Hamburg. Der 81 Jahre alte Pianist kam mit seinem fabelhaften Trio in den Großen Saal. Eine besondere Zugabe wärmte das Publikum ordentlich durch.

Jahrzehntelang hatte Kenny Barron nicht in Hamburg gespielt, bevor er im Sommer 2022 sein Elbphilharmonie-Debüt gab. Damals war sofort klar, dass dieser Mann in der Champions League der Jazzpianisten spielt, auch wenn ihm oft nicht die entsprechende internationale Aufmerksamkeit zuteilwurde. Am Sonnabendabend ist der inzwischen 81-Jährige nun erneut im Großen Saal zu Gast, und wieder ist sein Konzert ein Erlebnis – und ein Eintauchen in die Welt der Jazzklassiker. Natürlich hat er eine Nummer von Billy Strayhorn im Programm, dem Arrangeur und Komponisten im Orchester von Duke Ellington, natürlich spielt er ein Stück aus dem Musical „Oklahoma!“, schließlich gehört all das zu der Musik, mit der Kenny Barron aufwuchs.

Elbphilharmonie Hamburg: Von Energie auf der Bühne bis zur Aufmerksamkeit auf Rängen stimmt einfach alles

Sein Spiel am Steinway ist so fließend, so voller Poesie, dass man geradezu darin versinkt. Er spielt Dizzy Gillespies „Be-Bop“ zwar langsamer als das Original („Das ist meinem Alter geschuldet“, sagt er augenzwinkernd.), aber nicht weniger mitreißend. Was auch an seinen Mitstreitern liegt, an Kiyoshi Kitagawa am Bass und Johnathan Blake am Schlagzeug. Während Kitagawa eher begleitende Funktion hat, steht der inzwischen auch mit Soloprojekten sehr erfolgreiche Blake immer wieder im Mittelpunkt und bekommt heftig umjubelte Soloparts, in denen er sein enormes Können zeigen kann.

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Es ist einer dieser Rundum-glücklich-Abende, bei denen von der Energie auf der Bühne bis zur Aufmerksamkeit auf den ausverkauften Rängen einfach alles stimmt. Ob „Nightfall“ von Charlie Haden, „Monk‘s Dream“ von Thelonious Monk oder „Aquele frevo axe“ von Caetano Veloso: Kenny Barron und sein Trio liefern stets auf höchstem Niveau ab und finden dabei immer wieder Wege, auch Altbekanntes neu klingen zu lassen.

Zum Abschluss dann mit „Calypso“ eine Zugabe, mit der Barron auf sein Aufwachsen in einer karibisch geprägten Nachbarschaft verweist. Hier habe er sich seine ersten Sporen als Musiker verdient, erzählt er, hier fühle er sich immer noch zu Hause. Und dann entlässt er sein Publikum mit warmen Karibikgrooves in die kalte Hamburger Nacht.

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