Hamburg. Allein elf Radfahrer starben. Auch zwei Kinder sind unter den Opfern. Der Unfall vom Heiligabend ist aus traurigem Grund besonders.

Das Jahr 2023 wird mit Blick auf die Verkehrsunfallstatistik eines der folgenschwersten der vergangenen zehn Jahre sein. Bislang wurden 28 Verkehrsunfälle mit 29 Toten bekannt. Eine vergleichbare Anzahl hatte es in den vergangenen zehn Jahren in Hamburg nur 2016 gegeben.

Dabei kann sich die Zahl noch erhöhen – und das nicht nur, weil das Jahr noch nicht zu Ende ist. Als Unfalltote werden all jene Opfer in der Statistik erfasst, die bis zu 30 Tage nach einem Unglück ihren Verletzungen erliegen.

Das Verkehrsunglück in der Nacht zum Heiligabend, bei dem Porschefahrer Sezgin Y. (48) und seine Beifahrerin Anika B. (39) ums Leben kamen, ist der bislang letzte und auch folgenschwerste der tödlichen Verkehrsunfälle in diesem Jahr in Hamburg. Der 48-Jährige war an der Heilwigstraße im Stadtteil Harvestehude mit einem Porsche Carrera 4 über einen Poller gerast. Der Wagen überschlug sich. Die Beifahrerin, die offenbar nicht angeschnallt war, wurde aus dem Fahrzeug geschleudert.

Tödlicher Unfall mit Porsche in Hamburg: Fahrer hatte Führerschein für immer verloren

Der Porsche begann zu brennen. Zeugen löschten die Flammen mit einem Feuerlöscher, redeten mit der einzigen Überlebenden des Unglücks, Insassin Verena Z., bis die Feuerwehr kam. Einsatzkräfte führten bei der auf der Rückbank sitzenden 32-Jährigen eine sogenannte „Crashrettung“ durch, bei der es darum geht, die Unfallopfer so schnell wie möglich aus den Trümmern des Fahrzeugs zu befreien. Dafür stellten die Retter den Porsche mit Steckleitern, die sie wie einen Hebel benutzten, wieder auf die Räder.

Offenbar hatte der 48-Jährige die beiden Frauen nach Hause fahren wollen. Alle drei wohnten nahe beieinander in Winterhude. Doch der Mann hätte sich überhaupt nicht hinters Steuer setzen dürfen: Mittlerweile ist klar, dass der Unfallfahrer keine gültige Fahrerlaubnis besaß. Bereits 2012 war ihm der Führerschein durch eine sogenannte „unanfechtbare Versagung“ nicht wieder ausgehändigt worden.

Unfall von Hamburg-Harvestehude einziger mit zwei Toten

Was zu dem Entzug der Fahrerlaubnis geführt hatte, wurde bislang nicht bekannt. Zudem steht der Mann im Verdacht, unter Einfluss berauschender Mittel gefahren zu sein. In seiner Brieftasche fand die Polizei eine kleine Menge Marihuana. Dem Toten wurde eine Blutprobe entnommen.

Das Unglück an der Heilwigstraße ist der einzige Verkehrsunfall in Hamburg in diesem Jahr, der zwei Todesopfer forderte. Der 48 Jahre alte Mann und die Beifahrerin sind zwei von fünf Insassen eines Autos, die 2023 bei Verkehrsunfällen in der Hansestadt starben. Zuletzt hatte es in Hamburg 2019 mehr Unfalltote gegeben, die in einem Pkw gesessen hatten.

Zahl der getöteten Radfahrer in Hamburg auf einem traurigen Höchststand

Einen bitteren Höchstwert in der Statistik bildet die Zahl der getöteten Fahrradfahrer in Hamburg. Elf Menschen kamen in diesem Jahr im Zusammenhang mit Fahrradunfällen ums Leben. Fünf Radfahrer starben bei den berüchtigten „Abbiegeunfällen“, bei denen schwere Fahrzeuge den Radfahrer erfassten, weil der Mann im Führerhaus den anderen Verkehrsteilnehmer beim Rechtsabbiegen übersehen hatte. In vier Fällen waren es Laster, die mit den Radfahrern kollidierten, in einem Fall ein Reisebus.

Bei weiteren Unglücken starben Radfahrer teilweise ohne Fremdbeteiligung durch Stürze. Bei einer Begebenheit war das Opfer ein 40 Jahre alter Mann, der betrunken auf einer Hebebühne Kunststücke mit seinem Fahrrad machen wollte und dabei das Gleichgewicht verlor. In einem anderen Fall fuhr ein 30 Jahre alter Rennradfahrer in Neuengamme auf ein geparktes Auto auf und starb. Möglicherweise hatte ihn die Sonne geblendet.

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Ums Leben gekommen sind in diesem Jahr auch sieben Fußgänger. Es ist eine der niedrigsten Zahlen in fast zehn Jahren. Nur 2016 hatte es mit sechs einen Fußgänger weniger gegeben, der im Straßenverkehr getötet wurde. Drei der getöteten Fußgänger waren über 65 Jahre alt.

Besonders tragisch ist der Tod von zwei Kindern, die in diesem Jahr auf Hamburgs Straßen bei Verkehrsunglücken starben. In beiden Fällen waren es Jungen, die zu Fuß unterwegs waren. In der HafenCity überrollte Anfang April ein Linienbus auf einem Überweg einen Siebenjährigen, der mit seiner Mutter, der Großmutter und seinem Bruder als Tourist in Hamburg war.

Eine Frau starb in Hamburg nach einem Unfall mit einem E-Scooter

Im August erfasste eine 43-Jährige mit ihrem Trike in Altengamme einen Elfjährigen, der kurz zuvor mit seinem Vater aus einem Bus ausgestiegen war und die Straße überqueren wollte. Der Junge starb noch am Unfallort. Erstmals wird die Statistik auch mindestens einen tödlichen Verkehrsunfall mit einem E-Scooter ausweisen. Ende Oktober war im Grabkeweg in Jenfeld die Fahrerin (38) eines Leihrollers aus ungeklärter Ursache gestürzt. Die Frau erlag wenig später ihren schweren Kopfverletzungen.

Niedrig bleibt weiterhin die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen ein Lastwagenfahrer ums Leben kam. In Hamburg gab es, wie im Vorjahr, einen Fall. Ende September starb ein 44 Jahre alter Trucker auf der A7 bei Eidelstedt, als er mit seinem Lastwagen auf einen anderen Lkw auffuhr. Es ist einer von fünf tödlichen Verkehrsunfällen auf Autobahnen im Hamburger Stadtgebiet. Diese Zahl ist für die letzten Jahre eher hoch.