Hamburg. 40 Jahre Pressefotografie in Hamburg: Eine neue Ausstellung ist wild gemischt. Die Werke sind „Schrill, Schräg, Bunt“ – meistens jedenfalls.
Humoristische Comics unter und über der Gürtellinie, Momentaufnahmen aus fünf Jahrzehnten Live- und Kultur-Fotografie oder skurrile Skulpturen von Hamburger Persönlichkeiten wie Udo Lindenberg oder Helmut Schmidt: Die neue Ausstellung in der Fabrik der Künste in Hamm zeigt St. Pauli und Hamburg aus erster Reihe. „Schrill, Schräg, Bunt“ ist das Motto, unter dem sich Cartoonist und Musiker Ulf Krüger, Bildhauerin Marina Krohs und Pressefotograf Ronald Sawatzki zusammengetan haben.
Ausstellung in Hamburg: Goldene Zeiten auf St. Pauli, paffende Promis in schlank
Die sorgfältig kuratierten Fotocollagen Sawatzkis bilden den historischen Kern der Ausstellung, er fotografiert seit den 1980ern für Tageszeitungen und Magazine, eine Zeitlang auch für das Hamburger Abendblatt. Dabei sind große Mengen an Celebrity-Fotos zusammengekommen, die der Livekultur in der Hansestadt ein Denkmal setzen – egal ob Peter Maffay vor dem Logo oder Udo Lindenberg beim Zigarrepaffen.
Ein Schwerpunkt liegt in der Ausstellung auf den goldenen Zeiten auf St. Pauli. Ein großer Teil der Fotografie trägt die Besucherinnen und Besucher von den verrauchten Spitzengardinen im Goldenen Handschuh über den verschwitzten Boxring in der Ritze bis in den biergetränkten Silbersack. Aufgelockert wird die Fotoreihung immer wieder durch die skurril-schlanken Skulpturen von Marina Krohs.
Die neue Ausstellung in der Fabrik der Künste ist „Bunt, Schrill, Schräg“ – und etwas derb
Die „Schrägen Typen“ haben einen Kleiderbügel statt Rückgrat, sind mit Ton angereichert und Gouache bemalt. Das Ergebnis? Bizarre Körperformen ikonischer Filmfiguren, Politikern und Hamburgern. Das kann ein stoischer Karl Lagerfeld oder Robert De Niro als fabelhafter „Taxi Driver“ sein, aber auch Helmut Schmidt mit seiner ikonischen Zigaretten-Schale.
Zum Lachen geht es bei dieser Ausstellung nicht in den Keller, sondern in die obere Etage: Hier präsentiert Ulf Krüger – der als Musikproduzent und Autor unter anderem mit Annett Louisan, Ina Müller und Truck Stop arbeitete – seine minimalistischen, Wortwitz-reichen Comics. Auf den ersten Blick plump, aber oft auch mit entwaffnendem Charme auf die Leinwand gebannt.
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Dabei reibt sich Krüger allzu gern an der gesellschaftlichen „Political Correctness“, überschreitet dabei jedoch (fast) nicht die Grenzen des guten Geschmacks. Und wenn er es tut, ist es meistens auch ganz lustig. Die Ausstellung hält, was sie verspricht: Es ist bunt und schrill, aber gern auch etwas derb und hält die Fotolinse drauf, wenn es mal etwas abgründiger wird. Ein schöner Exkurs in die Hamburger Geschichte.
„Schrill, Schräg, Bunt“ bis 19.1, Fabrik der Künste (Busse 112, 130, U4), Kreuzbrook 12, Mi–Fr 15.00–19.00, Sa/So 11.00–19.00, Eintritt 5,-
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