Die Stage bringt ein neues Musical nach Hamburg, das im Operettenhaus Premiere feiern soll. Sylvester Stallone stellt es am Sonntag vor.
Hamburg. Die Musicalstadt Hamburg scheint um eine Attraktion reicher zu werden. Bereits im kommenden Jahr soll das Musical "Rocky - Fight from the heart", also übersetzt "Rocky - Kampf von ganzem Herzen", in der Hansestadt Premiere feiern. Nach Abendblatt-Informationen soll es das Musical "Sister Act" im TUI-Operettenhaus am Spielbudenplatz ablösen und unter Umständen später in das neue Theater am Hafen umziehen, das dort im Frühjahr 2014 eröffnet werden soll.
Spannend ist zudem, dass es bisher weder am Broadway noch an anderen bekannten Musicalstandorten ein Musical mit diesem Titel gibt. "Rocky" muss also eine Neuproduktion von Stage Entertainment Deutschland sein und wäre damit die erste Show des Unternehmens, die ihre Erstaufführung in Deutschland feiern und weltweit als Musical aus Hamburg gelten würde.
Stage äußert sich nicht zu den Plänen, sondern verweist ausschließlich auf eine Pressekonferenz kommenden Sonntag. Bei dieser werden auch die Profiboxer Vitali und Wladimir Klitschko sowie Schauspieler Sylvester Stallone, 65, anwesend sein.
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+++ Neues Musicaltheater im Hafen +++
Stallone spielte 1976 den Boxer Rocky Balboa in dem Film "Rocky - Die Chance seines Lebens", der Vorlage für das neue Musical ist. Stallone schrieb zudem das Drehbuch. Die Film wurde ein großer Erfolg und gewann 1976 drei Oscars. Es folgten fünf weitere Filme. Die letzte Fortsetzung kam 2006 in die Kinos - mit einem gealterten Rocky, der noch immer von Stallone selbst gespielt wurde. Bis heute begleitet die Geschichte des Untergrundboxers und Schuldeneintreibers Rocky Balboa, der mit einem Kampf gegen einen Profi sein Leben verändern will, unzählige Männer.
Obwohl der Film auch eine Liebesgeschichte enthält, nämlich die zwischen dem Boxer und der schüchternen Tierhandelverkäuferin "Adrian", liegt es nahe, dass "Rocky" ein sehr maskulines und sportliches Musical mit vielen Kampfszenen wird. Offenbar will Stage so mehr männliche Besucher anlocken. Bisher ist das Angebot in Hamburg mit Interpretationen von Disneyfilmen wie "König der Löwen" oder "Tarzan" sowie dem Gospelmusical "Sister Act" eher familien- und frauenlastig.
Ob diese Rechnung aufgehen wird, dürfte von Umsetzung und Besonderheiten abhängen. Die Tiere in der Savanne des Königs der Löwen haben beispielsweise beeindruckende Kostüme - aber was hat Rocky außer ein paar Boxhandschuhen? Die Schlussszene im Boxring ist der Höhepunkt der Geschichte. Wie soll die Kampfarenastimmung in einem Musicalsaal entstehen? Wie echt können die Kampfszenen sein? Und wie maskulin kommt ein singender Boxer rüber?
Überhaupt werden die Lieder ein großes Thema sein. Denn im Gegensatz zu Filmvorlagen wie "Sister Act" mit eingängigen Chorgesängen ist das musikalische Angebot von "Rocky" aus dem Jahre 1976 eher mau. Der aus dem Film bekannte Titelsong "Eye of the Tiger" dürfte in der Show wohl eine wichtige musikalische Rolle spielen. Aber ansonsten? Neben einem guten Drehbuchautor sind also auch Komponisten nötig, die dem Musical einen unverwechselbaren Soundtrack verpassen. In Deutschland gibt es nur wenige Fachleute auf diesem Gebiet, weswegen davon auszugehen ist, dass zumindest Teile des Musicals am Broadway oder in London entwickelt wurden, wo viele Kreative aus der Musicalszene ansässig sind.
Dafür spricht auch ein Artikel der amerikanischen Tageszeitung "New York Times". Im Juni berichtete der bekannte Drehbuchautor Thomas Meehan ("Hairspray" und "Annie") dort von Arbeiten an einem Rocky-Musical.
In jedem Fall dürfte die neue Show dem Musicalstandort Hamburg international mehr Anerkennung einbringen. Sollte Rocky in Deutschland funktionieren und in der Folge auch international gespielt werden, etwa am Broadway, wird es das erste Musical sein, das diesen Weg geht. Normalerweise kommen Broadway-Produktionen in die Hansestadt.
Im weltweiten Musical-Ranking steht Hamburg auf Platz drei hinter London und New York. Klassiker wie "Cats", "Das Phantom der Oper" oder "West Side Story" wurden hier aufgeführt. Seit 1986, als "Cats" in Hamburg Premiere feierte, sind die Übernachtungszahlen in Hamburg viel stärker angestiegen als im Bundesdurchschnitt. Für beinahe jeden zweiten privaten Übernachtungsgast ist mittlerweile ein Musicalbesuch Grund für die Reise an die Elbe. Der gesamte Tourismus und damit auch die Kassen der Stadt profitieren also vom Erfolg der Shows.