Hamburg. 2021 gab es wieder mehr Unfall-Hotspots in Hamburg. Wo es besonders häufig krachte und wo vor allem Radfahrer vorsichtig sein sollten.

In der Innenstadt und in Eidelstedt liegen die gefährlichsten Straßen Hamburgs. Nirgendwo sonst in der Hansestadt wurden innerhalb eines Jahres so viele Verkehrsunfälle mit verletzten Menschen registriert wie auf einem Abschnitt der Willy-Brandt-Straße, der Ludwig-Erhard-Straße und der Holsteiner Chaussee im Bereich der Anschlussstelle Eidelstedt.

Das belegen Geo-Daten der Polizei. In allen drei Streckenteilen wurden zwischen elf und 20 Verkehrsunfälle registriert, bei denen Menschen zu Schaden kamen.

Unfall Hamburg: Schwerpunkt Willy-Brandt-Straße

2021 hat es wieder deutlich mehr Unfallschwerpunkte gegeben als im vom Lockdown geprägten Jahr 2020. Damals hatte die Polizei nur einen Abschnitt als extrem hoch belastet eingestuft. Wie auch 2021 handelte es sich dabei um den Bereich, wo die Willy-Brandt-Straße in die Ludwig-Erhard-Straße übergeht. Dort liegt die große Kreuzung – sie gilt als absoluter Unfallschwerpunkt.

Dabei waren 2021 in die dort erfassten Verkehrsunfälle nicht nur Kraftfahrzeuge verwickelt: Zwei der elf Unfälle waren durch Zusammenstöße zwischen Radfahrern und Fußgängern verursacht worden – auch sie flossen in die Bilanz ein. Der Bereich war auch in den Vorjahren hoch belastet: Im gesamten Straßenzug bis hoch zur Glacischaussee verzeichnet die Polizei eine hohe Zahl von Unfällen mit Radfahrerbeteiligung.

Viele Unfälle: Das sind Hamburgs gefährlichste Straßen

Im weiteren Verlauf der Willy-Brandt-Straße kam es auch im Bereich Meßberg zu besonders vielen Verkehrsunfällen mit Verletzten. In den Vorjahren war dieser Streckenabschnitt dagegen eher unauffällig gewesen. Auf der Holsteiner Chaussee ist es der Bereich in Höhe des Auf- und Abfahrtsbereichs der A23, wo sich das Unfallgeschehen ballt. Auch dort kam es in den vergangenen Jahren zu einer Häufung von Verkehrsunfällen mit Verletzten.

Mithilfe der Geodaten erfasste Straßenabschnitte sind in fünf Kategorien eingeteilt: Als wenig belastet gelten Abschnitte mit einem Verletzten pro Jahr, als leicht belastet Segmente mit zwei oder drei Verletzten. Belastet sind Straßenabschnitte mit vier bis sechs Verletzten. Hoch belastet bedeutet, dass es sieben bis zehn Verletzte gab und extrem belastet, dass hier mindestens elf Menschen zu Schaden kamen.

Auch die Straße An der Alster: Zahlreiche Unfälle mit Verletzten

In der Einstufung „hoch belastet“ gibt es deutlich mehr betroffene Teilstrecken. Vor allem auf der Ost-West-Achse, die sich durch die Innenstadt, am Heiligengeistfeld vorbei über die Budapester Straße und weiter über die Stresemannstraße Richtung A 7 zieht, liegen sieben hoch oder extrem belastete Straßenabschnitte.

Auch auf der Straße An der Alster gibt es allein drei Abschnitte, die durch Verkehrsunfälle mit Verletzten hoch belastet sind. Dazu kommt noch der direkt angrenzende Bereich Ferdinandstor, der ebenfalls der zweithöchsten Kategorie angehört. Die Unfallschwerpunkte liegen im Kreuzungsbereich Höhe Ferdinandstor, in Höhe Gurlittstraße und Lohmühlenstraße. Auch das Umfeld des Dammtorbahnhofs ist ein Unfallschwerpunkt. Auffällig: In drei der vier Abschnitte dort sind oft Radfahrer an Verkehrsunfällen beteiligt.

Ein weiterer Unfall-Hotspot in Hamburg: die Hoheluftchaussee

Außerhalb des Innenstadtbereichs und der Verkehrsachsen ist es die Hoheluftchaussee, Höhe Breitenfelder Straße, die im Vorjahr zum Unfall-Hotspot avancierte. Auch in den fünf Jahren zuvor fiel die Straße durch hohe Zahlen auf.

Im Bezirk Wandsbek ist das Unfallrisiko auf der Wandsbeker Marktstraße (Höhe Wandsbek-Markt) vergleichsweise hoch. Dabei war die Hauptverkehrsstraße in den fünf Jahren zuvor eher unauffällig. In Harburg ist die Hannoversche Straße im Bereich der Walter-Dudek-Brücke ein Schwerpunkt des Unfallgeschehens. Auch dieser Bereich war in den Vorjahren weit weniger betroffen.

Ein kurioser Hamburger Unfallschwerpunkt

Etwas kurios mutet es an, dass auch ein Streckenabschnitt auf der Otto-Wels-Straße, die durch den Stadtpark führt, in die Kategorie „hochbelastet“ eingestuft wurde – zumal hier Tempo 30 gilt.

Alle anderen „Hotspots“ sind indes Teil der Hauptverkehrsstraßen. Die beiden besonders betroffenen Stellen liegen auf Höhe des Überwegs zur Stadtparkwiese und des Übergangs, der sich nördlich davon kurz vor dem Forsthaus befindet. In zwei Fällen waren Radfahrer an den Unfällen beteiligt. Auch in diesem Bereich hat es in den Vorjahren weit weniger häufig gekracht.

Kurt-Schumacher-Allee: Maßnahme ohne große Wirkung

Weitere Unfallschwerpunkte sind auf der Oberaltenallee und auf der Barmbeker Straße zu finden. Auch hier sind besonders stark Kreuzungs- oder Einmündungsbereiche betroffen.

Nicht den gewünschten dauerhaften Erfolg, das verraten die Daten, hat die Einführung von Tempo 30 auf der Kurt-Schumacher-Allee in Höhe der Drogeneinrichtung Drob Inn gebracht. Auch 2022 war der Bereich einer der stärker durch Unfälle mit Fußgängern aufgefallenen Streckenabschnitte. Tempo 30 war im Herbst 2017 eingeführt worden, nachdem es dort 2016 und 2017 vermehrt zu Unfällen mit Fußgängern gekommen war. 2018 und 2019 gingen die Zahlen runter. Im Corona-Jahr 2020 waren hier gar keine verletzten Fußgänger mehr zu beklagen.

Häufungen von Unfällen mit Fußgängern registrierte die Polizei auch auf der Barmbeker Straße, Höhe Semperstraße, und auf der Straße Dovenfleet in Höhe Bei St. Annen. In Harburg sind es zwei Abschnitte des Harburger Rings und der Moorstraße, wo die Polizei ein deutliches Plus von Verkehrsunfällen mit verletzten Fußgängern verzeichnet hat.

Hamburg: 20 tödliche Unfälle in 2021

Für Christian Hieff vom ADAC-Hansa ist das Ergebnis nicht überraschend. „Die Unfallschwerpunkte liegen im Bereich der großen Hamburger Verkehrsadern“, so Hieff. „Wir haben in der Stadt rund 4000 Kilometer Straße, von denen 550 Kilometer Hauptstraßen sind. Auf diesen 550 Kilometern läuft aber rund 70 Prozent des gesamten Fahrzeugverkehrs.“

Insgesamt ereigneten sich im vergangenen Jahr auf Hamburgs Straßen 59.427 Verkehrsunfälle, darunter 6797 mit Personenschaden. 8153 Menschen erlitten dabei Verletzungen. Für 20 Beteiligte endete 2021 ein Verkehrsunfall auf Hamburgs Straßen tödlich.