Hamburg. Die Solistin spielte mit den Symphonikern Hamburg in der frisch renovierten Laeiszhalle bravourös: ein magischer Abend.
Die nach langen Renovierungsarbeiten frisch herausgeputzte Laeiszhalle hätte es ebenso verdient wie die bestens aufgelegten Symphoniker Hamburg unter Ilan Volkovs Leitung und ihre sogar mit einer Stradivari-Geige aus dem Jahr 1702 ausgestattete Solistin Clara-Jumi Kang, dass ihr erstes VielHarmonie-Konzert dieser Saison restlos ausverkauft gewesen wäre. Leider blieben am Donnerstag aber viel zu viele Plätze leer, was der festlichen Stimmung vor allem mit Jean-Philippe Rameaus Orchestersuite aus der Oper „Naïs“ zu Beginn indes keinen Abbruch tat.
Uraufgeführt 1749 in Paris anlässlich eines endlich geschlossenen Friedens nach acht Jahren Österreichischem Erbfolgekrieg versetzt der große Meister des Barock seine Hörer gleich in der Ouvertüre in einen wahren Freudentaumel. Die aufschnellenden melodischen Figuren und Paukenschläge, die von überraschenden Pausen unterbrochen wurden, nur um der nachfolgenden Klangpracht von zwei Trompeten und drei Posaunen noch mehr Wirkung zu verleihen, spielten die Symphoniker Hamburg in einem ungeheuren Kontrastreichtum. Ilan Volkov, der derzeit Erster Gastdirigent bei Brussels Philharmonic ist, konnte Rameaus raffinierte Wendungen und sein Spiel mit instrumentalen Klangfarben in einer Eleganz herausarbeiten, dass es ein Vergnügen war.
Konzert Hamburg: Clara-Jumi Kang spielt voller Feinheit und Brillanz
Das für Rameau in der Mitte des Orchesters platzierte Cembalo ließ man, um bei all dem Schwung bloß keine Zeit mit einem Umbau zu verlieren, beim romantischen Violinkonzert a-Moll op. 82 von Alexander Glasunow mit der Geigerin Clara-Jumi Kang dann einfach stehen, obwohl es ja gar nicht mehr gebraucht wurde. Das Spiel dieser jungen Solistin koreanischer Abstammung, die derzeit auf allen möglichen Podien dieser Welt ihr Debüt feiert, ist voller Feinheiten und Brillanz, und der intensive Klang ihrer Stradivari beherrschte einfach das ganze Orchester. Mal mündeten aus der Tiefe hochpreschende Läufe der Geige in helle Bläserakkorde, mal wurden sie von sonoren Hornsoli und silbrig aufblitzendem Glockenspiel verziert, und Volkov sorgte immer wieder für die richtige Klangbalance.
- Camerata ließ unterschätzten Komponisten entdecken – gute Idee
- Mozart, Mozart und noch mal Mozart, ziemlich gediegen
- Höchstbegabt: Dieses Konzert fegt das Publikum schlicht vom Teller
Unter seiner Leitung gewann auch Robert Schumanns Symphonie Nr. 2 op. 61 am Ende eine Leichtigkeit und Transparenz, die das Orchester unentwegt aus der Reserve lockte und die Dynamik oft bis an die Grenzen ausreizen ließ.