Hamburg. Eine Teenagerin ist verschwunden. Die Polizei sucht erfolglos, also müssen die Eltern Heike Makatsch und Axel Stein ran. Wie komisch.

  • Erste deutsche Serie von Apple TV+ feiert am 2. Oktober Premiere
  • Axel Stein und Heike Makatsch gehen auf die Suche nach der 17-jährigen Wanda
  • Wie lustig das ist, ist Ansichtssache

Eine Faustregel für das Genre „Düstere Komödie“ („Dark Comedy“) ist, alle jetzt mal merken: Es muss vor allem komisch gedacht sein, aber nicht zwangsläufig funktionieren. Man soll sich ja gar nicht vor Lachen nicht mehr einkriegen. So gesehen, ist die neue Miniserie „Where‘s Wanda?“, die ab dem 2. Oktober auf Apple TV+ gestreamt werden kann, ein perfektes Beispiel für düsterkomödiantisches Gelingen. Kann man bei lachen, kann man jedoch auch gucken, ohne die Mundwinkel in Bewegung zu setzen.

Die erste deutsche Serie, die der amerikanische Streaming-Anbieter nun im Portfolio hat, stammt aus der Feder des Briten Oliver Lansley und spielt in der fiktiven Kleinstadt Sundersheim. Dort wird mal wieder die Legende des Nuppelwocken gefeiert, der Waldmonsterlegende, die einmal im Jahr eine holde Jungfrau entführt. Diesmal geht tatsächlich eine junge Frau verloren, die 17-jährige Wanda Klatt (Lea Drinda, „Der Greif“). Man könnte sie die rote Wanda nennen, wegen ihres Outfits. Apropos: Hier rennen alle in peinlicher Kostümierung herum, Nuppelwocken-Time halt, da gehört sich das so.

Apple TV+: Neue Serie „Where‘s Wanda?“ – das Grauen in der Kleinstadt

„Where‘s Wanda?“ – wir wissen jetzt, dass auch deutsche Apple-Produktionen durch diesen speziellen Filter gejagt werden, der einem gleich sagt, hier ist Apple am Werk – ist eine Erzählung über das Grauen in der Kleinstadt. Da sind die Menschen ja gerne besonders verschroben, denken sich Großstädter, und manchmal auch gestört. Wie erzählt diese Serie davon? Indem sie die elterliche Suche nach Wanda in den Mauern des Grauens stattfinden lässt. Den Eigenheimen in der Nachbarschaft nämlich, die Dedo Klatt (Axel Stein) und Carlotta Klatt (Heike Makatsch) verwanzen lassen, um ihr Töchterlein zu finden.

Pressefoto  „Where's Wanda?“, ab 2. Oktober 2024 auf Apple TV+
Wanda ist weg, und ihre Eltern suchen sie: Szene mit Lea Drinda in „Where‘s Wanda?“. © Apple TV+ | Apple TV+

Sie spionieren, lauschen und filmen, und wie sie sich Zutritt in die Häuser verschaffen und was sie dort zu sehen bekommen: Das kann man je nach humoristischem Temperament tatsächlich amüsant finden (oder eben nicht). Einer (Joachim Król) sperrt seine Frau im Keller ein, um es mit seiner Geliebten bunt zu treiben. Eine Prepperin mit Rechtsdrall (Ansage an die Klatt-Eindringlinge: „Wahrscheinlich gehört ihr einfach so‘ner links versifften woken Gutmenschenguerilla an“) hat im geheimen Kellerverlies eine wetterfeste Lasagne-Sammlung. Gags aus der Konserve sind das nicht. Auch der Cast unter anderem mit Devid Striesow überzeugt.

„Where‘s Wanda?“ auf Apple TV: Heike Makatsch überzeugt als Xanthippe

Es gibt den Mystery-Plot und gerade bei den Szenen mit den Jugendlichen manchmal auch so etwas wie Esprit. Die Nebenhandlung mit Wandas schwulem und taubem Bruder Ole (Leo Simon) geht klar. Und auch das Zusammenspiel zwischen Makatsch (überzeugend ihr Auftritt als lautstarke Xanthippe) und Stein als verzweifeltem Elternpaar kann man sich anschauen.

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Was fehlt dieser Serie so eklatant? Rhythmus! Die acht Folgen haben jeweils eine Länge von knapp 45 Minuten. Eine Viertelstunde weniger hätte den Effekt der Zerdehnung verhindert, es plätschert insgesamt mitunter etwas vor sich hin. Tempo ist keineswegs ein Gütesiegel, aber bei dem Stoff hätte man dramaturgisch möglicherweise in die Pedale treten können. Immerhin ist die Handlung nicht vorhersehbar, und der Look von „Where‘s Wanda?“ gefällt insgesamt.

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Aber ob das am Weltmarkt bestehen kann? Die kürzlichen Zahlen des größten Streaminganbieters Netflix waren, was den Erfolg von deutschen Produktionen angeht, maximal ernüchternd. Außer dem Mittel-Hit „Liebeskind“ war da praktisch nichts, wo besonders englische Serien wie „Bridgerton“ zuletzt regelmäßig abräumten. „Dark“ ist lange her, seitdem läuft deutsches Serien-Schaffen in globaler Hinsicht unter dem Radar, Ausnahme: die Teenieschmonzette „Maxton Hall“. Eher unwahrscheinlich, dass „Where‘s Wanda?“ das ändern kann.

„Where‘s Wanda“ ist ab dem 2. Oktober auf Apple TV+ abrufbar.