Hamburg. Der Club auf St. Pauli erhält zum fünften Mal einen Applaus-Award. Was sein Veranstaltungskonzept von anderen Locations unterscheidet.
Der Bunker auf dem Heiligengeistfeld erfährt seit Sommer 2024 besonders viel Aufmerksamkeit. Unzählige Touristen und Hamburger passierten schon das Drehkreuz, hievten sich die Treppe hoch und genossen den Ausblick von der begrünten Turmspitze. Und im Bunker? Von Hotels ist die Rede, von Gastronomie und der Georg Elser Halle. Doch schon seit 2006 sorgt das Uebel & Gefährlich in der vierten Etage des ehemaligen Flakturms kontinuierlich für ein vielfältiges Programm. Jetzt wurde es mit einem Preis geehrt.
Kürzlich fand in Rostock zum elften Mal die Preisverleihung zum „Applaus-Award“ statt. In der Kategorie „Beste Livemusikprogramme“ wurde der Club in Hamburg ausgezeichnet. Der Preis ist mit 45.000 Euro dotiert.
Uebel & Gefährlich auf St. Pauli: Hamburger Club gewinnt Award für Livemusikprogramm
Nun also ein Preis für ebendieses Konzertprogramm. Was macht das Konzept explizit aus? „Wir haben ein kuratiertes, diverses und nachhaltiges Musikprogramm“, erläutert René Dachner, Geschäftsführer des Clubs. Er ist seit Juli 2022 geschäftsführender Gesellschafter und seit Gründung des Clubs 2006 ein Teil der Crew. 2023 und 2024 gab es im Uebel & Gefährlich mehr als 300 Veranstaltungen, davon mehr als 200 Konzerte. Darüber hinaus gibt es Lesungen, Kindertheater, Partys, Poetry-Slams.
Auf ein spezifisches Genre ist das Programm im Uebel & Gefährlich nicht festgelegt, es läuft zu wechselnden Anteilen Pop-, Indie-, Electro-, Hip-Hop-, und Rockmusik. „Wir sind ein Club an der Grenze zwischen Underground und Mainstream“, sagt Dachner. Im Normalbetrieb kommt es oft zu mehreren Veranstaltungen am selben Tag: Parallel zum großen Saal spielen deshalb Konzerte im kleineren Turmzimmer. „Im Turmzimmer finden dann Konzerte statt, die quasi unrentabel sind.“ So könne der Club aber auch Newcomern und kleineren Bands eine Bühne bieten, die von den großen Konzerten im 1000 Menschen fassenden Ballsaal finanziell mitgetragen wird.
Club-Branche in der Entwicklung: Bessere Arbeitsbedingungen, höhere Ausgaben
Seit einiger Zeit gibt es auch Firmen-Events, die laut Dachner das Ergebnis der postpandemischen Branchenstruktur sind: „Viele Clubs konnten bis zur Pandemie mit teilweise prekären Hintergründen organisiert werden“, sagt Dachner. Das sei nun anders. „Mittlerweile sind die Strukturen branchenweit gefestigter, mit festen Angestellten und allen Verbindlichkeiten, die dazugehören.“ Eine positive Entwicklung – doch die gestiegenen Kosten seien dadurch auch schwer zu decken. Durch Firmenveranstaltungen, von denen laut Dachner drei bis fünf im Jahr stattfinden, lässt sich auch der kulturelle Betrieb besser absichern. „Wir werden immer zu mindestens 95 Prozent ein Kulturbetrieb sein“, versichert Dachner.
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Die Preise der „Initiative Musik“ werden jährlich in sechs Kategorien vergeben und sind insgesamt mit 1,6 Millionen Euro dotiert. Bundesweit gibt es in diesem Jahr 90 Preisträger, die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in Rostock ausgezeichnet wurden. Auch das Molotow am Nobistor ist in diesem Jahr unter den ausgezeichneten Veranstaltungsorten: Der Preis als „Beste Livemusikspielstätten“ ist mit 30.000 Euro dotiert und geht bundesweit an 17 Clubs.
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