Hamburg. Menschen sparen so Wasser, Verbrauch sinkt. Warum das Schietwetter auch sein Gutes hat und wie es um das Grundwasser bestellt ist.
Da hat das Hamburger Schietwetter auch sein Gutes: „Nass und sprunghaft“, sei das Wetter in Hamburg im hydrologischen Jahr gewesen, das zum 1. November abgelaufen ist, erklärte Ingo Hannemann, Geschäftsführer von Hamburg Wasser, am Freitag bei der Vorstellung der Bilanz. Mit fast 900 Millimetern wurden knapp 20 Prozent mehr Niederschlag in Hamburg-Fuhlsbüttel gemessen als im Vergleich zum langjährigen Mittel seit 1891, das bei 750 Millimetern liege.
Der steigende Niederschlagtrend der vergangenen beiden Jahre setzt sich damit weiter fort. Dabei füllt der versickernde Regen als Teil des Wasserkreislaufes immer wieder unsere Grundwasserstände auf. Aus einer regenreichen langjährigen Periode können die tiefen Grundwasserstände, aufgrund ihrer Witterungsunempfindlichkeit, wieder einen Anstieg verzeichnen.
Hamburg Wasser: Niederschlag von November bis April entscheidend
Dabei betont Ingo Hannemann, dass besonders der Niederschlag im Winterhalbjahr von November bis April entscheidend ist, um die Stadt ganzjährig mit Grundwasser zu versorgen. Aufgrund der fehlenden Verdunstung und der aussetzenden bzw. geringfügigen Wasseraufnahmen der Pflanzen würden die Grundwasserstände wieder gefüllt.
Und es gibt weitere gute Nachrichten: Wassersparende Hausgeräte und zuletzt auch Spardruck wegen hoher Energiekosten und der Inflation haben den Wasserverbrauch in Hamburg weiter sinken lassen. „Beim Blick auf den Wasserabsatz 2023 stellen wir zum dritten Mal in Folge einen rückläufigen Trend fest, und das obwohl seit 2022 rund 40.000 Menschen mehr in Hamburg leben“, heißt es in dem am Freitag präsentierten jährlichen Wasserreport für die Hansestadt.
Wasser sparen: Jeder Dritte duscht jetzt kürzer
Bei einer Umfrage unter Verbrauchern sei herausgekommen, dass ein Drittel der Befragten seit Anfang 2022 kürzer duscht oder badet, berichtet der städtische Versorger Hamburg Wasser. „Standen sie 2021 durchschnittlich neun Minuten unter der Dusche, sind es 2023 weniger als acht Minuten. 10 Prozent gaben auch an, seltener zu duschen. Als Hauptgrund gaben sie an, Energiekosten sparen zu wollen oder dass sie aufgrund der Inflation insgesamt sparsamer geworden sind.“
Insgesamt ist der Trinkwasserabsatz in Hamburg aber schon seit den 1970er-Jahren trotz gestiegener Einwohnerzahlen rückläufig, mit den einzigen beiden Ausnahmen des Hitzejahres 2018 und des Corona-Jahres 2020. „Seitdem nehmen die Jahresverbräuche aber wieder ab, was vor allem auf den ebenfalls gesunkenen Pro-Kopf-Verbrauch zurückzuführen ist“, so Hamburg Wasser.
Hamburger Haushalte sparen viel mehr Wasser
Die Menschen gehen also sparsamer mit dem Trinkwasser um, lautet das Fazit des Versorgers. Das gelte vor allem seit den 1980er-Jahren, als Wohnungswasserzähler installiert worden seien und den Menschen einen besseren Überblick über ihren Verbrauch ermöglicht hätten. Darüber hinaus seien auch Haushaltsgeräte viel wassersparender geworden. „Diese Entwicklungen führten dazu, dass der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch in Hamburg in den letzten 40 Jahren um 31 Prozent auf 111 Liter in 2022 zurückgegangen ist.“
Hannemann appellierte an die Hamburgerinnen und Hamburger, „in Trocken- und Heißphasen besonders sparsam mit Wasser umzugehen“. An den 38 Sommertagen mit mindestens 25 Grad und den sechs Hitzetagen mit mindestens 30 Grad verbrauchten die Bürger gleichzeitig mehr Wasser, wodurch die Systeme stark belastet werden.
Warum das Hamburger Schietwetter sein Gutes hat
Das Hamburger Schietwetter sorge aber eben dafür, dass sich die Hansestadt nicht übermäßig um die Versorgung mit ausreichend Wasser sorgen muss. Mit Blick auf das Grundwasser dürfe man sich über den vielen Niederschlag freuen. „Dass es so viel in Hamburg regnet, verdanken wir maritimen Einflüssen in unserem Klima: Wassermassen, die in der Nordsee verdunsten, regnen in küstennahen Gebieten ab, zu denen auch Hamburg und sein Umland zählen“, so der Versorger. „Bundesländer wie Sachsen oder Brandenburg sind dabei eher von kontinentalem Klima geprägt.“
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Daran dürfte auch der Klimawandel nichts grundlegend ändern. Nach Angaben der Klimawissenschaftlerin Daniela Jacob vom Climate Service Center Germany (GERICS) ist in den nördlichen Bundesländern von einer Zunahme der Niederschläge im Winter und Frühjahr auszugehen. „Der Klimawandel ist ungerecht“, sagte Jacob. „Wo es bisher viel geregnet hat, wird es auch weiterhin Regen geben und da wo es schon vorher trocken war, wird es zukünftig noch trockener.“
Im Lauf von zwölf Monaten seien nur drei Monate unter den durchschnittlichen Regenmengen geblieben, in fünf Monaten habe es relativ durchschnittlich geregnet und in vier Monaten sei teilweise extrem überdurchschnittlich viel Niederschlag heruntergekommen. „In Hamburg können wir weiterhin auf gute Grundwasserressourcen bauen, wenn sie nachhaltig und naturnah bewirtschaftet werden“, resümiert Hannemann.