Hamburg. Eine aktuelle Umfrage des Clubkombinats zeigt: Indie- und Nachwuchskonzerte sind nicht mehr wirtschaftlich. Das dürfte Konsequenzen haben.

Am 24. Oktober rappen Lugatti & 9Nine in der neuen Georg Elser Halle auf dem Feldstraßenbunker, und am 9. November eröffnet der Jazzclub Nica am Alten Wall. Zwei neue Adressen in der Hamburger Musikszene. Sich in schwierigen Zeiten für Livemusik auszuprobieren und zu etablieren ist mutig, denn die Zahlen sprechen dagegen. Zu Erinnerung. Im Dezember werden die Clubs Headcrash und Moondoo schließen.

Jetzt veröffentlichte das Hamburger Clubkombinat, der Interessenverband von mehr als 100 Musikspielstätten, ein aktuelles Lagebild nach einer ausführlichen Branchenerhebung unter den Clubs. Ein Drittel der Mitglieder nahm daran teil und gab an, dieses Jahr bislang im Vergleich zu 2023 einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von elf Prozent und einen Gewinneinbruch um 20 Prozent zu verzeichnen.

Konzerte in Hamburg: Musikclubs beklagen immer höhere Kosten bei immer weniger Publikum

Als Gründe für die gesunkenen Einnahmen und Gewinne führen die befragten Clubs die allgemeinen Kostensteigerungen sowohl für Personal (Security, Technik) als auch für Betriebskosten und Wareneinkauf an. Auch durch die Inflation und ein verändertes Ausgehverhalten nach Corona sei der Publikumszuspruch gesunken – aufzufangen nur durch die Erhöhung von Eintritts- und Gastropreisen. Aber: Diese „wirken wie Gift und bilden einen Teufelskreislauf“, erklärt das Clubkombinat.

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„Die Zurückhaltung der Besuchenden treffen ganz besonders die Nachwuchskonzerte von noch eher unbekannten Live-Acts. Die geänderten Rahmenbedingungen führen zu einer Finanzierungslücke für die Produktionen von Live-Konzerten und DJ-Nächten und verhindern reihenweise Nachwuchsauftritte“, beklagt das Clubkombinat und verweist auch auf die immer teurer werdenden Shows der großen Mainstream-Stars. Laut Umfrage verzichten die Clubs vermehrt auf „Risiko-Bookings“, die kein volles Haus garantieren: „Wir verzeichnen bereits jetzt einen enormen Wandel in den Veranstaltungskalendern, der die kulturelle Vielfalt bedroht. Diese Situation verschärft insbesondere auch die prekäre Lage der Musikschaffenden, deren de facto letzte relevante Einnahmequelle das Live-Geschäft war.“

Musikclub
Gerade gerettet: Das „Hafenklang“ war im Sommer 2024 in finanzielle Schieflage geraten. Fans des Clubs spendeten 175.000 Euro, um den Club an der Großen Elbstraße zu erhalten. © picture alliance / imageBROKER | UWE KRAFT

Clubsterben in Hamburg: Zehn Prozent denken über Schließung nach

Mehr als die Hälfte der befragten Clubs stimmte in der Umfrage der Aussage zu, dass in den kommenden zwölf Monaten Fördergelder benötigt werden, zum Beispiel über den Live Concert Account, der aktuell 56 Antragstellende mit insgesamt 337.000 Euro fördert. Aber langfristig sind Livemusik und Clubkultur laut Clubkombinat auf eine breite Allianz von Bund und Ländern, Branche und Gesellschaft angewiesen: Die verzwickte Lage der Clubs zeige exemplarisch auf, dass ein Kipppunkt für das Ökosystem der Musikwirtschaft überschritten ist.

Über die Beendigung des Veranstaltungsbetriebs in den nächsten zwölf Monaten denken laut Clubkombinat zehn Prozent der befragten Clubs nach. Beunruhigende Zukunftsaussichten.

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