Hamburg. „Einiges machen wir natürlich anders als in einem normalen Konzert“ Chefdirigent Klaas Stok erzählt – auch von sehr besonderen Gästen.

Am Sonnabend vor dem vierten Advent (am 21.12.) gibt das NDR Vokalensemble ein besonderes Konzert: In der Kirche am Krankenhaus auf dem Gelände des Albertinen-Krankenhauses kommt ein Programm zur Aufführung, das auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten ist. Chefdirigent Klaas Stok erzählt im Gespräch mit dem Abendblatt von dem Projekt. 

Das NDR Vokalensemble singt für Demenzkranke: „Einiges machen wir natürlich anders“

Bei Ihrem Konzert am kommenden Sonnabend tritt auch ein Chor mit dem Namen „Vergissmeinnicht“ auf. Was hat es damit auf sich?

Der Chor ist sozusagen unser Special Guest. Das ist eine Gruppe, in der Menschen mit Demenz singen. Sie tragen zwei Lieder zum Programm bei.

Das Konzert richtet sich ausdrücklich an Demenzkranke. Wie kam es dazu?

Die Initiative kam aus dem Vokalensemble selber. Wir haben zusammengesessen und darüber gesprochen, was wir für unsere Gebührenzahler machen. Wir gehen in Schulen, Kindergärten, wir singen in der Elbphilharmonie und in Kirchen. Aber was tun wir für die Senioren und die Demenzkranken? So entstand die Idee.

Es gibt beim Konzert des NDR Vokalensembles auch Lieder zum Mitsingen

Und was für ein Programm eignet sich dafür?

Wir singen eine Mischung aus Weihnachtsliedern, Kirchenliedern und normalen Liedern, die man gut kennt. Es ist wichtig, dass die Demenzkranken sich über die Musik erinnern. Natürlich gibt es auch Lieder zum Mitsingen.

Haben Sie so etwas schon mal gemacht?

Vor zwei Jahren haben wir so ein Konzert im Rolf-Liebermann-Studio des NDR gegeben. Das hat sehr viel Spaß gemacht, es war ein richtiges Fest.

Am meisten reagieren demenzkranke Menschen auf bekannte Lieder wie „O du fröhliche“

Worauf haben die Menschen spontan am meisten reagiert?

Auf bekannte Kirchenlieder: „O du fröhliche“, „Vom Himmel hoch“, „Stille Nacht“.

Wie ging es Ihnen und den Sängerinnen und Sängern damit?

Es hat richtig Spaß gemacht zu merken, dass die Leute Spaß hatten zuzuhören. Die Begegnung mit dem Chor „Vergissmeinnicht“ war besonders herzlich. Wenn sie proben, merkt man, wie sehr sie auf die Musik reagieren und wie viel sie aus ihrer Vergangenheit an Texten noch kennen.

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Menschen mit Demenz zu begegnen, konfrontiert uns mit etwas, das uns möglicherweise selbst erwartet. Oder was wir im Umfeld erleben. Ist das nicht auch erschütternd?

Viele von uns kennen ältere Leute, die das haben. Ich habe keine Bange vor diesen Begegnungen. Ich bin seit meiner Jugend oft in Altersheimen aufgetreten und habe das nicht als problematisch oder schwierig erfahren. Das gehört zu unserem Auftrag dazu. Einiges macht man natürlich anders als in einem normalen Konzert. Man weiß nicht, was passiert. Das ist ein bisschen spannend. Vielleicht geht auch mal was schief. Aber wenn sich dann die Atmosphäre einstellt, ist das ein großes Glück.  

Mitsing-Konzert für Menschen mit Demenz 21.12., 16.00, Kirche am Krankenhaus, Albertinen, Hogenfelder Str. 28, Eintritt frei, Anmeldung erforderlich über vokalensemble@ndr.de oder unter 040-4156 3258. Das Konzert wird unter diesem Link per Livestream übertragen.

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