Hamburg. Auftritt zeigt, was einen Ausnahmekünstler vom „nur“ sehr guten Musiker unterscheidet. Dennoch gab‘s im Kleinen Saal einen Schwachpunkt.

Die Jury war sich so einig wie selten. Deshalb hat der Pianist Arsenii Moon beim Busoni-Wettbewerb im vergangenen Jahr nicht „nur“ alle vier Sonderpreise, sondern auch den Benedetti-Preis abgeräumt, der seit 30 Jahren nicht mehr vergeben wurde. Krass!

Was die Juroren so begeistert haben dürfte, ist auch bei Moons Recital im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu bestaunen. Der feingliedrige junge Mann – schwarze Hose, weißes Hemd, die dunkle Mähne per Haarreif gebändigt – vereint nicht nur Musikalität, irrwitzig flinke Finger und einen phänomenalen Klangsinn. Sein Auftritt verströmt auch jene Magie, die einen Ausnahmekünstler von sehr guten Musikern unterscheidet.

Elbphilharmonie Hamburg: Welchen Schwachpunkt das Konzert von Pianist Arsenii Moon hat

Und diese Magie hat viel mit seinem Gespür für Timing zu tun. Mit hauchzarten Zäsuren gliedert Moon beim Konzert in der Elbphilharmonie die Phrasen, lässt Melodien erblühen. Wie gleich zu Beginn, in einer Bach-Fantasie. Der Pianist spielt das Stück nicht nur, er versenkt sich in die Musik, zelebriert ihre Aura. Der Kleine Saal wird zum spirituellen Ort.

Aber nur kurz. Denn bei Mozarts F-Dur-Sonate wandelt sich der Ton. Elegant perlen die Läufe. Und dort, wo Mozart zum Jazzer wird, federn die Rhythmen. Groove kann Arsenii Moon also auch. Ein starker, nein, ein umwerfender Auftakt in der Elbphilharmonie. Wenn es denn ein Haar in der Suppe gibt, dann dass sich der höchstbegabte Pianist manchmal in seiner Tatenkalligrafie zu verlieren droht. Wie in Chopins Andante spianato, in dem er den großen Bogen etwas mehr im Blick haben könnte.

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Auch in Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ wirkt Moons Ansatz zu Beginn eine Spur zu frei, zu detailverliebt. Erst mit dem Satz „Bydlo“, der die Schwere eines Ochsenkarrens mit dunklen Fortissimo-Farben ausmalt, ist die Interpretation voll in der Spur. Ab da entfacht Arsenii Moon einen unwiderstehlichen Sog, wuchtet mächtige Akkorde in die Tasten und steigert das Finale in majestätische Größe. Überwältigend.

Auch die Publikumsjury in Hamburg ist sich einig: Riesenjubel für Moon, der sich mit drei Zugaben bedankt.