Hamburg. 1984 gab sie das erste Konzert überhaupt in der Sporthalle. 40 Jahre später feiert sie dort mit 5000 Fans eine Rock-’n’-Roll-Party.

„Hast du etwas Zeit für mich? Dann singe ich ein Lied für dich“, fragte Nena 1983, und auch 41 Jahre später haben 5000 Fans Zeit für sie und ihre Lieder am Donnerstag beim Heimspiel in der gut gefüllten Sporthalle Hamburg. Und für ganz, ganz viel Liebe. „Ich bin zu Hause!“, ruft Nena.

Denn auch wenn die in Hamburg lebende Sängerin nicht immer einfach war und ist (die ganzen deutschen Popstars der 70er- und 80er-Jahre wie Nena, Udo oder Marius sind in vielerlei Hinsicht eine Sorte für sich), so kommt ihr vielleicht naiver Glaube an die spirituelle Kraft der Nähe, beschrieben im Auftaktsong „Liebe ist“, durchaus von Herzen.

Nena: Söhne und Tochter verstärken beim Konzert in der Sporthalle Hamburg die neunköpfige Band

In der Corona-Zeit bekam sie enorm viel Gegenwind für ihre Kritik an den seinerzeit vorgeschriebenen Verhaltensregeln und für Solidaritätsadressen an den völlig frei drehenden Xavier Naidoo – und Applaus von Querdenkern und AfD-nahen Blauherz-Spammern. Aber das alles prallte an ihrem schon berüchtigten Trotz ab. 

Nena
„Wir gehören zusammen“ – das Motto für Nenas Konzert in der Sporthalle. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Viel lieber schart sie beim früh gespielten Hit „Nur geträumt“ und bei „Willst du mit mir gehen“ ihre Familie um sich. Das sind zum einen ihre Söhne Sakias (Gesang) und Simeon (Keyboard) sowie die auch im Vorprogramm spielende Tochter Larissa (Gesang) die Nenas neunköpfige Band verstärken. Und natürlich das Publikum.

Nena präsentiert sich bei ihrem Sporthallen-Comeback in Bestform

„Wir gehören zusammen“ ist wie schon vor einem Jahr im Stadtpark das Tourmotto, was sowohl in der Songauswahl als auch bei den Ansagen, in denen Liebe ein „Leuchtturm“ in Zeiten von Kriegen und Krisen ist, beschworen wird. „Wir schicken Licht.“

„Rette mich“, singt Nena und schrubbt wie schon bei „Zaubertrick“ die Gitarre, „Wir kommen in Frieden“ singen ihre Söhne, „Wunder gescheh’n“ singen alle. Dass Nena über die Jahre musikalisch nicht stehen geblieben ist, zeigt sie mit „Oldschool“, dem Titeltrack zum sehr modernen Album von 2015, und einer rock’n’rolligen Show.

Weitere Konzertkritiken

In der Sporthalle ist sie in Topform, nee, Bestform bei ihrer größten Hamburg-Show seit vielen Jahren. Popkonzerte gibt es in der 1968 eröffneten Sporthalle übrigens seit März 1984. Das erste war: Nena. Als sie fragt, wer dabei war, heben sogar einige die Hand. 

Bei „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ leistet sich Nena einen Texthänger

Nach „99 Luftballons“ mit „Hey Jude“-Outro beendet Nena mit „Ich häng’ an dir“, „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ (mit einem Texthänger), „Zusammen“ und „Alles neu“ den zwei Stunden langen Abend. Bald 50 Jahre steht, tanzt und springt sie mittlerweile auf der Bühne, ob in kleinen Läden wie dem Mojo oder dem Berliner SO36, die sie vor ein paar Jahren auf einer Clubtour besuchte, im Stadtpark oder in den großen Hallen.

Keine Ahnung, ob sie noch darauf wartet, dass irgendwie irgendwo die Zukunft anfängt. Solange noch jemand Zeit für Nena hat, wird sie für uns singen. Das zeigt sie in der Sporthalle sehr deutlich. Wir werden mal zu ihr rübergehen.