Hamburg. Pünktlich zum Spielzeitbeginn können sich die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in der denkmalgeschützten Laeiszhalle sehen lassen.
Wenige Stunden noch bis zum verspäteten Start in den Laeiszhallen-Saisonstart – und wie es sich für solche Projekte gehört, wird überall noch gewerkelt und geschraubt. Kabel hängen aus Wänden. Handwerker machen Dinge. Große Gegenstände liegen herum. Fast so gut wie praktisch ganz fertig, das ist der aktuelle Aggregatzustand der Laeiszhalle nach einer großen Sanierungs- und Modernisierungsrunde während der Sommerpause.
Nun aber soll es wieder losgehen, und auch weil das Gesamtvorhaben, auf mehrere Jahre verteilt, bis 2027 etwas über 86 Millionen Euro kosten soll, schaut Kultursenator Carsten Brosda am Montagmorgen mitsamt einer Experten-Entourage auf der Noch-Baustelle vorbei, um zu besichtigen, wo das viele schöne Geld hingegangen ist. Und wie und wohin es weitergehen wird.
Laeiszhalle-Sanierung: Alter Glanz und kleine, feine Details
Erste, sichtbarste Veränderung: der Orgelprospekt im Großen Saal. Das Einheitsweiß dieses Raums, das ihm 1943 von den Nazis verordnet wurde, ist nun wieder Geschichte, ausgerechnet sie hatten das Original-Braun überpinseln lassen. Bei peniblen Ausgrabungsarbeiten auf kleinem Raum hat man den Farbton von 1904 wiederentdeckt und komplett freigelegt. Zehn Wochen lang haben bis zu acht Mitarbeiter – wie überall, alles und jeder in diesem Gebäude penibel vom Denkmalschutz beobachtet – die Gesamtfläche minutiös mit Spachteln und Heißluft entweißt.
Das Rüsterholz, ein Schwarzulmenholz, ist seitdem wieder da, als wäre es nie weg gewesen, und fügt sich weitaus harmonischer als vermutet ins Gesamtbild ein. Wo bis zu seinem Ausbau der Spieltisch für die Beckerath-Orgel von 1951 stand, klafft nun eine Lücke, dazugewonnener Stauraum für Chormitglieder. Das Spieltisch-Update wird keine Antiquität sein, sondern natürlich auf neuestem Stand, je nach Bedarf auf die Bühne platzierbar.
Was jetzt noch nicht da ist, ist die dazugehörige, nach den Originalplänen bis ins letzte Detail nachbaubare Walcker-Orgel, diesen Job übernimmt die Bonner Firma Klais, die bereits die Elbphilharmonie bestückte. Sie soll in der nächsten Sommerpause eingepasst und in der übernächsten gestimmt und konzertfein gemacht werden.
Größere Probleme, Zeitverzögerungen, Preisexplosionen à la Elbphilharmonie? Entspanntes Schulterzucken bei der Bau-Truppe. Lief alles und blieb im Rahmen – sieht man von der Insolvenz eines Zulieferers ab, die alle mittendrin unschön überraschte. Den neuen Teppichboden organisierte man aus der Insolvenzmasse, es musste ja auch bei diesem Thema weitergehen, und nun ist überall einheitliches Rot auf den Böden verlegt.
Weltweit einmalig, dieser Einfall
Ebenfalls von Weitem und für jedermann erkennbar sind die neu gestalteten Sanitärräume. Mehr Einheiten als vorher, vielerorts barrierefreier als bislang. Dunkles Mahagoni, Maßarbeit, alles vom Feinen. Für viele der weiteren Aktualisierungen muss man schon genauer hinschauen, um sie im Gewohnten und Liebgewonnenen zu entdecken.
Womit man bei den wirklichen Feinschmecker-Themen angelangt wäre. Unter der Oberfläche des Konzerthaus-Ensembles ist nun sehr vieles wirklich state of the art und nicht mehr auf der Geht-so-gerade-noch-und-hoffentlich-hält-das-Ebene unterwegs. Unter den Stühlen in den Rängen gibt es Lüftungsauslässe, daneben und irgendwo wurden Kabelwege gelegt, die dem Abend-Publikum nichts bringen, aber die organisatorischen Konzertabläufe massiv erleichtern können. In den Decken der Garderoben-Foyers, berichtet Jochen Margedant, kaufmännischer Geschäftsführer der Elbphilharmonie, durchaus stolz und womöglich etwas neidisch, verbergen sich nun modernste Rauchmelde-Anlagen, so klein wie fein. Die Flächen über den Rang-Türen bekommen an der Oberfläche ihre verschnörkelten Beschriftungen Baujahr 1908 zurück. Darunter aber verbergen sich nun Lautsprecher für Alarm-Durchsagen. Ein zweiter Aufzug soll im nächsten Jahr folgen, wird nebenbei mit erwähnt.
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Auch schön: Im Treppenhaus, verborgen unter einem authentisch wirkenden „Entrauchung“-Vermerk, verbirgt sich ein Rauchabzug-Auslöser. Besonders raffiniert und liebevoll ausgetüftelt aber ist ein weiterer Brandschutz-Bestandteil. Die Oberlichter der Türen zum Treppenhaus wurden dafür umgebaut. Im Falle eines Notfalls können sie von einem kleinen, pfiffig verbauten Motor für ordentlichen Durchzug aufgedreht werden. Weltweit einmalig, dieser Einfall. Und damit ein weiteres von vielen Beispielen, die bestätigen, was Florian Hoffmann (SWP Architekten) über die Arbeiten der vergangenen Monate so zusammenfasste: „Wenn der normale Besucher nichts davon sieht, haben wir alles richtig gemacht.“