Hamburg. Das Bund-Länder-Förderprogramm wird für die Verbesserung der Gebäude und die Außenanlagen genutzt. Wer davon vor allem profitiert.

Rund drei Milliarden Euro hat die Stadt in den vergangenen elf Jahren in den Ausbau der Ganztagsschulen investiert. Im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogramms kommen jetzt noch einmal 128 Millionen Euro dazu, von denen der Bund rund 90 Millionen Euro übernimmt und 38 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt bereitgestellt. Das Geld soll vor allem für die verbesserte Ausstattung von Gebäuden und in Außenanlagen genutzt werden.

In Hamburg gilt der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz bereits seit 2012 für alle Schülerinnen und Schüler bis zum Alter von 14 Jahren, während viele andere Länder den Ausbau erst jetzt in Angriff nehmen. „Auch wenn wir im Ganztag im Bundesvergleich einen Spitzenplatz belegen, arbeiten wir intensiv daran, die bestehenden Angebote weiter auszubauen. Die Mittel ermöglichen uns nun, diesen Weg fortzusetzen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Schule Hamburg: Eine Freiluftsporthalle für 670.000 Euro

Von dem zusätzlichen Ausbauprogramm werden vor allem die Schulen profitieren, deren Gebäude im Wesentlichen erhalten bleiben, also Schulen, die nicht durch umfangreiche Neubauten erweitert werden. Das betrifft zum Beispiel die Umgestaltung der Schulhöfe, die den Bedürfnissen des Ganztagsbetriebs angepasst werden sollen. Dabei können Klettergeräte, Fußballtore und Sandkisten installiert und Schulgärten eingerichtet werden. Zusätzlich gewinnen überdachte Sport- und Spielflächen mit niedrigschwelligen Bewegungsangeboten eine größere Bedeutung, die naturnah gestaltet werden sollen. Eine solche Freiluftsporthalle entsteht bereits an der Grundschule Heidhorst in Bergedorf für 670.000 Euro.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verbesserung der Schulkantinen. In den zurückliegenden Jahren sind bereits 270 Schulkantinen für jeweils mehr als eine Million Euro gebaut und eingerichtet worden. Mit dem aktuellen Förderprogramm werden zum Beispiel noch mehr Schulen eine Vitalküche erhalten, in der das Essen frisch zubereitet werden kann. Bislang gibt es 48 Vitalküchen an Hamburger Schulen.

Ein wichtiger Baustein für einen funktionierenden Ganztag ist die Einrichtung der Klassenräume, in denen sich die Schülerinnen und Schüler in Hamburg im Gegensatz zu den Planungen anderer Länder auch am Nachmittag aufhalten. Das Bund-Länder-Programm soll auch dafür genutzt werden, dass Schulen Sitzkissen, Decken, Teppiche, Garderoben oder mobile Schränke anschaffen können.

Schulbau Hamburg hat alle Fördermittel abgerufen

Der Bund hatte bereits in einer ersten Förderphase 2020 bis 2022 den Ganztagsausbau in den Ländern mitfinanziert. Mit den damals Hamburg zur Verfügung stehenden 27,3 Millionen Euro wurden 440 Projekte an 222 Schulen realisiert. Größere Bauvorhaben waren zum Beispiel die Errichtung eines Hamburger Klassenhauses mit ganztägig nutzbaren Klassenräumen an der Schule Max-Eichholz-Ring in Lohbrügge für rund 4,2 Millionen Euro und der Neubau einer Kantine an der Georg-Kerschensteiner-Grundschule (Harburg) für 1,5 Millionen Euro.

„Wir freuen uns über die zusätzlichen Mittel des Bundes, die unser Bau- und Sanierungsprogramm weiter voranbringen werden“, sagte Mandy Herrmann, Geschäftsführerin von Schulbau Hamburg. Trotz der engen Marktlage sei es gelungen, alle in der ersten Tranche zur Verfügung stehenden Mittel auch abzurufen und für konkrete Projekte an Hamburger Schulen zu nutzen. Herrmann geht davon aus, dass das auch bei dem neuen Förderprogramm der Fall sein wird. „Die Lage auf dem Bausektor ist angespannt, aber volatil“, sagte die Schulbau-Hamburg-Geschäftsführerin.

Hamburgs Schulen erhalten ein Pauschalbudget für kleine Investitionen

Rabe wies darauf hin, dass zwischen Bund und Ländern ein Mechanismus vereinbart worden sei, der es ermögliche, dass die Mittel, die von Ländern nicht abgerufen worden seien, auf die Länder verteilt würden, die ihr Kontingent bereits ausgeschöpft hätten – wie zum Beispiel Hamburg. „Wir können bei der Abrechnung der ersten Tranche des Förderprogramms bestenfalls noch einmal mit sechs Millionen Euro zusätzlich rechnen“, sagte der Schulsenator.

Zusätzlich erhalten alle Schulen ein nach der Zahl der Klassen bemessenes Pauschalbudget, das die Schulgemeinschaft unter anderem für kleinere Investitionen in Mobiliar oder eine bessere Ausstattung der Außenflächen nutzen kann. Nach Angaben des Schulsenators beläuft sich das Budget einer durchschnittlich großen Grundschule auf 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr. Die weiterführenden Schulen erhalten einen Betrag zwischen 100.000 und 150.000 Euro.

Der BUND fordert naturnahe Außengelände

Der Umweltverband BUND sieht in dem Bund-Länder-Förderprogramm „die einmalige Chance“, die Außenanlagen der Schulen deutlich zu verbessern. „Bis auf ganz wenige Ausnahmen dominieren an Hamburgs Schulen ausgedehnte Pflasterflächen das Außengelände. Gerade an Ganztagsschulen aber sind diese Betonwüsten fatal, da Kinder und Jugendliche sich den Großteil des Tages im Freien aufhalten“, sagte Lucas Schäfer, Geschäftsführer des BUND Hamburg. Vielfach fehle es noch an naturnahen Außenräumen, die zu kindgerechter Naturerfahrung einlüden und zu vielfältiger Bewegung anregten.

Schäfer wies darauf hin, dass sich SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt hätten, bei Neubauten und Sanierungen der Schulhöfe rund ein Drittel davon naturnah zu gestalten und die Schulgemeinschaft von Beginn an einzubeziehen. „Von diesen Vorgaben ist der Landesbetrieb Schulbau Hamburg in der Umsetzung noch weit entfernt“, sagte Schäfer. Angesichts der Klimakrise und des dramatischen Verlusts an Artenvielfalt sei es sinnvoll, Schulhöfe als Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu gestalten. „Das Klima, die Artenvielfalt, vor allem aber unsere Kinder können dabei nur gewinnen“, sagte der BUND-Geschäftsführer.

An Hamburger Schulen gilt der Rechtsanspruch seit 2012

Bis 2029 sollen alle Grundschulkinder das Recht auf ganztägige Bildung und Betreuung erhalten. In Hamburg gilt der Rechtsanspruch für alle Jungen und Mädchen sogar bis zum Alter von 14 Jahren. Allerdings nehmen die Eltern schulpflichtiger Kinder das Angebot je nach Schulform sehr unterschiedlich in Anspruch. Nach Angaben Rabes liegt die Teilnahmequote für den Ganztag an den Grundschulen bei 87,6 Prozent. An den Stadtteilschulen nutzen durchschnittlich 60 bis 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler das Ganztagsangebot. „An vielen Gymnasien liegt die Teilnahmequote bei über 50 Prozent. Es gibt aber einige Standorte, an denen niemand teilnimmt“, sagte Rabe.

In Hamburg ist die Betreuung von 8 bis 16 Uhr kostenlos. Für die sogenannten Randzeiten vor 8 Uhr und nach 16 Uhr sowie in den Ferien werden geringe Gebühren erhoben. Eine vergleichbare Regelung hat nur das Bundesland Berlin. Die anderen Länder haben eine Kostenbeteiligung der Eltern auch in der Kernzeit festgelegt oder planen sie.