Hamburg. Tschentscher und die Senatoren Tjarks und Dressel geben Details bekannt. Welchen Kostenanteil der Bund übernehmen soll.

Auf diese Zahl haben die Hamburgerinnen und Hamburger sehr lange gewartet: Die neue U-Bahn-Linie 5 soll bis zu 16,5 Milliarden Euro kosten. Das gaben Bürgermeister Peter Tschentscher, Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Mittag im Rathaus bekannt. Sie gehen davon aus, dass der Bund bis zu 75 Prozent der Kosten übernehmen wird.

„Der Ausbau unserer Schnellbahnen ist der entscheidende Schritt in der Hamburger Mobilitätswende“, sagte Tschentscher. Deutschlands erste voll automatisierte U-Bahn sei ein „Jahrhundertprojekt“. Mit Steilshoop, der City Nord, der Universität, dem UKE und den Arenen am Volkspark würden viele Stadtteile und große Einrichtungen zum Teil erstmals an das Schnellbahnnetz angeschlossen. 270.000 Menschen würden täglich von der neuen U-Bahn profitieren. Daher sei der Nutzen „optimal“, so Tschentscher.

Verkehr Hamburg: U-Bahn-Linie U5 führt 24 Kilometer durch Hamburg

Die neue U5 soll von Bramfeld über den Hauptbahnhof und Stellingen bis zum Volksparkstadion fahren. 23 neue Haltestellen sind auf der rund 24 Kilometer langen Strecke geplant. Obwohl vergangenes Jahr mit dem Bau begonnen wurde, waren bislang nur die Kosten für den ersten Bauabschnitt zwischen Bramfeld und City Nord bekannt: Diese 5,8 Kilometer lange Strecke soll mittlerweile gut 2,8 Milliarden Euro kosten, nachdem sie ursprünglich auf 1,8 Milliarden taxiert worden war.

Die nun erstmals genannten Gesamtkosten für die U5 wurden nach dem Prinzip des „kostenstabilen Bauens“ ermittelt, das der Senat nach dem Desaster um den Bau der Elbphilharmonie (deren Kosten sich auf 789 Millionen Euro nahezu verzehnfacht hatten) eingeführt hatte. Neben den eigentlichen Bau- und Planungskosten von rund 7,7 Milliarden seien weitere rund 1,1 Milliarden Euro als Vorsorge für potenzielle Kostenrisiken eingeplant sowie zusätzliche Kosten für inflationsbedingte Preissteigerungen während der Gesamtbauzeit.

Hierfür gebe es zwei unterschiedliche Szenarien: Bei einer Inflationsrate von 2,2 Prozent pro Jahr (bis 2041) würde der Kostenaufschlag 5,3 Milliarden Euro betragen, bei einer Inflation von 3,2 Prozent wären es 7,7 Milliarden Euro. In Summe kommt der Senat so auf Kosten zwischen 14 und 16,5 Milliarden Euro. Eine noch genauere Zahl zu nennen, sei bei einem Projekt, dessen Bau sich über mehr als 15 Jahre erstrecke, „nicht möglich“, sagte Hochbahn-Projektleiter Klaus Uphoff. Die U5 soll 2027 auf dem ersten Abschnitt in den Probebetrieb gehen und Ende der 30er Jahre fertig sein.

Förderantrag für ersten Bauabschnitt der U5 bereits gestellt

Damit der Bund sich an den Kosten beteiligt, ist ein Kosten-Nutzen-Verhältnis (NKV) von mehr als 1,0 nötig. Bei der U5 liege dieser Faktor bei 1,23 – das sei das beste Ergebnis, das ein Schienenprojekt in Hamburg bislang erzielt habe, so der Senat. Die U4 zu den Elbbrücken habe ein NKV von 1,11 gehabt, die U4-Verlängerung auf die Horner Geest komme auf 1,10.

Bei der U5 könne Hamburg von der Novellierung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) profitieren, wonach nun insgesamt bis zu 75 statt bislang 60 Prozent der Kosten eines Infrastrukturprojekts durch den Bund finanziert werden können, so der Senat. Hochbahn-Chef Henrik Falk räumte ein, dass eher 70 Prozent realistisch seien, da zum Beispiel Planungskosten vom Bund nur mit zehn Prozent gefördert würden. Für den ersten Bauabschnitt habe man am Montag den ersten Förderantrag über rund 1,3 Milliarden Euro gestellt, weitere 600 Millionen Euro könnten inflationsbedingt hinzukommen – damit komme man auf rund 70 Prozent Förderung für die 2,8 Milliarden Euro.

Verkehr Hamburg: Tjarks schwärmt von neuer Linie U5

„Die U5 erhält nicht nur baulich ein solides Fundament, sondern auch finanziell“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Das 2018 vom Senat aufgelegte „Sondervermögen Schnellbahnausbau“, eine Art Sparbuch für Schienenprojekte, werde bis 2027 mit 2,3 Milliarden Euro gefüllt sein. Aus diesem Topf werde man sukzessive Mittel entnehmen, ihn aber auch weiter befüllen, sodass die Belastung für den Haushalt abgefedert werde, so Dressel, der betonte, dass für die U5 an keinem anderen Projekt in Hamburg gespart werden müsse. Die sich abzeichnende Verständigung zur Finanzierung mit dem Bund sei „eine gute Nachricht“.

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Auch Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) zeigte sich von dem Projekt U5 überzeugt: „Wir haben im HVV so viele Abonnenten wie nie zuvor, die Fahrgastzahlen liegen heute über dem Rekordniveau von 2019.“ Gleichzeitig sei Hamburg eine wachsende Stadt und die Nachfrage nach öffentlichen Mobilitätsangeboten wachse stetig: „Die U5 kann diese große Nachfrage bedienen und künftig mehreren hunderttausend Menschen täglich ein Mobilitätsangebot machen.

Eine Alternative zum Bau der U5 sah Bürgermeister Tschentscher nicht: „Wir brauchen leistungsfähige Systeme, und alle oberirdischen Lösungen haben diese Leistungsfähigkeit nicht“, sagte er mit Blick auf Forderungen nach einer Straßenbahn statt einer U-Bahn. „Wir wollen ja bis 2030 ohne Auto zurechtkommen“, sagte Tschentscher und ergänzte schnell, das gelte zumindest für alle, die das wollen. „Dafür müssen wir runter unter die Erde.“

Er möge sich gar nicht ausmalen, wie Hamburg heute aussehen würde, wenn die Urahnen nicht den Mut gehabt hätten, U- und S-Bahnen zu bauen. Hunderttausende Menschen wüssten jeden Tag gar nicht, wie sie zur Arbeit kommen sollen. In 100 oder 200 Jahren werde man daher sagen: „Gott sei Dank, dass wir diese U-Bahn gebaut haben.“