Hamburg. Die US-Violinistin tanzt, spielt und schwebt mit ihren Tänzerinnen über die Bühne. Nebenbei gibt es viele Lebensweisheiten für das Publikum.

Dass gefühlvolles Geigenspiel, eingängige Popmusik und akrobatische Tanzkunst wunderbar miteinander vereinbar sind, beweist Lindsey Stirling seit mehr als zwölf Jahren. Am Freitagabend zückt sie ihre elektrische Violine für ihr zweites von vier Konzerten in Deutschland. Dem Publikum in der Barclays Arena bieten sie und ihre Tänzerinnen eine anspruchsvolle Show.

Stirling dreht nämlich hoch in der Luft Pirouette um Pirouette um Pirouette, sodass einem schon beim Zuschauen schwindelig wird. Fast zu jedem Song gibt es (mindestens) ein neues Outfit, eine neue Kulisse, ein neues Bühnenelement, an dem Stirling sich wieder grazil – und mit Violine in der Hand – hochzieht. Sie spielt kopfüber, in der Luft, am Boden, seitwärts drehend oder einbeinig.

Lindsey Stirling in Hamburg: Traumartige Sequenzen und die ganze Barclays Arena meditiert

Das Ganze wirkt jedoch nicht überfrachtet, sondern wie eine gut durchdachte Traumsequenz. Ihre Tänzerinnen runden das ganze mit anmutigen Balletteinlagen ab. Stirling spielt in der Barclays Arena fast ihr komplettes neues Album „Duality“, aber auch Klassiker wie „Roundtable Rival“, „Shatter Me“ oder „Crystallize“ dürfen nicht fehlen. Wie das Album ist auch die Show in eine atmosphärische, keltisch angehauchte und eine Pop-lastigere Hälfte geteilt.

Zwischen den Songs ertönen eingesprochene Erzählstimmen aus den Boxen und teilen Lebensweisheiten mit, die zur Selbstreflexion anregen sollen: „Ich lebe in einem Käfig. Vielleicht bin ich der Käfig?“ oder „Kann man gleichzeitig gebrochen und ganz sein?“, fragt die Stimme.

Lindsey Stirling: Instagram-würdige Zitate geben der Show einen besonderen Touch

Ein bisschen kitschig ist das vielleicht, aber es gibt der Show auch einen besonderen Touch: Aus „Serenity Found“ macht Stirling eine Atemübung für das Publikum. Die Meditation habe ihr Leben nachhaltig verändert und das wolle sie nun teilen: „ein … aus … ein … aus …“, gibt die Stimme während des Songs den Atem vor, das Publikum macht es nach.

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Danach geht es mit energetischen Beats und Tänzen weiter: Während Stirling und ihre Tänzerinnen mit bunten Tiermasken und „Untamed“ (ungezähmt) über die Bühne wirbeln, wird der Sound moderner, und es folgen mehr Songs mit lyrischen Parts („Inner Gold“). Der vorherrschende Tanzstil wechselt fließend von Ballett zu modernem Hip-Hop.

Lindsey Stirling: Zum Abschluss gibt es einen astreinen Popsong

Den krönenden Abschluss dieser Transformation bildet „Survive“. Den astreinen Popsong über ihre letzte Trennung („Oh darling, I will survive without your love“) performt Stirling mit verwegener Attitüde und viel Selbstbewusstsein.

Die Zuschauer genießen den Song, wachen auf aus der Traumsequenz, tanzen zur eingängigen Melodie. Als die Performance endet, atmen sie ein letztes Mal kollektiv ein und aus.