Hamburg. Die Begeisterung der Fans für den einstigen Teenie-Schwarm ist ungebrochen. An einigen Stellen hängt die Show allerdings durch.

  • Justin Timberlake legt auf seiner „Forget Tomorrow World Tour“ Konzert-Stopp in Hamburg ein
  • Partystimmung in der Barclays Arena – der Sänger weiß sein Publikum zu unterhalten
  • Fan sorgt aus dem Publikum heraus für Nostalgie-Moment

Die Stimmung ist ausgelassen. Und das schon eine Stunde bevor Justin Timberlake überhaupt die Bühne der Barclays Arena betritt. Ein DJ namens Andrew Hypes steht mit seinen Turntables auf der kleineren Stage im hinteren Teil der Arena und haut einen Hit nach dem anderen raus.

Vollmundig singt der ausverkaufte Saal, darunter mindestens 90 Prozent Frauen, Whitney Houstons „I Wanna Dance With Somebody“ und andere Popklassiker der 1980er- und 1990er-Jahre mit, so richtig ab geht die Menge auch zu „Seven Nation Army“ und zu Nirvanas „Come As You Are“. Hypes soll die Massen in Hochstimmung bringen, und das schafft er: Es ist Party in der Barclays Arena.

Justin Timberlake liefert seinen Fans beim Konzert in Hamburg das, was sie wollen

Als Justin Timberlake dann um 21 Uhr mit einer Hebebühne auf die sogenannte Mainstage gehievt wird, wird der Lärm ohrenbetäubend. Vielleicht nicht mehr ganz so schrill wie vor 20 oder 25 Jahren, als die weiblichen Fans von Timberlake und der Boygroup *NSYNC noch Teenager waren. Jetzt sind sie zwischen Mitte 30 und Mitte 40, haben Bilder ihrer Kinder als Displayfotos in den Handys und etwas tiefere Stimmen.

Die Begeisterung für den Teenie-Schwarm von einst ist jedoch ungebrochen. Justin Timberlake, inzwischen 43 Jahre alt, ist zu einem eleganten Mann gereift, der immer noch wahnsinnig attraktiv rüberkommt. Mit seiner Sonnenbrille, dem dunklen Anzug und den schneeweißen Turnschuhen wirkt er ausnehmend cool, seine ersten Tanzschritte sind lässig. Timberlake weiß, was seine Fans vor allem wollen: Songs zum Tanzen und einen Star zum Anfassen. Und das bekommen sie während der zweistündigen Show reichlich.

Justin Timberlake: An einigen Stellen hängt die Show durch

Der Künstler, am Mississippi in Memphis geboren, fährt mächtig auf. Acht Musiker, ein dreiköpfiger Chor und fünf Tänzerinnen und Tänzer bevölkern die Bühne, umkreisen ihn oder dürfen mit ihren Instrumenten vorn an die Rampe kommen. Der Sound ist mächtig, manchmal fast übermächtig. Mit viel Wucht und dem Track „No Angels“ vom aktuellen Album „Everything I Thought It Was“ geht die Show los.

Allerdings hängt sie an einigen Stellen auch durch, denn die Qualität der neuen Songs – zwölf davon hat Timberlake eingebaut – ist nicht durchgängig gut. Den größten Beifall erhält er für seine älteren Nummern wie „Cry Me A River“ oder „Let The Groove“ Get In“ vom Debütalbum „Justified“ und von „20/20“, die er immer wieder zwischen die neuen Songs einstreut. Überhaupt ist Timberlake dann am stärksten, wenn er schnelle und tanzbare Songs singt. Ein Crooner wie Frank Sinatra wird er nie werden, auch wenn er über dessen Charme verfügt.

Justin Timberlake: Jede Choreografie ist merklich hart erarbeitet

Trotz seiner Lässigkeit ist zu merken, wie hart jede Choreografie erarbeitet ist. Bei Timberlake und seiner Tanztruppe sitzt jeder Schritt, jede Bewegung wird perfekt ausgeführt. Doch es bleibt immer noch Zeit, den strikten Ablauf der Show zu durchbrechen. Timberlake scherzt mit einer Frau, die ihm einen vergrößerten Fanbrief präsentiert, den er als 16-Jähriger geschrieben hat; er initiiert einen Geburtstagsgruß für einen seiner Tänzer, und er schüttelt viele Hände, als er im zweiten Teil des Abends seitlich durchs Publikum geht, um die Stage B am anderen Ende des Saals zu erreichen. Dort gibt es dann auch ein paar ruhige Momente, als er bei „Selfish“ und „What Goes Around … Comes Around“ mit einer akustischen Gitarre allein vor seinen Fans steht.

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Der Abend endet, wie er begonnen hat: als Party mit bombastischem Sound. Zurück auf der Main Stage holt Timberlake noch ein paar Tanznummern heraus, die er sich für das Finale aufgespart hat, wie „Can‘t Stop The Feeling“ aus dem Soundtrack des Films „Trolls“ und „Sexy Back“ aus dem Album „Future Sex/Love Sounds“. Auch Chics Disco-Klassiker „Good Times“ zitiert seine exquisite Band mit Namen The Tennessee Kids in der großen Schluss-Performance.

Mit ohrenbetäubendem Jubel werden Timberlake und sein Ensemble gefeiert, und man sieht nur glückliche Gesichter – auf der Bühne und im Saal gleichermaßen. Viele schöne Mädelsabende gehen zu Ende, Justin Timberlake sei Dank.