Hamburg. Um die Anforderungen für das neue Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkultur zu ermitteln, hat der Senat ein originelles Verfahren angewandt.

Kinder und Jugendliche brauchen Kultur, darauf können sich alle einigen. Sie brauchen Angebote, die sie rezipieren können, und Möglichkeiten, sich selbst schöpferisch zu betätigen. Aber wie das konkret aussehen soll, das gerät leicht aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Kinder- und Jugendkultur ist halt nicht glamourös, dafür aber umso kleinteiliger und aufwendiger zu gestalten.

Bereits 2004 und 2012 hatte der Senat Rahmenkonzepte Kinder- und Jugendkultur entwickelt, nun hat Kultursenator Carsten Brosda eine Neufassung vorgestellt. „Wer eine aufgeklärte und freie Gesellschaft will, sollte sich Gedanken darüber machen, wie die Angebote der Kinder- und Jugendkultur aussehen“, erläutert er.  „Es soll damit auch einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung leisten und Kindern und Jugendlichen eine Stimme in der Stadt geben.“ Bei der Planung eines kulturellen Angebots für Kinder und Jugendliche steht also nicht die ästhetische Erbauung als Selbstzweck im Mittelpunkt. Es geht darum, ihrer Lebenswirklichkeit zu begegnen.

Hamburg für Kinder: Wie der Senat sein neues Kultur-Rahmenkonzept erarbeitet hat

Der erste Schritt zum neuen Rahmenkonzept war so ungewöhnlich wie naheliegend, man hat nämlich die Adressaten selbst einbezogen. Das Fundus Theater hat rund 100 Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Schulen und Stadtteilen eingeladen. „Wir wollten, dass sie sich anders ausdrücken können, als wenn sie nur still auf einem Stuhl sitzen müssen. Dazu haben wir Spiele entwickelt“, erklärt die künstlerische Leiterin des Hauses, Sibylle Peters, und nennt ein Beispiel: „Stellt euch vor, wir kämpfen gegen einen unsichtbaren Feind. Was könnte das für ein Feind sein? So konnten wir herausfinden, was die Kinder in ihrem Leben als Schwierigkeiten empfinden – von Umweltverschmutzung bis zu Mobbing.“ Gefragt, was die Kultur leisten soll, kamen Antworten wie „sich dafür einsetzen, dass nicht so schnell über Menschen geurteilt wird“, „gegen die Traurigkeit ankämpfen“, aber auch: „Gratispommes im Museum!“

In „erwachsenen“ Foren haben sich dann Kulturschaffende mit Vertreterinnen aus Verwaltung und Wissenschaft zu Tandems zusammengetan, um Anregungen zu sammeln, mit Experten zu sprechen und – das ist ein Hauptanliegen des Verfahrens – die unterschiedlichen Perspektiven nachhaltig zu verbinden.

Mehr Kultur

Im Mittelpunkt des neuen Konzepts stehen die Bedürfnisse der jungen Menschen, eine möglichst eigenverantwortliche Gestaltung kulturellen Lebens und chancengerechte Teilhabe. Bis zur praktischen Umsetzung liege noch ein hartes Stück Arbeit vor den Beteiligten, sagte Brosda. Immerhin ist für den Doppelhaushalt 2025/26 eine Etatsteigerung für die Kinder- und Jugendkultur in Höhe von über einer halben Million Euro vorgesehen. Wenn der dann auch so verabschiedet wird, kann der Zug weiterrollen.