Hamburg. Neue Linien, Bahnen mit 200 Meter Länge, bessere Anzeigen, direkter Umstieg zu Bussen: Was Fahrgäste in Hamburg jetzt wissen müssen.

Wer in diesen Tagen die Hamburger S-Bahnen nutzen möchte, der muss schon ziemlich taff sein – oder zumindest einen kleinen bis mittelgroßen Zeitpuffer im Reisegepäck haben. Seit der erneuten Citytunnel-Sperrung, die noch bis zum 3. Dezember andauern wird, stehen Zehntausende Fahrgäste auf Bahnsteigen und in Zügen wieder dicht an dicht. Insbesondere in der Rushhour oder vor Großveranstaltungen wie Fußballspielen dehnen sich die wartenden Fahrgastmassen etwa an den Bahnsteigen der Gleise 1 und 2 sowie 3 und 4 im Hamburger Hauptbahnhof bis auf die Treppenstufen der Zugänge hinauf.

Es ist keine Seltenheit, dass Reisende hoffnungslos überfüllte Züge vorbeiziehen lassen und auf die nächste Verbindung warten müssen. Die Bauarbeiten und das dadurch ausgelöste Chaos waren jedoch unvermeidbar. Sie wurden erst gestartet, als die U-Bahn-Sperrung aufgehoben wurde, damit wenigstens durch Umwege auf Hochbahn-Linien etwas Entlastung im Innenstadtbereich möglich ist. Wie die Verantwortlichen der S-Bahn Hamburg das Problem mit schnellen und mittelfristigen Maßnahmen lösen wollen und wie der neue S-Bahn-Fahrplan vom 10. Dezember an für Entlastungen sorgen könnte, lesen Sie hier.

S-Bahn Hamburg: Kioske am Bahnsteig werden abgerissen

Auf den Bahnsteigen der vier von der S-Bahn bedienten Gleise am Hamburger Hauptbahnhof ist schlichtweg zu wenig Platz für die Tausenden Reisenden im Nahverkehr. Denn gerade der Hauptbahnhof gilt als beliebter Umsteigeort für Pendler wie für Gelegenheitsfahrer. Um den Wartenden mehr Platz zu schaffen, sollen die Kioske auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 3 und 4 daher wegkommen. Geplant ist der Abriss der Buden allerdings erst für das Jahr 2025, wie die S-Bahn auf Anfrage erklärte. Im kommenden Jahr, wenn die Fußball-Europameisterschaft auch in Hamburg Station macht, will die S-Bahn nur an möglichst wenigen Stellen bauen. Auch die Sitzgelegenheiten am Bahnsteig sollen neu sortiert werden.

Neue Treppe von S-Bahnsteigen direkt zu Hochbahn-Bussen

Für eine gleichmäßigere Verteilung der Reisenden an den S-Bahnsteigen des Hauptbahnhofs soll zudem ein neuer Abgang auf der Südseite zum Steintordamm hin sorgen. Ähnliche Abgänge gibt es bereits seit Längerem für die danebenliegenden Gleise des Regional- und Fernverkehrs. Derzeit tendieren die Fahrgäste dazu, sich in der Nähe des Abgangs an der Nordseite des Hauptbahnhofes an der Wandelhalle zu sammeln. Die neue Treppe soll am 26. November eingehoben werden und im Frühjahr begehbar sein, damit sich die Reisenden besser auf der gesamten Länge des Bahnsteigs verteilen.

Bei Hamburger Schietwetter haben Wartende an dem neuen Abgang vorerst das Nachsehen. Im Rahmen des „Masterplans“ zum Umbau des Hauptbahnhofs soll aber bis in die 2030er-Jahre ein Vordach am Steintordamm an der Südfassade des Hauptbahnhofs entstehen.

S-Bahn: Der geplante Zugang zu den Gleisen 3 und 4 des Hamburger Hauptbahnhofes von den Bushaltestellen am Steintordamm.
S-Bahn: Der geplante Zugang zu den Gleisen 3 und 4 des Hamburger Hauptbahnhofes von den Bushaltestellen am Steintordamm. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

S3 und S5 aus dem Hamburger Süden: Mehr Züge, mehr Platz für Reisende

Mit dem neuen S-Bahn-Fahrplan vom 10. Dezember an gehören die zweistelligen Linien S11, S21 und S31 der Geschichte an. Dafür wird die neue S5 eingeführt, die die S3 entlasten wird. Die S5 verkehrt zwischen Stade und Elbgaustraße auf der bisherigen S3-Strecke. Die „neue“ S3 wiederum bedient nun die Strecke von Neugraben bis Pinneberg – und das tagsüber mit neun statt wie bislang sechs Wagen. Ganze 200 Meter ist so eine S-Bahn dann lang. Das zeitaufwendige Koppeln der Züge entfällt.

Bislang war es bei verspäteten Zügen oft so, dass auf das Koppeln verzichtet wurde und Züge mit geringerer Kapazität auf der Strecke zwischen Harburg und Hauptbahnhof verkehrten. Alles in allem bedeutet das für Reisende beispielsweise aus Harburg: Zwei Bahnen in zehn Minuten mit erheblich mehr Kapazität bringen die Menschen ins Stadtzentrum. Hier finden Sie den neuen Linienplan.

S-Bahnen halten künftig länger, um Verspätungen zu vermeiden

Effizienz verspricht sich die S-Bahn Hamburg auch von verlängerten Haltezeiten der Züge. 60 bis 90 Sekunden sollen die Türen an den Bahnsteigen geöffnet sein. Auswertungen der S-Bahn haben ergeben, dass die Fahrgäste ihre Zeit zum Einstieg benötigen. Am Hauptbahnhof hat es aufgrund des Andrangs schon einmal sogenannte „Pusher“ gegeben, die ähnlich wie bei der U-Bahn in Tokio Fahrgästen noch Einstiegslücken zeigten. Das gehört der Vergangenheit an. Zukünftig sollen Anzeigetafeln darauf hinweisen, in welchen Wagen die volle Auslastung noch nicht erreicht ist und wo freie Plätze sind.

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Hauptbahnhof Hamburg und Altona: Vereinfachte Umstiege für die Reisenden

Bei der letzten großen Erhebung aus dem Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie also, nutzten täglich circa 750.000 Menschen das Angebot der Hamburger S-Bahnen. Derzeit liege die Auslastung im Vergleich dazu bei etwa 95 Prozent, für das kommende Jahr rechnet der Betreiber wieder mit Vor-Corona-Zahlen. Nun gelte es, das Angebot schneller auszubauen als die Fahrgastzahlen anwachsen. Klappt das, können Reisende in Hamburg künftig mit erheblich mehr Komfort im Nahverkehr rechnen, so S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke.

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Das gilt im Übrigen auch bei den Umstiegen. Von Dezember an, wenn der Citytunnel wieder frei ist und der neue Fahrplan gilt, sollen Fahrgäste an den beiden Knotenpunkten Hauptbahnhof und Altona bahnsteiggleich umsteigen können. Das Online-Tool „Mit S von A nach B“ macht zudem Vorschläge zu alternativen Umstiegsmöglichkeiten für die Reisenden. Schließlich könnten viele auch an anderen Bahnhöfen als bislang von der einen in die nächste Linie wechseln und die Bahnsteige am Hauptbahnhof oder in Altona somit entlasten.

Verbindungsbahnentlastungstunnel: S-Bahn bohrt neue Strecke

Der große Umbau am Hauptbahnhof geht in den nächsten Jahren weiter. Die Deutsche Bahn will alle Hamburger S-Bahnen an dem Verkehrsknotenpunkt für tägliche 550.000 Reisende (S-Bahn, Nah- und Fernverkehr) unter die Erde legen, nicht nur Gleis 1 und 2. Der sogenannte Verbindungsbahnentlastungstunnel soll vom Hauptbahnhof über Dammtor unterirdisch zum Diebsteich führen. Die Bauzeit wird mehrere Jahre betragen, die genaue Linienführung ist ebenso unbekannt wie Baustart (2028?) und Kosten (mindestens zehn Milliarden Euro).

Allerdings forciert die Deutsche Bahn mit Unterstützung des Hamburger Senats das Projekt. Dadurch würden nicht nur zwei Gleise auf der Verbindungsbahn entlang der Dammtorstrecke frei für Regional- und Fernverkehr. Am Hauptbahnhof würden Gleis 3 und 4 ebenfalls frei für ICE und Nahverkehr. Problem: Während der Bauphase müssten Museum für Kunst und Gewerbe sowie Ohnsorg-Theater vermutlich umziehen.

Hamburger Hauptbahnhof: „Keksdose“ wird abgerissen

So sieht einer der Entwürfe aus, die den Hamburger Hauptbahnhof nach dem geplanten Umbau zeigen.
So sieht einer der Entwürfe aus, die den Hamburger Hauptbahnhof nach dem geplanten Umbau zeigen. © bof architekten & hutterrelmann Landschaftsarchitektur | bof architekten & hutterrelmann Landschaftsarchitektur

Zu den Umbauplänen am Hauptbahnhof zählt auch ein Bürogebäude und die Erweiterung Richtung Süden. Die bisherige, „Keksdose“ genannte Verwaltung wird abgerissen, der Platz neu eingerichtet. Dieser Teil der Neugestaltung hat Kritiker auf den Plan gerufen, die entweder die architektonische Seite nicht gelungen fanden oder bemängelten, dass sich der Charakter des Bahnhofsviertels insgesamt verändern könnte.