Hamburg. Der Musiker macht sich für den Erhalt des Clubs stark. Mit Versen, die klingen wie eine Hymne für den Durchhaltewillen und klarer Botschaft.
„Die Menschen, die das Molotow betreiben, sind meine Familie, mein Stamm. Sie brennen wirklich für die Musik“, erzählt Frank Turner im Backstage-Bereich des Clubs. Es gibt Donuts und Melone. Draußen in der Frühsommersonne stehen die Fans bereits Schlange. Und drumherum in der Spielstätte laufen noch die letzten Vorbereitungen für zwei Soli-Shows, die der erfolgreiche Folkpunker am Freitagnachmittag und -abend spielen wird.
Zum Ende des Jahres muss das Molotow seinen Standort am Nobistor verlassen, um Platz für ein Hotel zu machen. Draußen im Fenster verkündet eine rot leuchtende Digitalanzeige, wie viele Tage noch bleiben. An diesem Freitag sind es 228. Zusammen mit der Stadt sucht Betreiber Andi Schmidt seit Monaten neue Räumlichkeiten auf St. Pauli. „Vielleicht gibt es da eine Option“, sagt Schmidt. Aber da ist noch nichts fix. Dabei drängt die Zeit. Denn längst hätten Planung und Booking für 2025 beginnen müssen.
Frank Turner im Molotow: Erhalt des Hamburger Clubs ist Herzensangelegenheit für ihn
Parallel läuft weiterhin die Kampagne „Molotow Must Stay“, für die sich Frank Turner von Anfang an starkgemacht hat. Eigentlich tritt er längst vor Tausenden von Menschen auf, im Oktober etwa in der Hamburger Sporthalle. Doch Turner ist es eine absolute Herzensangelegenheit, kleine Läden wie das Molotow zu unterstützen. Schlicht, mit Akustikgitarre und inbrünstiger Stimme. Die Tickets, die zusammen mit einer eigenen Molotow-Ausgabe seines neuen Albums „Undefeated“ verkauft wurden, waren innerhalb einer Stunde vergriffen.
„Ich habe das erste Mal 2009 am alten Standort am Spielbudenplatz im Molotow gespielt. Das war perfekt: Die Leute haben dicht an dicht geschwitzt, gesungen, getanzt“, erinnert sich der 42-Jährige. Auch in seiner Heimat Großbritannien setzt er sich über den „Music Venue Trust“ für Underground-Bühnen ein. Orte wie das Molotow seien eine Art Forschungsstätte für die Musikbranche, wo Bands ihr Publikum, ihren Sound und ihren Stil der Performance finden können. Vor allem aber seien Clubs enorm wichtige Treffpunkte. „Wenn du dich in einer Menge mit Fremden verlierst und daraus Freunde werden.“ Und diesen Effekt erzielt Turner live im Molotow unmittelbar.
Molotow-Konzert von Frank Turner mit wütendem Nachdruck
Die Augen müssen erst vom gleißenden Tageslicht auf das Club-Dunkel umschalten. Doch dann stellt sich die Wahrnehmung schnell auf Rock-‘n‘-Roll-Energie ein. Turner beginnt sein Set mit einer deutschsprachigen Variante seines neuen Songs „Do One“. Und die Verse klingen auch wie eine Hymne für den Durchhaltewillen des Molotow: „Ihr kriegt mich nicht kaputt.“ Rau gesungen. Und schnell gespielt auf seiner akustischen Gitarre.
Zu „Photosynthesis“ intoniert die Menge aus voller Seele die Zeilen „And I won‘t sit down / And I won‘t shut up“. Ein brachialer und zugleich anrührender Chor. Manche recken die Faust nach oben, andere ihren Bierkrug. Turner hat Humor in seinen Ansagen, aber singt an den entscheidenden Stellen auch mit ernstem bis wütendem Nachdruck. Etwa bei seinem anti-faschistischen Song „1933“.
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Und immer wieder betont er die Bedeutung des Molotow. Kleine Musikclubs bekämen nicht genug öffentliche Anerkennung. „Daher bitte jetzt noch einmal heftigen Applaus!“ Jubel brandet auf. Und während er zum Finale mit „Recovery“, „Get Better“ und „I Still Believe“ Hit um Hit den Laden hochkocht, warten draußen schon die nächsten Fans für das zweite Konzert. The Show must go on.