Hamburg. Verbot von Pyrotechnik auch an großen S-Bahnhöfen geplant. Auch Mitnahme untersagt. In diesen Stadtteilen werden Krawalle befürchtet.

Wenn am Sonntag der Jahreswechsel ansteht, wird die Hamburger Polizei erstmals den Gesamteinsatz aus dem Polizeipräsidium führen. Um 19.30 Uhr tritt dort der Führungsstab zusammen. Mit einem speziellen Konzept sollen Ausschreitungen zu Silvester verhindert oder schnell eingedämmt werden.

Unter anderem ist in der „heißesten Nacht des Jahres“ die komplette Bereitschaftspolizei im Einsatz. Bei der Bundespolizei wird zudem an einer Ausweitung des „Mitführ- und Abbrennverbots“ von Pyrotechnik gearbeitet.

Silvester: „Brennpunkte“ in Hamburg haben sich für die Polizei verschoben

Die Brennpunkte sind bereits ausgemacht. „Früher haben sich die problematischen Jugendlichen am Jungfernstieg, am Hafenrand und den Landungsbrücken zum Böllern getroffen“, so ein Beamter. „Jetzt bleiben sie in ihrer Gegend.“ So heißen in diesem Jahr die vermuteten Einsatzschwerpunkte für die Polizei zum Jahreswechsel Osdorfer Born, Lurup, Steilshoop, Billstedt und Bergedorf, dazu insbesondere Neuallermöhe.

Ein komplett eigener Einsatzabschnitt wird der Bereich Harburg sein, wo der Harburger Ring und der Stubbenhof im Stadtteil Hausbruch als potenzielle Orte für Krawall gelten. Am Harburger Ring hatten zuletzt um die 350 Jugendliche zu Halloween randaliert und Einsatzkräfte der Polizei mit Böllern attackiert. In Hausbruch waren beim letzten Jahreswechsel zunächst Linienbusse gezielt mit Feuerwerk beschossen und die Fahrer mit Laserpointern geblendet worden. Später richtete sich Gewalt auch gegen in dem Bereich eingesetzte Feuerwehrleute.

Das Konzept für die Nacht ist es, dass man schnell auf entstehenden Krawall reagieren will. An allen Wachen sind sämtliche Peterwagen besetzt. In jeder Region, zu der zumeist mehrere Wachen gehören, gibt es eine „schnelle Eingreiftruppe“, die sich aus diesen Peterwagenbesatzungen zusammensetzt. Reichen sie nicht aus, um Ausschreitungen einzudämmen, wird aus dem Führungsstab Bereitschaftspolizei zugeordnet. Im Führungsstab hat man in der Nacht auch den Blick auf das gesamte Geschehen in der Stadt.

Randale zu Silvester? Führungsstab hat vom Polizeipräsidium aus die Stadt im Blick

Im Innenstadtbereich wird die Polizei das Böllerverbot rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt durchsetzen müssen. Weitere Schwerpunkte sind der Hafenrand und die Landungsbrücken, wohin allein um die 15.000 Menschen kommen dürften, um den Jahreswechsel zu begehen. Später wird bis in den Morgen der Kiez der Einsatzschwerpunkt im Bereich Mitte sein, wo 30.000 Feiernde erwartet werden. So sind in der Innenstadt mehrere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei gebunden.

Eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei ist auch fest für den Bereich Harburg verplant. Dort ist es vor allem der Bereich Harburger Ring, der sich schon zu einem „traditionellen“ Krawallort entwickelt hat. Der Bereich gilt bei der Polizei als besonders schwer zu kontrollieren, weil es nicht nur überirdisch zahlreiche Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten für Randalierer gibt. Durch den dortigen S-Bahnhof und die dazugehörigen Tunnelanlagen ist eine Überwachung noch schwieriger.

Polizei plant Feuerwerksverbot auch auf zentralen S-Bahnhöfen

Im Hintergrund arbeiten in der Nacht mehrere „funktionale“ Abteilungen der Polizei. Dazu gehört beispielsweise die Kripo, die noch in der Nacht bei Straftaten die Sachbearbeitung übernehmen wird. Verstärkt wird auch die Bundespolizei im Einsatz sein.

Sie hat eine Allgemeinverfügung herausgebracht, nach der in der Silvesternacht kein Feuerwerk, ausgenommen sogenanntes Jugendfeuerwerk der Kategorie 1, im Hamburger Hauptbahnhof und im Bahnhof Harburg, was dort sowohl den S- wie auch den Fernbahnhof betrifft, mitgeführt werden darf. Nach Informationen des Abendblattes wird an einem Mitführ- und Abbrennverbot von Pyrotechnik in den S-Bahnhöfen Reeperbahn, Jungfernstieg und Landungsbrücken gearbeitet.

Pyroverbot: Auch das Mitführen von Feuerwerk ist dann auf den Bahnhöfen untersagt

Das Verbot bedeutet, dass man nicht einmal Feuerwerk mitnehmen kann, wenn man beispielsweise zu einer Party will. Aus der Bundespolizei hieß es dazu, dass man „mit Augenmaß“ kontrollieren werde. Flächendeckende Kontrollen sind weder geplant noch möglich. Man will ganz gezielt erkannte Problemklientel überprüfen.

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Bereits im Einsatz ist und war der Jugendschutz der Polizei. Die Beamten haben einschlägig bekannte Krawallmacher aufgesucht und mit ihnen „normverdeutlichende Gespräche“ oder anders ausgedrückt „Gefährderansprachen“ durchgeführt.

Sie richten sich vor allem an Randalierer, die schon bei den Krawallen zu Halloween aufgefallen waren. Bei ihnen handelt es sich zum überwiegenden Teil um Jugendliche.

Feuerwehr Hamburg: Scheiben der Fahrzeuge werden mit Schutzfolien verstärkt

Ebenfalls verstärkt im Einsatz ist die Feuerwehr. Scheiben von Löschfahrzeugen und Rettungswagen wurden nach den Erfahrungen der letzten Silvesternacht mit Splitterschutzfolien verstärkt.

An den Feuerwachen werden die sogenannten K-Rettungswagen voll besetzt, die sonst eine Art Reserve sind. Die Angehörigen der freiwilligen Feuerwehren werden die Silvesternacht an den Wachen verbringen, um schnell ausrücken zu können.