Hamburg. Von der Smartwatch zum Arzt: Wer Körperdaten checkt, weiß oft nicht, wohin mit den Ergebnissen. Dafür gibt es nun Abhilfe.

Preisgekrönte Tüftler und Ärzte aus Hamburg haben einen neuen Herz-Check entwickelt, der von EKG-fähigen Smartwatches wie zum Beispiel der Samsung, der Huawei oder der Apple Watch und der Withings Scan Watch über das Handy zu Kardiologen gesendet werden kann. Innerhalb eines Tages bekommt man das Ergebnis, um sicher zu gehen, dass ein auffälliger Herzschlag kein Zeichen für eine schlimmere Erkrankung oder sogar Vorbote eines Schlaganfalls ist. Entwickelt hat das Angebot das Unternehmen dpv-analytics, das für sein Langzeit-EKG Ritmo zum Aufkleben auf die Brust bereits mit dem Medizin-Oscar der Fachmesse Medica ausgezeichnet wurde.

Wie der Mitentwickler und Geschäftsführer des Unternehmens, Philip Nölling, am Freitag mitteilte, reiche ein 30 Sekunden währendes Elektrokardiogramm aus einer Smartwatch, um Auffälligkeiten festzustellen. Der Sinusrhythmus werde von diesen Geräten gut aufgezeichnet. Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) des Herzschlages könnten gut dokumentiert werden, bei einem Langzeit-EKG sehe man dann die Auffälligkeiten genauer. Und dafür gebe es ja unter anderem den Ritmo.

Herz-Check per Smartwatch: So kommt das EKG zum Arzt

Laien wüssten oft nicht, wem sie die Ergebnisse ihrer Smartwatch zeigen sollen. Auf deren Wünsche gehe man nun ein. Auf einen Termin beim Kardiologen müsse man oft länger warten, die Ungeduld der Betroffenen sei aber groß.

Allerdings solle dieses als „Deutschland-EKG“ beworbene Verfahren nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Smartwatch keine genaue medizinische Diagnose ersetze. Bei festgestellten Rhythmusstörungen solle man zum Arzt gehen.

Der „CardioCheck by myritmo“ könne helfen, Panik bei Laien zu verhindern, die mittels Smartwatch ihren Körper beobachten. Andererseits, so der ärztliche Geschäftsführer von dpv-analytics, Dr. Stephan Kranz, könne Vorhofflimmern gravierende Folgen haben. Fast jeder fünfte Schlaganfall in Deutschland gehe auf Vorhofflimmern zurück. „Das sind über 70.000 Schlaganfälle im Jahr, die häufig einen sehr schweren Verlauf haben.“ Mit modernen Medikamenten lasse sich das Vorhofflimmern in den Griff bekommen.

Herz-Check: Langzeit-EKG zum Aufkleben auf die Brust

Der Herz-Check funktioniert so: Die Smartwatch zeichnet ein Kurzzeit-EKG auf. Über die App auf dem Handy werden die Werte per E-Mail an cardio@myritmo.de geschickt. Dort schaut sich „medizinisches Fachpersonal“ in Hamburg die Daten an und schickt innerhalb eines Tages einen „ärztlich validierten Bericht“ zurück. Der kann nur vom Einsender über ein Passwort abgerufen werden.

„Datensparsam“ soll das Verfahren sein, heißt es bei dpv-analytics. Für den Check muss ein kurzes Bestellformular im Internet ausgefüllt werden. Zur Einführung des Programms im Mai ist das kostenlos, danach kostet der Herz-Check 4,90 Euro (per PayPal). Um die Möglichkeiten digitaler Gesundheitsanwendungen zu demonstrieren, bietet das Hamburger Unternehmen allen Haspa-Marathon-Teilnehmern mit Smartwatch am Sonntag einen kostenlosen Check ihrer beim Lauf aufgezeichneten Daten an.