamburger Schulbetrieb zurzeit große Herausforderungen.
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Das trifft auch auf die weitere Digitalisierung der Schulen zu, wie FDP-Frau Anna von Treuenfels-Frowein in ihrem Statement zum Rabe-Rückzug sagte. Linken-Schulexpertin Sabine Boeddinghaus mahnte, dass sich die Kommunikation der Behördenspitze mit den Akteuren der Hamburger Bildungspolitik verbessern müsse. Sie erwarte „Augenhöhe“ von Bekeris. Die Eltern scheinen der „Neuen“ positiv gegenüberzustehen: „Gratulation, Hamburgs Eltern freuen sich auf Sie“, schrieb eine Userin bei Instagram.