Hamburg. An den Großen Bleichen sind auf 1500 Quadratmetern eigens angefertigte Reproduktionen der Werke zu sehen. Manches überrascht.

Banksy ist wieder in der Stadt, also nicht wirklich natürlich, schließlich ist der britische Streetart-Künstler der berühmteste anonyme Kunstschaffende der Welt. Die ab diesem Freitag (13.9.) täglich geöffnete Pop-up-Ausstellung „House Of Banksy Hamburg – An Unauthorized Exhibition“ begibt sich erneut auf die Spuren des Phantoms. Der Veranstalter, die in Passau beheimatete COFO Entertainment GmbH & Co.KG, hat bereits vor zwei Jahren mit „The Mystery Of Banksy – A Genius Mind“ einen Publikumsrenner mit über 170.000 Besucherinnen und Besuchern in Hamburg hingelegt.

Auch die aktuelle Schau ist, wie die meisten der in aller Welt sprießenden Banksy-Ausstellungen, nicht in Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden. Sie sei jedoch, so betont Kuratorin Virginia Jean „von seinem Umfeld“ abgesegnet. Der Künstler selbst tut gut daran, unerkannt zu bleiben, schließlich bewegt er sich trotz seines Erfolges mit seinen Graffitis an öffentlichen Orten im Bereich des strafbaren Vandalismus.

Lohnt sich die neue Banksy-Ausstellung in Hamburg?

Auf zwei Etagen und einer Gesamtfläche von 1500 Quadratmetern sind in Jungfernstieg-Nähe mehr als 150 Arbeiten des Künstlers zu sehen – natürlich keine Originale, die hüten Privatleute wie geheime Schätze, sondern extra angefertigte Reproduktionen, darunter Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Video-Installationen und Drucke. Seine berühmten Mauerarbeiten, „Murals“ genannt, kommen hier nur am Rande vor.

Entstanden ist eine Banksy-Erlebniswelt mit einigen Höhepunkten. Gleich am Eingang erinnert eine Wandmalerei an das von Banksy initiierte Kunstprojekt „Dismaland“ (2015), eine Parodie auf den Freizeitpark „Disneyland“, das Arbeiten von mehr als 50 Kunstschaffenden, darunter auch Damien Hirst und Jenny Holzer, umfasste.

Ausstellung «House of Banksy» in Hamburg
Die Skulptur „Conevid-19“ in der Hamburger Ausstellung „House Of Banksy – An Unauthorized Exhibition“. © DPA Images | Christian Charisius

Gleich dahinter ist seine frühe Arbeit „The Mild Mild West“ (1999) abgebildet, in der ein Teddybär einen Molotowcocktail Richtung Polizisten hält. Schon hier findet sich die stets bewusst aktivistische Kombination von Schön-Lieblichem und Schrecklichem zum Zwecke des politisch-sozialen Kommentars, der sich in jedem Banksy-Werk findet. Weiter geht es im ersten Stock mit Banksys Reaktionen auf aktuelle Konflikte. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges hat Banksy sieben bestätigte Wandbilder zwischen Kiew und Borodyanka angebracht: etwa eine Frau im Morgenmantel mit Gasmaske und Feuerlöscher. Und eine Turnerin, die auf den Trümmern eines zerstörten Gebäudes einen Handstand ausführt.

Überraschend in Hamburg sind Gemälde, die von Banksy verfremdet wurden

Auch das Zimmer mit der Kissenschlacht zwischen einem Israeli und einem Palästinenser aus Banksys tatsächlich existierendem „The Walled Off Hotel“, das in Bethlehem mit Blick auf die Mauer zwischen Israel und Palästina liegt, wurde nachgebaut. Das ist, ebenso wie seine „Rats“-Bilder oder die Intervention „Love Is In The Bin“ (2018), mit dem sich anlässlich einer Auktion selbst schreddernden „Girl With Balloon“ sattsam bekannt und erwartbar. Überraschender sind eher selten gezeigte Gemälde, die vom Künstler verfremdet wurden, beispielsweise die Verbindung von landenden Ufos mit einem klassischen Ölgemälde in „Ufo“ (2006). Das größte, mehr als vier Meter lange Ölgemälde „Devolved Parliament“ (2009) ist in einer Video-Installation zu sehen. Es zeigt – ein Seitenhieb auf das Brexit-Chaos – Schimpansen anstelle von Politikern im britischen House of Commons.

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Banksy selbst übt Kritik an der Kommerzialisierung der Straßenkunst, doch diese Schau zeigt, dass sogar ein subversiver Künstler wie er den Mechanismen des Marktes nicht entkommt.

„House Of Banksy – An Unauthorized Exhibition” Mo/Di/Mi/So & Feiertage 10 bis 18 Uhr, Do/Fr/Sa 10 bis 20 Uhr, Große Bleichen 1–3 (Jungfernstieg Passagenviertel),Tickets unter www.house-of-banksy.com