Norderstedt. Polizei legt Statistik für 2022 vor. Einige Zahlen sind auffällig – und das hat nichts mit dem Ende der Pandemie zu tun.
Mehr Verkehrsunfälle, mehr Fälle mit Personenschaden und auch mehr Verkehrstote – das ist die Bilanz des Verkehrssicherheitsberichts der Polizeidirektion Bad Segeberg für das Jahr 2022. Sehr viel davon lässt sich offenbar auf das Abklingen der Corona-Pandemie zurückführen. Manches aber auch nicht, nämlich die eklatant hohen Unfallzahlen bei E-Bikes und E-Rollern.
Insgesamt verzeichnet der Bericht einen „leichten Anstieg“ bei den Gesamt-Unfallzahlen im Kreis Segeberg, außerhalb von Autobahnen. Insgesamt 7396 Unfälle gab es, gut 85 Prozent davon Blechschäden. Das entspricht gegenüber 2021 einer Steigerung von 5,8 Prozent.
Polizei Norderstedt: Mehr Verkehrsunfälle im Kreis – besonders bei E-Bike-Fahrern
Die Hauptursachen für Unfälle: Vorfahrtsmissachtung oder Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. Selten, nämlich nur in 4,5 Prozent der Fälle, war Alkohol der Grund. „Andere berauschende Mittel“ waren nur in 0,7 Prozent der Fälle im Spiel.
1156 Personen wurden bei einem Unfall leicht verletzt (2021: 959), 153 Menschen erlitten schwere Verletzungen (2021: 148). Es gab zwölf tödliche Unfälle, 2021 waren es nur drei gewesen. Auf der A 7 gab es, zwischen Großenaspe und Hamburg, 2022 drei tödliche Unfälle, 2021 nur einen.
Kommissar: Zahl der Unfälle nähert sich wieder dem Niveau vor der Pandemie an
Polizeihauptkommissar Christian Hesse vermutet hinter all diesen Steigerungen allerdings vor allem einen statistischen Effekt. „Ich gehe davon aus, dass das vor allem mit dem Ende der Corona-Zeit zu tun hat“, sagt Hesse, der bei der Polizei das Sachgebiet 1.3 - Verkehr leitet.
Laut Hesse seien 2022 wohl einfach wieder mehr Menschen Auto gefahren als 2021. Deshalb hätten sich die Unfallzahlen wieder dem Niveau der Jahre vor der Pandemie angenähert. Das zeige etwa der Blick auf die Daten des Jahres 2018, in dem es etwa elf tödliche Verkehrsunfälle gab.
Verdoppelung bei E-Bike-Unfällen – und zwei Todesfälle
Indes: Zwei Zahlen sind „trotzdem sehr auffällig“, wie Christian Hesse sagt. 2022 sind im Kreis Segeberg 73 Fahrer von E-Bikes verunglückt, 2021 waren es nur 37. Zwei E-Bike-Fahrer starben sogar nach einem Unfall. Und es verunglückten auch 25 Fahrer von E-Rollern, 2021 waren es nur 13. In beiden Fällen hat sich die Zahl nahezu verdoppelt.
„Das ist schon eine eklatante Steigerung“, sagt Hesse. Seine Erklärung: „Es gibt immer mehr E-Bikes und E-Roller auf unseren Straßen. Meiner Meinung nach haben wir da noch längst nicht den Höhepunkt erreicht“, sagt er. Und es ist dann wohl auch mit immer mehr Unfällen zu rechnen – auch deshalb, weil manche mit diesen Verkehrsmitteln nicht richtig umgehen können.
Manche E-Bike-Fahrer schätzen offenbar die Risiken falsch ein
Christian Hesse: „Die Vermutung liegt nahe, dass manche Fahrer von E-Bikes und Rollern die Risiken falsch einschätzen.“ Insbesondere E-Bikes könnten schnell hohe Geschwindigkeiten erreichen, „das ist einfach etwas ganz anderes als ein herkömmliches Fahrrad.“
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Sein Appell an alle, die sich ein E-Bike anschaffen oder mit einem E-Roller fahren: „Man sollte unbedingt erst einmal im nicht öffentlichen Verkehrsraum üben oder gegebenenfalls Fahrkurse belegen.“ Außerdem rät er dringend dazu, Helme zu tragen. „Die verhindern wirklich die schlimmsten Kopfverletzungen.“
Polizei Norderstedt: 2022 wurden besonders viele neue Autos zugelassen
Im Kreis Segeberg gibt es immer mehr Autos – und offenbar haben sich im vergangenen Jahr besonders viele einen neuen Wagen angeschafft. Auch das geht aus dem Verkehrssicherheitsbericht hervor. Demnach waren im vergangenen Jahr 245.955 Autos im Kreis zugelassen, 2021 waren es noch 210.767 Autos.
„Das ist schon eine sehr deutliche Steigerung, auch im Vergleich zu anderen Kreisen“, sagt dazu Hauptkommissar Christian Hesse.