Hamburg. 4000 Besucher lauschten bei den beiden Benefizveranstaltungen für „Hamburger Abendblatt hilft e.V.“ Weihnachtsliedern und Lesungen.
Engel geben ja bekanntlich Schutz und Sicherheit. Und so geben die Chorkinder der Alsterfrösche Ida, Nike und Luisa als Engel verkleidet der zwölf Jahre alten Anna Wilhelm sicheres Geleit von ihrem Platz zum Altarraum des Michels, in dem die Landessiegerin des Vorlesewettbewerbs das Märchen „Reise durch den Zauber des Winters“ mit klarer Stimme und wunderbaren Betonungen vorliest.
„Ich habe anfangs ganz schön gezittert, als ich die vielen Menschen gesehen habe, aber beim Vorlesen wurde ich dann immer ruhiger und bin jetzt richtig glücklich“, sagt die Siebtklässlerin, die sich wie die 2000 Besucher bei der Nachmittagsvorstellung von „Märchen im Michel“ von dem fröhlichen Gesang der Alsterfrösche, dem feierlichen Einzug der Latvian Voices mit ihrer Lichterkönigin und dem Hamburger Mädchenchor verzaubern lässt. Die Benefizveranstaltung des Hamburger Abendblatts ist für viele Menschen ein Höhepunkt der Vorweihnachtszeit und genau die richtige Einstimmung einen Tag vor dem 3. Advent.
Durch das Nachmittagsprogramm führt Ohnsorg-Schauspielerin Sandra Keck, die gemeinsam mit den Alsterfröschen unter der Leitung von Sigrid Hennig, vor allem Lieder von Rolf Zuckowski vorführt wie „Es schneit“ und das „Adventskalenderlied“. Bei Letzterem stellen sich 24 der 48 Chorkinder mit überdimensionalen Kalenderbildern im Mittelgang der Kirche auf und halten die Pappschilder nacheinander in die Höhe – eine wunderschöne Choreografie. Und bei „In der Weihnachtsbäckerei“ singen dann auch viele der Kinder im Publikum lautstark mit. Zwischendurch ertönt es glockenhell von der Empore: Die jüngeren Mitglieder des Mädchenchors Hamburg unter der Leitung von Gesa Werhahn singen „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Carol Of The Bells“.
Benefizveranstaltung: Latvian Voices ziehen mit der Luciakönigin im Michel ein
Und als die Latvian Voices als Lucias zum Schluss der Nachmittagsveranstaltung einziehen und Hauptpastor Alexander Röder die Krone der „Luciakönigin“ entzündet, versammeln sich viele kleine Besucher in den Seitengängen, um kein Detail des feierlichen Moments zu verpassen.
Nicht weniger glanzvoll fällt die abendliche „Märchen im Michel“-Ausgabe aus. Als die fünf Sängerinnen der Latvian Voices die Veranstaltung mit „Angels We Have Heard On High“ eröffnen, wird es mucksmäuschenstill in der voll besetzten Kirche. Mit ihren engelsgleichen Stimmen befördern die lettischen Lucia-Sängerinnen das Publikum förmlich von der ersten Minute an in himmlische Dimensionen. Ihre glockenklaren, virtuos zusammengeführten Stimmen schmeicheln mit diesem und weiteren Songs Ohren und Herzen der Zuhörer – die genau dafür gekommen sind: um weihnachtlich bewegt zu werden und um selbst etwas zu bewegen.
„Märchen im Michel“: Mix aus musikalischen Auftritten und Märchenvorlesungen
So betont Hauptpastor Alexander Röder in seiner Begrüßung auch, dass der Erlös der Veranstaltung dem Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ zugutekommt, der „Tausenden von Menschen jährlich hilft, Not lindert und Sorge in Freude verwandelt“. Dazu würden die Gäste mit ihrem Eintrittspreis beitragen und „dafür aber reichlich belohnt werden“. Und so wird der Mix aus musikalischen Auftritten und Märchenvorlesungen dann auch ein wahrhafter Ohrenschmaus.
Von verschiedenen Stellen des Michels aus lässt der Mädchenchor Hamburg immer wieder seinen Gesang erschallen. Wenn sich die Stimmen der rund 60 Sängerinnen, etwa bei „O du stille Zeit“ oder beim „Andachtsjodler“, dann über den Köpfen der Michel-Gäste vereinen, sorgen sie für anhaltende Gänsehautmomente. Sie erfüllen das Gotteshaus nicht nur mit ihren glasklaren Koloraturen bis unter das Dach, sondern auch mit rhythmisch beeindruckender Klarheit, Schönheit und Präzision.
Auch die Sänger des Neuen Knabenchors Hamburg, geführt von Jens Bauditz, variieren kunstvoll mit Tempi, Lautstärke und Intensität. Bei Liedern wie „Ich steh an deiner Krippen hier“ und „O Come All Ye Faithfull“ verschmelzen die tiefen und hohen Stimmen der rund 30 kleinen und 14 jugendlichen Chormitglieder zu fulminanten Harmonien.
„Märchen im Michel“: Hauptpastor Alexander Röder liest von der Weihnachtsgans Auguste
Bei all der musikalischen Schönheit und Tiefe sorgen die Märchen der verschiedenen Vorleserinnen und Vorleser für Abwechslung und Lacher. Während es bei Hauptpastor Röder, der auch schon am Nachmittag gelesen hat, um eine Weihnachtsgans geht, die am Ende als Familienmitglied am Weihnachtstisch sitzt, statt als Braten auf den Tellern zu landen, liest Schauspielerin Pheline Roggan die Geschichte einer kleinen von Kindern angezettelten Revolution vor: Mit dem Bau Tausender von Schneemännern sorgen die jungen Protagonisten nicht nur für diverse Polizeieinsätze, sondern auch dafür, dass die Schule geschlossen bleibt.
Diesmal findet Anna Wilhelm ganz alleine in den Altarraum und liest erneut das Märchen vom Nachmittag vor: Die Geschichte handelt von drei Kindern, die ihr Dorf, in dem alle Bewohner gern Bücher lesen, vom gefährlichen Bücherwurm befreien wollen. Der verbannt im Winter alle Lesenden in ein verschneites Märchenland, aus dem man nur herausfindet, indem man drei kniffelige Aufgaben löst. Das Märchen ist die Siegergeschichte des Hamburger Märchenschreibwettbewerbs 2023 der Hamburger Märchentage und wurde von Sabina Casandruc geschrieben.
Schauspieler und Synchronsprecher Tim Grobe ist zum ersten Mal dabei
Theater-Intendantin Isabella Vértes-Schütter amüsiert mit einer Weihnachtsgeschichte von Kirsten Boie, in der eine äußerst gemischte Gruppe von Kindern ihr eigenes Krippenspiel entwickelt und für alle aufkommenden interkulturellen und interreligiösen Fragen kindlich-geniale Lösungen hervorbringt. Tim Grobe lässt Herrmann Löns „Wicht vom Heidegrab“ wieder auferstehen, in dem sich das Engagement eines jungen Liebespaares für einen Wicht auszahlt, da dieser sich großzügig mit seinen gesammelten Schätzen revanchiert und den beiden damit ihre Heirat ermöglicht. Der Schauspieler und Synchronsprecher, der zum ersten Mal bei „Märchen im Michel“ vorliest, ist vor allem von dem verbindenden Aspekt der Veranstaltung begeistert und sagt: „Diese Veranstaltung öffnet Räume dafür, dass alle Generationen wieder lesen und vorlesen. Ich bin froh, dabei zu sein.“
Der Moment des Abends bleibt den Luica-Sängerinnen vorbehalten, die zum Abschluss noch einmal mit der Lichterkönigin einziehen und „Santa Lucia“ intonieren. Dieses Mal Kerzen auf dem Haupt und in den Händen tragend, während im Michel die Lichter gedimmt werden – ein Moment, der für lang anhaltende, wohlige Schauer sorgt.
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Nach dem Segen durch den Hauptpastor und dem gemeinsam mit dem Publikum schallend gesungenen „O du fröhliche“, resümiert Vivian Hecker, Leiterin des Abendblatt-Bereichs Marketing und Events: „Jedes Jahr berühren unsere ,Märchen im Michel‘ viele kleine und große Hamburger, verbreiten Frohsinn und spenden Trost. Das macht mich einfach stolz.“ Jetzt kann Weihnachten kommen.