Hamburg. Rund 3000 Schüler nehmen an den Lernferien im Sommer teil. Was der Schulsenator jetzt von der Bundesregierung erwartet.
Auch ein Jahr nach der Corona-Pandemie bleiben die Lernferien für Hamburger Schülerinnen und Schüler ein wichtiger Bestandteil des Förderprogramms an den Schulen. An der zehnten Auflage der „Ferien-Nachhilfe“ nehmen in diesem Sommer rund 3000 Jungen und Mädchen in 371 Kursen an 160 Schulen teil – das ist rund die Hälfte aller Standorte.
„Die Lernferien haben vielen Schülerinnen und Schülern Rückenwind beim Aufholen der Corona-bedingten Lerndefizite gegeben. Es liegt trotzdem noch viel Arbeit vor uns. Die Lernlücken sind längst noch nicht geschlossen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei einem Besuch einer der Lerngruppen in der Grundschule Jenfelder Straße in Jenfeld.
Schule Hamburg: Auch ein Jahr nach Corona haben Schüler noch Lernlücken
Die Schülerinnen und Schüler besuchen freiwillig die kostenlosen, in der Regel einwöchigen Kurse. Der Lernstoff vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik wird in kleinen Gruppen von durchschnittlich sieben bis neun Schülern wiederholt. Das Angebot umfasst 15 Schulstunden und wendet sich an alle Altersgruppen von der Vorschule bis zur Studienstufe. Die Schulen und die für die Ferienbetreuung zuständigen Träger stimmen sich ab, damit sich die Lernferien gut in die anderen Ferienangebote einpassen.
Die Schulbehörde hatte frühzeitig zu Beginn der Pandemie reagiert und erstmals im Sommer 2020 Lernferien organisiert, um unter anderem durch Homeschooling bedingte Lerndefizite auszugleichen. Das Angebot wird mittlerweile aus dem Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ finanziert. Hamburg erhält für den Zeitraum von zweieinhalb Jahren 32 Millionen Euro. Allerdings läuft das Bundesprogramm im nächsten Jahr aus. Das von der Bundesregierung versprochene Anschlussprogramm steht noch aus.
Rabe fordert den Bund auf, Versprechen einer Weiterfinanzierung einzuhalten
Rabe hatte daher bereits im Mai angekündigt, dass Hamburg die Lernferien sowie weitere Förderprogramme zumindest vorläufig aus eigener Kraft weiterfinanzieren wird. „Wir lassen Hamburgs Schülerinnen und Schüler nicht im Stich. Trotzdem darf sich der Bund gerade jetzt nicht aus der Verantwortung stehlen“, sagte der Schulsenator in Jenfeld.
Mit dem Geld aus „Aufholen nach Corona“ werden bislang unter anderem auch die Unterstützung und Beratung von Kindern und Jugendlichen in psychischen Notlagen sowie das Mentoren-Programm „Anschluss“ für den Übergang von der Grund- in die weiterführende Schule und das Programm „23+ Starke Schulen“ für Standorte in sozial schwieriger Lage finanziert.
Schule Hamburg: Seit 2020 haben 50.000 Schüler an Lernferien teilgenommen
Seit dem Start der Lernferien im Sommer 2020 haben rund 50.000 Schülerinnen und Schüler an dem Programm teilgenommen, wobei inzwischen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist. Vor drei Jahren hatten sich noch 7000 junge Menschen angemeldet, ein Jahr später waren es sogar 9000. Während der Sommerferien 2022 waren es noch rund 4000 Schülerinnen und Schüler gewesen. Die Zahlen der Teilnehmer an den Lernferien während der Frühjahrs- und Herbstferien fallen niedriger aus.
Die Schulbehörde hat errechnet, dass in den bislang zehn Lernferien insgesamt 7039 Kurse mit rund 105.000 Unterrichtsstunden gegeben wurden. Während der diesjährigen Sommerferien bietet das Helene-Lange-Gymnasium (Harvestehude) mit elf Kursen das umfangreichste Programm an, gefolgt von der Grundschule Appelhoff (Steilshoop) mit zehn Kursen. Die Stadtteilschule Wilhelmsburg liegt mit sieben Kursen bei dieser Schulform vorn. Ein Schwergewicht der Lernunterstützung in den Ferien liegt auf Schulen in sozial benachteiligten Lagen: 188 der 371 Kurse finden an 75 Schulen statt, die in diesen Gebieten liegen.
Schule Hamburg: Es gibt zusätzliche Angebote zur Vorbereitung auf Abschlussprüfungen
Seit 2021 gibt es im Rahmen der Lernferien auch zusätzliche Angebote, mit denen sich Schülerinnen und Schüler gezielt auf die Prüfungen zum mittleren Abschluss und das Abitur vorbereiten können. Die Lernferien wenden sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler, die wenig Unterstützung etwa durch die eigene Familie während der Pandemie erhalten haben oder die generell Lernschwächen aufweisen oder Sprachförderbedarf haben.
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Unterrichtet werden die Schülerinnen und Schüler von Honorarkräften, regulären Lehrkräften sowie Erziehern und Sozialpädagogen, die den Kindern und Jugendlichen in den meisten Fällen bereits bekannt sind. Basis des Förderunterrichts sind die Hamburger Bildungspläne und Materialien, die das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) erarbeitet hat.
Dass die Pandemie zu Lernrückständen geführt hat, ist wissenschaftlich untermauert
Dass die von Homeschooling, Hybrid-Unterricht und Schulschließungen begleitete Corona-Pandemie zu Lernrückständen bei Schülerinnen und Schüler geführt hat, ist inzwischen auch wissenschaftlich untermauert. Im vergangenen Jahr sorgte die bundesweite Studie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zur Lernstandsentwicklung für Wirbel.
Ein zentrales Ergebnis war, dass viele Schüler während der Pandemie auch infolge der Schulschließungen den Anschluss verloren und große Lernrückstände aufgebaut hatten. So erreichten deutlich weniger Viertklässler die Mindeststandards in den Fächern Deutsch und Mathematik als bei den Vergleichserhebungen der Jahre 2011 und 2016.