Hamburg. Erstes großes Stimmungsbild in Hamburg seit drei Jahren zeigt große Verschiebungen in der Wählergunst. Was hinter dem Absender steckt.
Hamburg ist ein demoskopisches Niemandsland – abgesehen von den heißen Wahlkampfzeiten interessiert sich kaum ein Auftraggeber oder Umfrageinstitut für die politische Lage. So datiert die letzte Umfrage in der Hansestadt aus dem Juni 2020. Im Auftrag der Körber-Stiftung kam das Institut Policy Matters damals zu Ergebnissen, die sich fast mit der Bürgerschaftswahl vom Februar 2020 deckten: Die SPD lag weit vorn bei 39 Prozent, dahinter die Grünen mit 23 Prozent und die CDU abgeschlagen auf Rang drei mit 13 Prozent.
In Hamburg könnte es zu einem Dreikampf kommen
Doch nun haben sich gewaltige Verschiebungen ergeben: Darauf zumindest deuten die Daten des Instituts Wahlkreisprognose hin. Es hat 1000 Hamburger über ein Online-Panel zwischen dem 24. September und dem 2. Oktober befragt. Die Zahlen werden derzeit in der Hamburger Politik-Szene heiß diskutiert, wenngleich ihre Aussagekraft umstritten ist.
Demnach muss die SPD herbe Verluste hinnehmen und kommt nur noch auf 24,5 Prozent der Stimmen. Dicht dahinter rangieren die Grünen (21,5 Prozent) und die Christdemokraten, die auf 21 Prozent kommen. Damit könnte die Bürgerschaftswahl 2025 zu einem Dreikampf werden.
Wahltrend: Direktmandate für die AfD in Hamburg?
Die AfD, die 2020 nur knapp den Sprung über die Fünfprozenthürde schaffte, kommt demnach auf 13 Prozent. Die Linke landet bei 8,5 Prozent, die FDP bleibt mit drei Prozent unter der magischen Marke. Die großen Verschiebungen zur Wahl 2020 ergeben sich vor allem aus dem Bundestrend.
Allerdings lassen sich auch Hamburgensien in die Zahlen hineininterpretieren: In Wahlkreisen, in denen viele Flüchtlinge wie etwa Bramfeld, Farmsen-Berne untergebracht werden, zeichnen sich sogar Direktmandate für die AfD und Stimmenanteile von 20 Prozent und mehr ab.
Junges Umfrage-Insitut setzt auf eigenen Algorithmus
Das Institut Wahlkreisprognose ist noch relativ jung am Markt und setzt auf einen eigenen Algorithmus, bei dem unterschiedlichste Kenndaten bewertet werden. Die klassischen Umfrageinstitute führen hingegen repräsentative Umfragen durch, die zuverlässiger sind.
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Allerdings lag Wahlkreisprognose in der Vergangenheit mit ihren Prognosen und Projektionen oft nah an den tatsächlichen Ergebnissen. Genauere Auskunft kann darüber nur eine klassische Umfrage geben – oder die Bürgerschaftswahl in weniger als eineinhalb Jahren.