Hamburg. „Die Comedian Harmonists“ kehren zurück, Klaus Hoffmann wachsen „Flügel“, und die Staatsoper gibt Verdis „Luisa Miller“.
Das Leben meint es nicht immer einfach mit Künstlerinnen und Künstlern. Von der Hand in den Mund leben oder alles vom Ersparten bis zur Würde verschwenden, Herzen verschenken und gebrochen zurückbekommen. Klaus Hoffmann, der in der Laeiszhalle gastiert, hat auf seine Art viel über die Jahre erlebt. Gilt auch für Hamburgs bayerische Jazz-Perle Stephanie Lottermoser und die Comedian Harmonists, obwohl natürlich nicht die historischen Stimmwunder auf der Bühne der Kammerspiele stehen. Was noch zu erleben ist, folgt in unsren Kultur-Tipps der Woche.
Den Gefühlen wachsen Flügel: Klaus Hoffmann in der Laeiszhalle
50 Alben! Was für ein Jubiläum, das der Berliner Chansonnier und Schauspieler Klaus Hoffmann 2023 mit „Flügel“ feiern durfte. Seit bald 60 Jahren steht der Jacques Brel von der Spree auf der Bühne, schreibt (jüngst erschien seine Textsammlung „Meine Lieder“), singt, berührt, bestürzt und liebt. Und das immer mit ganzer Seele. Am 25. November versammelt Hoffmann seine Musiker und besucht den Großen Saal der Laeiszhalle. Klar, Hoffmann ist jemand, der gern auf dem Boden bleibt, aber „Flügel“ werden dort trotzdem für große Gefühle wachsen. tl
Klaus Hoffmann & Band Mo 25.11., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 42,50 im Vorverkauf; www.stille-musik.de
A-cappella-Historie: „Die Comedian Harmonists“ kehren zurück
Sie waren vor fast 100 Jahren eine der weltweit ersten Boygroups, die erste deutsche ohnehin. Und sie stehen sowohl für die Blüte der Weimarer Republik als auch für die aufkommende Nazi-Diktatur: Die Comedian Harmonists und ihre wahre Geschichte taugen nicht nur für einen Filmstoff (wie 1997 von Joseph Vilsmaier), sondern auch als Musiktheater für die Bühne. Nachdem ihre Story in Hamburg zuletzt 2019 unter dem Titel „Veronika, der Lenz ist da“ in der Komödie Winterhude spielte, nehmen sich ab 24. November die Kammerspiele des Stücks von Gottfried Greiffenhagen (Buch) und Franz Wittenbrink (musikalische Einrichtung) an. Ex-Thalia-Ensemblemitglied Cornelia Schirmer gibt ihr Regie-Debüt mit einem neu gecasteten Sextett um Pianist Jonathan Wolters, die musikalische Leitung hat Jan-Christof Scheibe. Von „Mein kleiner Kaktus“ über „Schöne Isabella von Kastilien“ bis zu „Irgendwo auf der Welt“ wird a cappella gewiss nichts ausgelassen. str
„Die Comedian Harmonists“ Do 28.-Sa 30.11., jew. 19.30, bis 10.1.2025, Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9-11, Karten zu 25,- (erm. 17,-) bis 50,- unter T. 040/413 34 40; www.hamburger-kammerspiele.de
Preis-Debüt: Ehrung für Verena Keßler mit „Der zweite Roman“
„Der zweite Roman“ ist kein Buchtitel, jedoch der Name eines neuen, mit 4000 Euro dotierten Preises der Christian & Ursula Voß Stiftung für deutschsprachige zweite Romane, die 2022 und 2023 veröffentlicht wurden. Debüt-Preisträgerin ist Verena Keßler mit „Eva“ (Hanser Berlin). Damit gelinge ihr „ein wohl komponiertes Psychogramm vierer Frauen, deren Ansichten und Lebensentwürfe kaum unterschiedlicher sein könnten“, urteilt die dreiköpfige Jury. „Zum Glück schafft Keßler es aber mithilfe ihrer klaren Sprache und der feinsinnigen Figurenerzählung, dass Leserinnen und Leser ihren Figuren überallhin folgen wollen.“ Der Preisträgerin, 1988 in Hamburg geboren und jetzt in Leipzig lebend, lässt sich am 26. November (Laudatio: Nefeli Kavouras) beim Lesen kostenlos zuhören. Sven van Koetsveld (Klavier) begleitet die Preisverleihung. str
„Der zweite Roman“ Di 26.11., 19.30, Literaturhaus Hamburg (Bus 6, 17, 18, Mundsburger Brücke), Schwanenwik 38, Eintritt frei; Anmeldung unter: service@literaturhaus-hamburg.de
Bittersüße Fotografien von Christopher Thomas in der Galerie Persiehl & Heine
„Ich möchte dem Betrachter zeigen, was er zwar kennt, aber so noch nicht bewusst wahrgenommen hat“, sagt der 1961 in München geborene Fotograf Christopher Thomas. Bekannt geworden ist er durch Porträts von Städten wie New York, Paris, Venedig und auch Hamburg. In der Galerie Persiehl & Heine zeigt Thomas die Ausstellung „Bittersweet“: ein beleuchtetes Karussell mitten im Nirgendwo, verlassene Schienen einer Achterbahn unter grauem Himmel, ein Unterschlupf in Fliegenpilz-Optik auf einem verlassenen Berg, ein verstaubtes Piano in einem eingestürzten Zimmer, ein wenig einladendes Leuchtschild mit der Aufschrift „Bar“. Vertraute Motive, die aus ihrer ursprünglichen Umgebung gerissen und neu kontextualisiert wurden und so zu bittersüßen Fotografien werden, mal nostalgisch, mal bedrohlich. Immer spannungsreich. vfe
Christopher Thomas: „Bittersweet“ Di–Fr 11.00–18.00, Sa 11.00–16.00, bis 30.11., Persiehl & Heine (U Rathaus), Bergstraße 11, Eintritt frei; www.persiehl-heine.de
Krimitag mit zehn Autorinnen und Autoren im Kleinen Michel
Seit vielen Jahren organisiert das Syndikat, die Vereinigung der deutschen Krimi-Autorinnen und -Autoren, in der kalten Jahreszeit Lesungen zugunsten eines sozialen Projekts. In Hamburg findet der Krimitag am 29. November im Kleinen Michel statt. Eva Almstädt, Volker Bleeck, Sophie Bonnet, Bianka Echtermeyer, Anja Gust, Franziska Henze, Eva Jensen, Klaas Kroon, Bea De Olivera und Kirsten Püttjer lesen kurze Texte. Anja Goerz moderiert die Lesung. Alle Beteiligten verzichten auf ein Honorar und unterstützen damit die Projektarbeit für die Erhaltung und Sanierung des 1912 errichteten Ledigenheims. Das Wohnheim für alleinstehende Männer mit 112 Zimmern in der südlichen Neustadt, Denkmal der Hamburger Kultur- und Sozialgeschichte, ist heute das letzte seiner Art in Hamburg. pw
Krimitag Fr 29.11., 19.00, Kleiner Michel (S Stadthausbrücke), Michaelisstr. 5, Eintritt frei, Spenden erbeten, Anmeldung unter T. 040/29 81 38 88 oder per E-Mail: anmeldung@stiftungros.de
An der Staatsoper läuft wieder Verdis „Luisa Miller“
Giuseppe Verdis Opern-Schaffen ist für die ganz saftigen Geschichten gut. Liebe, gern die nicht erlaubte, Rache, Mord, am besten alles zusammen. Auf diesen Nenner hat sein Librettist Salvatore Cammarano auch Schillers Trauerspiel „Kabale und Liebe“ gebracht und säuberlich ausgeklammert, was die Vorlage an politisch brisanten Klassenkonflikten verhandelt. Schließlich hatte die Zensur ihre Augen überall. Heraus kam „Luisa Miller“, eine der zu Unrecht unterschätzten Verdi-Opern. 2014 hat Andreas Homoki das Werk an der Staatsoper inszeniert, vom 24. November an steht es viermal auf dem Spielplan. Die Titelrolle singt die Sopranistin Narea Son, ihren Geliebten Rodolfo – der aus Familienräson eine andere heiraten soll –verkörpert der Tenor Giorgio Berrugi. Lorenzo Passerini dirigiert das Philharmonische Staatsorchester. vfz
„Luisa Miller“ Do 28.11., Sa 30.11., Mi 4.12., jeweils 19.00, Staatsoper (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), Dammtorstr. 28, Karten zu 7,- bis 129,- unter T. 040/35 68 68; www.staatsoper-hamburg.de
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