Hamburg. 7000 Fans feiern den Briten und seine Band beim Konzert in der Sporthalle. Dabei geht es vor der Bühne manchmal ziemlich wild zu.
Als zweiten Song spielt Frank Turner „Girl From The Record Shop“, ein neues Lied vom aktuellen Album „Undefeated“. Plattenläden? Gibt es die noch? Zumindest in der romantischen Welt des britischen Sängers und Gitarristen tauchen sie noch auf. Aber Turner ist mit seinen 43 Jahren auch kein Jungspund mehr, dafür ein Traditionalist im besten Sinne. Der zudem immer erfolgreicher wird.
„Dies Konzert in Hamburg ist die größte Indoor-Show, die wir jemals in Europa gespielt haben“, freut er sich. Fast 7000 Fans sind in die Sporthalle gekommen, um mit ihm und seinen Sleeping Souls einen mitreißenden Abend zu erleben. Vor 15 Jahren hat er zum ersten Mal im Knust gespielt, danach im Molotow, im Uebel & Gefährlich, in der Großen Freiheit 36 und nun in der Sporthalle.
Frank Turner in der Sporthalle Hamburg – pure Energie und grenzenlose Leidenschaft
Die Bühne ist aufgeräumt, drei Mikros für Turner, Bassist Tarrant Anderson und Gitarrist Ben Lloyd, dahinter auf Podesten sitzen Drummer Cullum Green und Keyboarder Matt Nasir. Viel Platz für Turner, um mit seiner Gitarre von rechts nach links zu hüpfen, zu laufen und zu springen. Der Mann steht für pure Energie und grenzenlose Leidenschaft. Seine Fans sind ebenfalls auf Betriebstemperatur, schon in Stimmung gebracht durch die exquisite Vorband Skinny Lister, eine fünfköpfige Folk-Combo aus London.
Die dicht gedrängt stehende Menge tanzt, sofern das in der Enge möglich ist, gehorcht jeder Anweisung ihres Idols und singt die bekannten Nummern aus voller Kehle mit. Das Treiben vor der Bühne ist wild, doch Turner hat ein Auge darauf. „Kümmert euch um eure Nebenleute, helft jemand, wenn er stürzt, und ruft die Security, wenn es ein Problem gibt!“, sagt er.
Mittendrin nimmt Frank Turner das halsbrecherische Tempo für vier Songs raus
Gut eindreiviertel Stunden dauert der Auftritt. Mittendrin nimmt er das halsbrecherische Tempo raus, als er sich als Solist bei vier Songs nur mit der akustischen Gitarre begleitet. In diesem Part spielt er auch das ergreifende „A Wave Across The Bay“ für seinen Freund Scott Hutchison von der Band Frightened Rabbit, der vor ein paar Jahren Suizid verübt hat. Turner ist ein ernsthafter Musiker und einer, der gelernt hat, Verantwortung für sich und seine Fans zu übernehmen.
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Die Stimmung in der Sporthalle ist extrem ausgelassen, aber friedlich und sicher. Jeder hat Spaß, aber nie auf Kosten anderer. Nach den ruhigen Folksongs geht‘s punkig bis zum Schluss weiter: mit dem wuchtigen „Ceasefire“ oder dem ultraschnellen „Try This At Home“ und vier weiteren Songs im Zugabenblock. Und die Fans am Ende des Abends? Sind erschöpft und glücklich.