Hamburg. Schwarze Magie, durch die Mühle gedreht: Das Junge Schauspielhaus startet mit Otfried Preußlers düsterem Jugendroman in die Spielzeit.
- Es glänzen gleich mehrere Neuzugänge am Jungen Schauspielhaus
- Otfried Preußlers bekannter Jugendroman funktioniert auf der Bühne prächtig
- Für junges Publikum ab 12 Jahren
Die Bühne ist fast leer. Nur ein zentraler auf- und niederfahrbarer Aufbau (Bühne: Anna Armann) ist mal Mahlstube, mal Dachboden oder Mahlwerk. Für unheimliche Stimmung sorgen am Jungen Schauspielhaus viel Nebel, ein paar funzelige Lichter und sparsame elektronische Sounds von Martin Baumgartner.
Es ist ohnehin eine finstere Welt, in der der 14-jährige Waisenjunge Krabat aufwächst. „Es war Krieg. Die ganze Welt war in schreckliche, blutige Kämpfe verwickelt“, brüllen fünf in Arbeitsuniformen (Kostüme: Josephin Thomas) gewandete Mühlknappen wie aus einem Mund. Krabat bettelt sich durchs Land. Bis es einen Hoffnungsschimmer gibt: Ein Müllermeister bietet ihm eine Lehrstelle in seiner Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm an. Allerdings muss sich Krabat entscheiden, ob er nur das Mahlen von Getreide oder auch „alles andere“ lernen will.
Das andere ist die „Kunst der Künste“, die schwarze Magie. Ottfried Preußlers düsterer Jugendroman „Krabat“ von 1971, basierend auf der alten sorbischen Krabat-Sage, wirkt auch in dieser Bühnenadaption am Jungen Schauspielhaus absolut gegenwärtig. Regisseur Mathias Spaan und Dramaturgin Stanislava Jević haben eine kluge Textfassung erstellt, die das Geschehen sehr lebendig und heutig erzählt.
„Krabat“ am Jungen Schauspielhaus – schwarze Magie, durch die Mühle gedreht
Im Zentrum steht das Spiel, in dem gleich mehrere Neuzugänge im Ensemble des Jungen Schauspielhauses glänzen, allen voran Payam Yazdani als Krabat. Mitreißend verkörpert er die Facetten des aufgeweckten Heranwachsenden, der in eine Gemeinschaft gerät, in der ein harter Ton herrscht. Themen wie Gehorsam, Bruderschaft, Freundschaft lassen ihn schnell erwachsen werden.
Nach einem Jahr ist Krabat um drei Jahre gealtert und darf sich bereits Geselle nennen. Die schwarze Magie gefällt ihm, solange sie die Mühlsäcke schwebend leicht werden lässt. Auch freundet er sich mit dem Altgesellen Tonda an, der ihn anlässlich eines Rituals am Ostermorgen ins Dorf mitnimmt, wo er sich in die Vorsängerin Kantorka, Alicja Rosinski, verliebt. In der Rolle des innerlich zerrissenen Tonda überzeugt Anastasia Lara Heller.
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Doch es geschehen auch schlimme Dinge in der Mühle. In einem Mahlgang entdeckt Krabat Knochen und Zähne. Tonda verhält sich merkwürdig, und sein Messer wechselt die Farbe. Schließlich stirbt er unter unklaren Umständen – und ein neuer Lehrjunge wird aus der Kälte hereingeschneit.
Schließlich erhellt sich: Der Meister hat einen Pakt mit dem Teufel, dem er jährlich einen seiner Müllerburschen opfern muss, will er nicht selbst sterben – mit Vorliebe wählt er seinen fähigsten Konkurrenten aus, und nun droht Krabat dieses Schicksal.
Krabat hilft die Kraft der Freundschaft
In dieser scheinbar ausweglosen Situation erfährt Krabat die Kraft der Freundschaft des sich nur dumm stellenden Juro, kraftvoll gespielt von Ensembleneuling Parsa Yaghoubi Pour. Er stellt sich seinen Ängsten und erringt im Vertrauen auf die Liebe schließlich die Chance auf echte Freiheit. Mathias Spaan setzt zu Recht ganz auf die Dynamik von Spiel und Sprache und kreiert einen lebendigen und dabei höchst spannenden, sehenswerten Abend.
„Krabat“, für junge Menschen ab 12 Jahren, weitere Termine 24.9., 10.30 Uhr / 25.9., 10.30 Uhr / 26.9., 10.30 Uhr / 28.9., 18 Uhr / 1.10., 10.30 Uhr, Junges Schauspielhaus, Große Bühne Wiesendamm, Wiesendamm 28, Karten unter T. 248713. www.junges.Schauspielhaus.de