Hamburg. Von Dortmund nach St. Pauli: Marie-Sünje Schade wird Nachfolgerin von Tobias Rempe beim Ensemble Resonanz und wurde mit Konfetti begrüßt.

Konfetti-Regen, Applaus und eines der persönlichen Lieblingsstücke zur Begrüßung, eine Portion Ravel, gespielt von einem Streichquartett? Das hätte man hin und wieder selbst gern am Arbeitsplatz. Aber Marie-Sünje Schade bekam diesen Einstand spendiert. Denn das Ensemble Resonanz freute sich wie Bolle, mit ihr nach mehrmonatiger Suche eine Nachfolgerin für den langjährigen Geschäftsführer Tobias Rempe gefunden zu haben und sie im Resonanzraum präsentieren zu können, als wäre mitten im Oktober schon Weihnachten.

Rempe, als Ex-Geiger direkt aus der Ensemble-Resonanz-DNA kommend, steigt in der Klassik-Welt eine Liga auf, er wird im nächsten Sommer Intendant am Berliner Konzerthaus, mit der Dirigentin Joana Mallwitz als Sparringspartnerin. Schade, in Kiel geboren, bringt diverse passende Voraussetzungen für ihren Wechsel in die Resonanz-Etage im Feldstraßenbunker mit: Einerseits Musikwissenschaft studiert, andererseits aber auch BWL. Leidenschaftliche Klavierspielerin. Erfahrungen gesammelt beim Concerto Köln, in den USA, sowie hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele.

Ensemble Resonanz hat neue Chefin: Warum? „Weil es ein Match ist“

Seit 2020 ist die 33-Jährige am Konzerthaus Dortmund als „Leiterin Konzertplanung und Künstlerischer Bereich“ an der zentralen Schalt- und Planstelle für Konzertabwicklung und Schärfung des künstlerischen Profils tätig. An einem Haus, von außen arg unscheinbar zwischen Dönerbuden und Handyläden in die Dortmunder Fußgängerzone hineingeklemmt, das immer wieder überregional durch unkonventionelle Ideen positiv auffallen konnte, auch über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus. Ein Konzerthaus, in dem das Hamburger Ensemble als Gast bereits mehrfach auftrat. Die Branchenwelt ist eh klein. Alle kennen überall sehr viele.

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Als Schade so im Sommer davon erfuhr, dass Rempe nach fast 17 Jahren seinen Posten verlassen wolle, sei sie zwei Wochen mit dem Grübeln über diese Perspektive schwanger gegangen, berichtet sie direkt nach der kleinen Zeremonie. Dann habe sie Rempe angerufen, um sich weiter zu informieren – und so kam ihr Ball mit ins Spiel, neben etlichen anderen Bewerbungen und jener Auswahl, die eine Headhunter-Agentur der fünfköpfigen Findungskommission zur Begutachtung vorlegte.

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Warum diese Aufgabe, warum diese Stadt, warum dieses, sich sehr gern sehr basisdemokratisch verwaltende Ensemble? „Weil es ein Match ist“, kommt sofort, ohne jedes Zögern von Schade zurück. Auch Rempe, der sich diesen Anfang des Endes seiner Hamburger Zeit vom Resonanzraum-Tresen aus ansah, kommentiert diese Personalie, gewissermaßen unisono: „Ich bin sehr begeistert.“

Ensemble Resonanz: Die Amtsübergabe wird fließend sein

„Wir wollen das Gleiche und brennen für die gleiche Sache“, hatte Schade, randvoll mit Vorfreude, wenige Minuten zuvor im Gespräch mit Ensemble-Mitgliedern erklärt, „und ein Ensemble für die Stadt zu sein – großartig! Ich habe hier 21 Sparringspartner, mit denen ich Ideen austauschen kann.“ Soll wohl heißen, und damit auch Rempes Frei-Stil fortsetzen: Frontalunterricht mit Opus-Material genügt dieser Gruppe nicht, es sollen auch andere Formate für ein anderes als das gelernte, gereifte Publikum sein. Weitermachen wie bisher also, garantiert mit anderen, eigenen Akzenten. „Wenn Musik richtig gut gemacht ist“, schwärmte Schade weiter, „dann geht das wie ein Pfeil mitten ins Herz.“

Erste gemeinsame Ideen werden nun auszubrüten und die Amtsübergabe wird fließend sein, weil auch Rempe in den nächsten Monaten seinen Posten in Berlin vorbereiten muss. Schade jedenfalls kann ihre neue Herausforderung überhaupt nicht abwarten, scheint es. Es bleibt also weiterhin vieles anders beim Ensemble Resonanz.

Nächstes Ensemble-Resonanz-Konzert in der Elbphilharmonie: 20.11., 20 Uhr, Gr. Saal: „euroica – Europa, Beethoven und die Grenzen des Konzertformats“, Beethoven, 3. Sinfonie „Eroica“, Bericht „Sea-Watch 3 – An Europas Grenzen“ nach Tatsachenberichten von der „Sea-Watch 3“ und Publikumsgespräch, Ricardo Minasi (Dirigent).

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