Hamburg. 200-Jahr-Feier in angespannten Zeiten: Bürgermeister Tschentscher erinnert an seine Zeit als Arzt, ein Vorgänger an die Privatisierung.
In einer für Krankenhäuser in Deutschland angespannten Lage feiert die Hamburger Asklepios Klinik St. Georg ihren 200. Geburtstag. Die derzeit von Bund und Ländern geplante Neuordnung sorgt für Verunsicherung unter Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften sowie Patienten. Die Krankenhausreform soll zu einer Spezialisierung und Konzentration von medizinischen Leistungen führen. Einige Kliniken werden dabei „abspecken“ müssen und nur noch eine Grundversorgung anbieten. Andere dürften zur Aufgabe gezwungen sein, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft erwartet.
Auch der „Maximalversorger“ AK St. Georg wird betroffen sein. Wie, das kann auch Asklepios-Vorstand Joachim Gemmel nicht vorhersagen, wie er am Freitag beim Festakt im Hotel Atlantic sagte, das Asklepios-Gründer Bernard große Broermann gehört. „Hamburg hat bei der Krankenhausreform eine besondere Verantwortung“, sagte Gemmel mit Blick auf die Gäste aus der Politik wie Bürgermeister Peter Tschentscher und Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (beide SPD). Schlotzhauer sitzt in der entscheidenden Länder-Gruppe, die mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aushandelt, unter welchen Bedingungen Krankenhäuser künftig arbeiten sollen.
Asklepios Klinik St. Georg: Welchen Einfluss hat die Krankenhausreform?
Schon vor dem nächsten Reform-Gipfel Ende November scheint klar: Auch in Hamburg werden Häuser zusammenarbeiten müssen, die bislang Konkurrenten um Patienten und Personal sind. Werden einzelne Stationen an einem Haus aus-, am anderen abgebaut? Dass die Lage anders als in Flächenländern noch nicht panisch ist, hängt damit zusammen, dass Hamburg als Medizinmetropole das Umland erheblich mitversorgt. Bürgermeister Tschentscher sagte: Die Gesundheitsbranche habe mittlerweile mehr Mitarbeiter als der gesamte Hafen. „Für eine Hafenstadt ist das bemerkenswert.“
Er erinnerte sich daran, wie er als junger Arzt im Praktischen Jahr im AK St. Georg arbeitete, als es noch Zwölf-Betten-Säle gab, „mit Vorhängen unterteilt in so kleine Boxen“. St. Georg habe vom „prominenten Privatpatienten bis zum Obdachlosen“ alle behandelt. Er wünsche sich, dass das so bleibt. „Krankenhausreform hin oder her – der Senat wird alles dafür tun.“
Asklepios Klinik: Was die Privatisierung der Krankenhäuser mit der Elbphilharmonie zu tun hat
Asklepios-Vorstand Gemmel sagte, in die Amtszeit des ehemaligen Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) seien zwei wegweisende Entscheidungen gefallen: die Elbphilharmonie zu bauen und die staatlichen Krankenhäuser zu privatisieren. Der Landesbetrieb machte damals jedes Jahr 100 Millionen Euro Verlust, zwei Milliarden Euro für Investitionen fehlten. Dann kam trotz eines anderslautenden, aber nicht bindenden Volksbegehrens das Senats-Votum zum Verkauf der Krankenhäuser.
„Ja, die Asklepios Kliniken haben Gewinne gemacht, wie von Kritikern befürchtet“, sagte Gemmel. „Wir haben modernisiert und investiert. Ob wir das auch nach der Krankenhausreform noch können, bleibt abzuwarten.“ Asklepios ist mit knapp 16.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber Hamburgs.
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Altbürgermeister von Beust, der den Stadtteil um das AK St. Georg und dessen Herausforderungen gut kennt, sagte in seiner volksnahen, aber nicht populistischen Geburtstagsrede: „Bei einem Krankenhaus ist es doch so: Keiner will rein, und wer drin ist, will schnellstmöglich wieder raus.“ Die Kliniken heutzutage hätten mit gigantischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es gebe immer weniger niedergelassene Ärzte, mit dem Altern der Gesellschaft steige gleichzeitig der Bedarf an medizinischen Behandlungen, und die Anspruchshaltung der Patienten wachse. „Jeder googelt sich doch seine Krankheiten.“
Hier finden Sie auf 108 Seiten das Abendblatt-Magazin zum AK St. Georg