Frank Turner pflegt den Typus des ehrlichen Rock 'n' Rollers - so auch live bei seinem souveränen Konzert im Uebel & Gefährlich.
Hamburg. Angefangen hat er in einer Punkband. Wenn Frank Turner in seine Akustikgitarre drischt, sind diese Wurzeln immer noch zu spüren. Doch von dieser rohen Form populärer Musik hat der 28 Jahre alte Engländer sich entfernt, seit er vor fünf Jahren seine Solokarriere startete. Jetzt entspricht er mehr dem Typus des ehrlichen Rock 'n' Rollers - eine Kategorie, die eigentlich schon fast ausgedient hat und höchstens noch für hemdsärmelige Kumpeltypen wie Bruce Springsteen benutzt wird. Als er seine Band Million Dead aufgelöst hatte, machte er alleine weiter, spielte einen Clubgig nach dem anderen, oft mehrere Hundert pro Jahr.
Bei seinem Konzert im Uebel & Gefährlich ist die Souveränität zu spüren, die Frank Turner sich über die Jahre erarbeitet hat. Er kann Tempo geben wie ein Vollblüter im Derby, er spielt seine Gitarre mit der Härte eines Stahlarbeiters, er erzählt Geschichten wie ein Schriftsteller. Angesichts der Lautstärke bleiben zwar lyrische Nuancen auf der Strecke, aber seinem Publikum ist das egal. Da vorn steht ein Sänger, der sich abarbeitet, der Energie freisetzt. Die Texte des gebildeten Künstlers, der einen Abschluss in Geschichte an der renommierten London School of Economics in der Tasche hat, kann man später zu Hause im Booklet seiner CDs nachlesen.
Turner spürt, dass sein Publikum gekommen ist, um zu feiern und Spaß zu haben. Deshalb wird ein Drei-Minuten-Song nach dem anderen rausgehauen mit "The Road" sowie "St. Christopher Is Coming Home" als Höhepunkte. Nach 70 intensiven Minuten plus der vorzüglichen Vorband Crazy Arm endet der Abend, und das Saallicht geht an. Dass Frank Turner keine Zugabe spielt, ist etwas überraschend. Da kann er sich noch eine Scheibe von Bruce Springsteen abschneiden. Dessen Konzerte dauern meistens drei Stunden.