Hamburg. Na grüezi! Ein ganzer Abend mit Kammermusik aus der Schweiz und einigen speziellen Instrumenten im Großen Saal des Konzerthauses.
Es geht nicht darum, den knapp neun Millionen Menschen in der Schweiz ihr Fondue zu versalzen, aber: Auf der Liste der wichtigsten Kammermusik-Länder dürfte ihre Heimat nicht direkt ganz oben stehen. Was in dieser Hinsicht zu einem Platz auf dem Gipfel noch fehlt, soll am 24. September ein Konzert-Marathon in der Elbphilharmonie ausgleichen. Die Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik hat einen Abend mit Überlänge den eidgenössischen Klängen gewidmet. Und wo die Schweizer Fahne weht, dürfen Instrumente wie Alphorn und Hackbrett nicht fehlen. Als Abrundung kommt auch die Blockflöte des Schweizers Maurice Steger zum Einsatz. Wieso, weshalb, warum? Kammermusikfreunde-Vorsitzender Ludwig Hartmann erklärt es.
„Jodelnde Celli“ beim Schweizer Kammermusikfest in der Elbphilharmonie
Das Hackbrett, ein Verwandter der Zither, ist in der klassischen Kammermusik-Welt eher eine Randerscheinung. Wie kamen Sie auf die Idee, für das norddeutsche Flachland diesen Abend zum Thema „Schweiz“ zu konfektionieren?
Wir sind immer auf der Suche, neben den „normalen“ Kammerkonzerten auch programmlich außergewöhnliche Schwerpunkte zu setzen. Dabei stehen stets Inhalte und Ensembles im Fokus, nie irgendein „Event“. Die Musik der Schweiz bietet sehr viele interessante Aspekte. Weitgehend unbekannte, wirklich gute Musik und köstliche Kombinationen von Klischee-Schweizer Instrumenten wie eben Hackbrett und Alphorn, beispielsweise mit Streichquartett. Aber auch die Jodlerin Nadja Räss wird zu erleben sein, unter anderem im Zusammenspiel mit einem Streichquintett.
Das Alphorn ist schon der Größe wegen unpraktisch für Kammermusik. Welches Repertoire dafür taucht in Ihrem Programm auf: Orginale oder Bearbeitungen? Und wie stimmt man ein Alphorn?
Aber in den Großen Saal der Elbphilharmonie passt das Alphorn doch knapp hinein. Es wird ausgesprochen schöne Alphorn-Klänge geben, solistisch oder in Kombination mit Streichquartett. Außerdem ein Konzertsatz für Alphorn und Streicher. Zugegeben außergewöhnlich, aber wunderbar anzuhören und unalltäglich. Stimmen kann man ein Alphorn nur tiefer. Indem man es auszieht. Das Alphorn besteht ja aus mehreren Teilen.
Gibt die Schweiz überhaupt genügend Kammermusik für einen langen Konzertabend her oder kommen auch Nicht-Schweizer zum Zug?
Ja, das fragt man sich erst einmal. Aber bei der Recherche bin ich auf zahlreiche und wunderbare, hier kaum bekannte Musik und Komponisten der Schweiz gestoßen. Wir könnten locker eine Woche lang Abend für Abend Schweizer Entdeckungen präsentieren. Und es kommen ja hervorragende Schweizer Künstlerinnen und Künstler: unter anderem das Stradivari Quartett, der Blockflötist Maurice Steger und das Klavierduo Soós/Haag. Man wird Celli jodeln hören und auch Werke von berühmten Komponisten wie Brahms, Mendelssohn und Liszt, die in und von der Schweiz inspiriert worden sind.
Die Architekten sind zwar Schweizer, aus Basel, aber Jodeln in der Elbphilharmonie, das dürfte eine Premiere sein. Darf man auf Variationen über Loriots Sketch-Klassiker „Die Jodelschule“ mit dem „zweiten Futur bei Sonnenaufgang“ hoffen?
Soweit ich weiß, ist es eine Jodel-Premiere. Aber das wird Intendant Christoph Lieben-Seutter besser wissen. Nadja Räss ist übrigens Dozentin für „Jodel“ an der (Jodel?)-Hochschule Luzern. Bei uns singt sie im Präsens nach Sonnenuntergang. Aber sie wird schließlich mehrfach wunderbar mitreißend gesungen haben. War das Futur 2 genug?
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Konzert: „Kammermusikfest Schweiz“ 24.9, 20 Uhr. Elbphilharmonie, Gr. Saal, Karten unter elbphilharmonie.de