Hamburg. Ganztagsbetreuung von so vielen Schülern genutzt wie nie. Was Hamburg besser macht als andere – vor allem als Schleswig-Holstein.

Es ist eine Auszeichnung, von der viele Hamburgerinnen und Hamburger unmittelbar profitieren: Beim Ausbau der Ganztagsbetreuung an Schulen liegt die Hansestadt bundesweit ganz vorn. Zu diesem Ergebnis jedenfalls kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln in einer neuen Studie, die im Hinblick auf den bis 2029 geplanten bundesweiten Rechtsanspruch den aktuellen Ausbaustand mit Ganztagsschulen in allen Bundesländern miteinander vergleicht.

Fazit der Untersuchung: „Am besten aufgestellt ist Hamburg: Hier bekommen alle Kinder einen Platz, den Anspruch auf Ganztag gibt es in der Hansestadt bereits.“

In Hamburg erhielten die Grundschulkinder eine Ganztagsbetreuung im Umfang von 40 Stunden in der Woche „mit einer hohen pädagogischen Qualität kostenfrei“, wohingegen in anderen Bundesländern für derartige Angebote „teilweise substanzielle Elternbeiträge“ erhoben werden. „Würde hier das Hamburger Modell übernommen, lägen die Betreuungsbedarfe sehr wahrscheinlich wesentlich höher.“

Schulen in Hamburg machten als erstes entscheidenden Schritt

Schulsenator Ties Rabe freut sich über das Lob. „Bereits 2012 hat Hamburg den Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung für alle Schulkinder bis 14 Jahre eingeführt, seit dem Schuljahr 2013/14 ist der flächendeckende Ganztag Realität“, so der SPD-Politiker. Zuletzt waren nach seinen Worten rund 89 Prozent aller Grundschulkinder für die (kostenlose) Kernzeit von 8 bis 16 Uhr für den Ganztag angemeldet, mit jährlich steigender Tendenz.

Schleswig-Holstein hat die größte Ganztagslücke

Das Ganztagsangebot habe als zusätzliche Lern- und Entwicklungszeit für Kinder und Jugendliche sowie als Beitrag für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine hohe Bedeutung. „Hier ist Hamburg schon vor einem Jahrzehnt einen entscheidenden Schritt gegangen, der sich bewährt hat und heute auszahlt.“

Bundesweit soll der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder erst bis 2029 verbindlich eingeführt werden. Die größte relative Lücke gibt es der Studie zufolge in Schleswig-Holstein, hier müsste die Zahl der Plätze um 73 Prozent steigen.

Ganztagsangebot in Hamburg soll weiter verbessert werden

Im Mai hatte der Bund beschlossen, den Ländern insgesamt knapp drei Milliarden Euro für den Ganztagsausbau zur Verfügung zu stellen. Hamburg stockt seinen Anteil an diesem Geld aus Landesmitteln auf insgesamt 116 Millionen Euro auf, um an den Ganztagsschulen die Lernmöglichkeiten zu verbessern und die Aufenthaltsqualität am Nachmittag aufzuwerten.

Mit diesem Geld könnten die Hamburger Schulkantinen vergrößert, die Räume mit besserem Mobiliar ausgestattet oder weitere neue Ganztagsgrundschulen gebaut werden. Auch die Gestaltung der Außenanlagen und der Schulhöfe soll verbessert werden.

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„Auch wenn wir im Ganztag im Bundesvergleich einen Spitzenplatz belegen, arbeiten wir intensiv daran, die bereits bestehenden Angebote weiter auszubauen und qualitativ weiterzuentwickeln“, sagt Rabe. „Hierfür nehmen wir viel Geld in die Hand.“

94 Prozent der Grundschulkinder nutzen Betreuungsangebot – so viele wie nie zuvor

Die Teilnahme am 2013 in Hamburg eingeführten flächendeckenden Ganztagsangebot an Schulen ist so groß wie noch nie. Selbst im Schuljahr 2020/21, in dem die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie ihren Höhepunkt erreichten, waren laut Behörde noch immer 85,9 % der Grundschulkinder für den Ganztag angemeldet.

Im vergangenen Schuljahr waren es 89 Prozent aller Grundschulkinder für die Kernzeit von 8 bis 16 Uhr – mehr als je zuvor. Kernzeit, Rand- und Ferienzeiten zusammengenommen, nutzten sogar 94 Prozent der Grundschulkinder im vergangenen Schuljahr eines der Betreuungsangebote, so die Behörde. Mehr als jeder vierte Antrag wurde zuletzt per neuem Onlinedienst gestellt.

Immer mehr Schüler nehmen an Ferienbetreuung teil

Seit dem Schuljahr 2013/14 können Hamburgs Schülerinnen und Schüler flächendeckend ab der ersten Klasse kostenlos an allen staatlichen Schulen von 8 bis 16 Uhr am Ganztag teilnehmen. Gegen Gebühr kann die Betreuung auch in den Randzeiten von 6 bis 8 Uhr und 16 bis 18 Uhr sowie in der Ferienzeit in Anspruch genommen werden.

Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die an der Ferienbetreuung der Grundschulen teilnehmen, hat sich laut Behörde in den vergangenen zehn Jahren von 19.100 (Schuljahr 2013/14) auf 36.394 (Schuljahr 2022/23) nahezu verdoppelt (+ 90%).