Hamburg. Ulf Krüger schrieb Lieder für Stars wie Udo Lindenberg und Otto Waalkes. Jetzt griff der 74-Jährige zum Zeichenstift.

Es sind Tausendsassas seiner Art, die Hamburg so lebendig prägen: Der Grafiker und Musiker Ulf Krüger macht kreative Leidenschaften zum Beruf. Zeitlebens lässt sich der heute 74 Jahre alte Künstler von der Muse küssen. Der Titel seines neuen Buchs, prall gefüllt mit Cartoons, ist Programm: „Fisch gestrichen“.

Mitstreiter wie Marius Müller-Westernhagen und Otto Waalkes kommen zu Wort. Olli Dittrich schreibt vom „mit Abstand besten unbekannten Cartoonisten“. Achim Reichel befindet: „Herrlicher Unsinn mit Hintersinn“. Aktuell werden einige der Grafiken von „UK“ in der Galerie Multiple Box in der Innenstadt präsentiert.

Ulf Krüger: Texte für Waalkes, Hallervorden und Dittrich

Feiner Strich und Wortwitz haben es in sich. So wie es seit Jahrzehnten zum guten Ton in Hamburg zählt. Früher flog der junge Wilde aus seiner ersten Band, verkaufte aus Frust sein Schlagzeug, startete ein Studium an der Kunsthochschule. Später spielte er in eigenen Bands wie Leinemann und Rudolf Rock und die Schocker, beide im Norden beheimatet. Längst legendär.

„Erich wird am längsten“ heißt dieser Cartoon von Ulf Krüger.
„Erich wird am längsten“ heißt dieser Cartoon von Ulf Krüger. © KJM Buchverlag GmbH & Co. KG | Unbekannt

Der in Uelzen geborene Kreativgeist schrieb mehr als 800 Songs – für Lonzo („Die Dinosaurier werden immer trauriger“), Otto Waalkes, Udo Lindenberg, Ina Müller und Truck Stop. Als Humorist textete und produzierte er zum Beispiel für Dieter Hallervorden, Olli Dittrich und Jürgen von der Lippe.

Als der freigeistige Buchmacher Klaas Jarchow im vergangenen Jahr auf Ulf Krüger zuging, war man sich rasch handelseinig. Zuvor hatte Jarchows KJM-Verlag mit Sitz in einer Kunstschmiede in Blankenese gehaltvolle Bücher mit Cartoons veröffentlicht. Motto: „Hamburger Strich“.

Apropos Strich. Während seiner Schaffenszeit füllte Ulf Krüger fast zwei Dutzend Ideenbücher, von ihm selbst als „dicke Schwarten“ bezeichnet. Auf diesen unbezahlbaren Fundus an Geistesblitzen, Skizzen und Wortfantasien greift er bei Bedarf zurück. So entstanden Hingucker wie der norddeutsche Chinese „Min Yung“ oder das einmalige Exemplar eines „Ex-Pandas“.

Weichensteller des Beatles-Platzes auf St. Pauli

Vor seiner jetzt publizierten Cartoon-Premiere schrieb Krüger sieben Bücher mit Schwerpunkt Musik in Norddeutschland. Spezialität: Beatles in Hamburg. Nur schwer wird jemand zu finden sein, der besser über eine legendäre Ära im Star-Club auf der Großen Freiheit Bescheid weiß als Krüger. Schließlich trat er selbst einst im Star-Club auf. Er war einer der Weichensteller des Beatles-Platzes auf St. Pauli. Seine Sammlung mit Dokumenten und weiteren Erinnerungsschätzen befindet sich im Besitz des Museums für Hamburgische Geschichte.

Seitdem konzentriert sich Ulf Krüger auf das Sammeln alter Schallplattenoriginale. Einen Teil des gestrigen Sonntags verbrachte er damit, sein Arbeitszimmer daheim im Stadtteil Rotherbaum zu ordnen – und zu entstauben. Auf vielen der gesammelten Vinyl-Raritäten ist Skiffle zu hören.

Zeichnung eines Rettungswagens mit der Aufschrift
Krüger beweist Hintersinn und Wortfantasie. © KJM Buchverlag GmbH & Co. KG | Unbekannt

Dieser vor rund einem Jahrhundert in den USA geborene, lustvolle Musikstil begleitet ihn seit den 1970er-Jahren. Heutzutage fetzt „UK“ in Reihen der Band Red Hot – am Waschbrett. Zuhörer berichten von Sessions voller Inspiration, Lebensfreude und Improvisationskunst. Auch über Skiffle schrieb Ulf Krüger 2013 ein Buch.

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Mit „Fisch gestrichen“ (120 Seiten, 18 Euro) betritt Krüger als Autor eine für ihn neuartige Bühne. Das Credo wird im siebten Kapitel angeführt: „Cannes, muss aber nicht“. Angelsachsen, dickbäuchige „Wampire“ oder ein fahrbereiter „Honda Anakonda“ laden zum Hingucken ein – und zum Schmunzeln.