Hamburg. Der beliebte Club in Altona steckt in finanzieller Krise. Unterstützung durch Spendenaktion ist groß. Jetzt äußert sich auch Kulturbehörde.

Das ging schnell: Am 9. August erklärte der traditionsreiche Hamburger Musikclub Hafenklang an der Großen Elbstraße in seinem Newsletter und in den sozialen Netzwerken, er befinde sich in einer existenziellen finanziellen Krise: Zurückzuzahlende Corona-Hilfen, gestiegene Betriebskosten und ein geändertes Ausgehverhalten der Hamburger Musik- und Partyfans rissen über die Jahre ein gefährliches Loch mit „Außenständen im höheren fünfstelligen Bereich“ in das schmale Budget des Clubs, der für sein alternatives Programm von Punk bis Techno weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist. Mit einer Crowdfunding-Kampagne wurde zur Unterstützung des Clubs mit einem Spendenziel von 159.000 Euro aufgerufen, und dieses Ziel ist bereits drei Tage später in Sichtweite.

Bis Montagnachmittag waren auf der Crowdfunding-Seite beim Portal startnext von 2400 Unterstützerinnen und Unterstützern mehr als 113.000 Euro gespendet worden. Mehr als 1000 von ihnen wählten das „Pure Liebe und 1 Shirt“-Paket mit Rettershirt für 35 Euro, 16 entschieden sich sogar für das 666 Euro teure Paket mit drei Shirts, Beutel, einem Jahr Gästeliste bei allen Veranstaltungen und einer Ehrenplakette an der Bar. Das Paket mit Gästeliste auf Lebenszeit für 13.120 Euro ist allerdings noch zu haben.

Bedrohtes Hafenklang in Altona: „Außenstände im hohen fünfstelligen Bereich“

„Es heißt immer so schön ,jeder Euro hilft‘. Stimmt auch, aber bedenke: Einzelne Euros machen oft mehr Arbeit, als sie nützen. Gemeinsam sind sie stark,“ schrieb das Hafenklang zur Kampagne. Eigentlich sollen in zwei Jahren „30 Jahre Selbstverwirklichung, die oftmals vor allem Selbstausbeutung waren“ gefeiert werden. Krisen hat der Club schon einige gemeistert: Mitte der 90er sollte das 1890 gebaute Haus, das auch die Hafenklang Studios beheimatet, abgerissen werden. 2007 wurde das Gebäude stattdessen saniert und sogar aufgestockt. Das Hafenklang wich während der Bauarbeiten an die Große Bergstraße aus. Aber jetzt ist die Lage prekär: „Es geht uns beschissen.“

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Für die Musikstadt, die sich zuletzt über gute Nachrichten wie die Rettung des Molotow und die Neueröffnung von Fundbureau und Beat Boutique freuen durfte, ist der Spendenaufruf des Hafenklang ein Zeichen, dass das Thema „Clubsterben“ weiterhin die Livemusik- und DJ-Szene begleitet. Denn auch wenn der Club am Elbufer seine anvisierten 159.000 Euro tatsächlich zusammen bekommt, bleiben Kostenexplosion und Ausgehverhalten in einem Markt, der von den Megastars, Ticket-Portal- und Veranstalter-Monopolen dominiert wird, eine Herausforderung.

Die Hamburger Kulturbehörde ist laut einer Sprecherin mit dem Hafenklang im Kontakt, um zu klären, „ob und wie wir noch ergänzend helfen können“. Die Lage für viele Clubs sei gerade nicht einfach, deswegen brauche es immer wieder die Bereitschaft, gemeinsam zu helfen. So wie beim Molotow oder den Sternbrückenclubs. „Es ist ein starkes Signal, dass das Hafenklang so schnell so viel Unterstützung mobilisieren konnte. Diese praktische Solidarität ist wichtig, denn das Hafenklang gehört zu den wichtigen Kulturorten, die die Musikstadt Hamburg schon lange prägen.“