Hamburg. Übergabe mit Senatoren: Zwei aus der Schanze hinter die Deichtorhallen gezogene Clubs sind fast fertig. Wann steigen die Partys?

Monatelang beherrschte das Thema Clubsterben Hamburgs Musikszene: Die Sternbrücken-Clubs Waagenbau, Fundbureau, Astra Stube und Beat Boutique wie auch das PAL schlossen am 1. Januar ihre Türen. Die Bar 227 wird auch in absehbarer Zeit 2925 die Max-Brauer-Allee verlassen müssen. Und das Molotow erfuhr, dass es einem Hotel-Neubau weichen muss. Viel wurde diskutiert, Ausweich-Standorte gesucht, Demonstrationen organisiert und Szene und Medien alarmiert. Denn einst legendäre, heute abgerissene oder verblasste Feier-Adressen gibt es in der Stadt genug.

Aber zumindest in diesen Tagen gibt es einen Gegentrend bei den Club-Nachrichten. Das Molotow wird im Januar 2025 vom Nobistor in das bisherige Moondoo (Reeperbahn 136) umziehen. Auf dem erweiterten Feldstraßen-Bunker wird an diesem Sonnabend die neue Georg Elser Halle für 2200 Livemusik- und Partyfans eröffnet. Vor den Deichtorhallen lockt die Héloïse Green Area zu Open Air Raves. Und Fundbureau und Beat Boutique bekamen am Donnerstag nach monatelanger Verzögerung ihre neuen Quartiere in den Kasematten hinter den Deichtorhallen übergeben. Die Bar 227 wird ihnen 2025 folgen.

Sternbrücken-Clubs: Die Planungen begannen vor zwölf Jahren

„So langsam arbeiten wir die Liste von Club-Problemen, die wir haben, ab und kommen zu Lösungen“, blickt auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zusammen mit Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) gleichzeitig zurück und nach vorn. Das bundesweite Aufsehen war nicht unerheblich, als im Winter die zahlreichen Club-Schließungen öffentlich wurden. Die Musikstadt Hamburg auf dem Weg zur Party-Provinz, dieser Gedanke ist unschön für Image und Tourismus-Wirtschaft. Hinter den Kulissen wurde in den entsprechenden Ressorts einiges bewegt, um alternative Standorte zu finden.

Sernbrücken Clubs
Finanzsenator Andreas Dressel (links) und Kultursenator Carsten Brosda bei der offiziellen Übergabe der Gewölbe an die Clubs Fundbureau und Beat Boutique © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Fundbureau und Beat Boutique sind jetzt die Pionier-Clubs der geplanten Wiederbelebung der zuletzt in den 90er-Jahren genutzten Kasematten, als Hamburgs B-Prominenz im Traxx feierte. Bereits 2012 veröffentlichte die Sprinkenhof GmbH ihr Vorhaben, dort Gastronomie, Clubs, Handel und Handwerk einziehen zu lassen, sobald die Bahn die Trasse und die Gewölbe nachverstärkt hat. Das dauerte wie nicht selten bei der Bahn ein paar Jahre länger.

Fundbureau und Beat Boutique: Ausbau der Kasematten kostete eine Million Euro

Aber jetzt ist tatsächlich ein baldiger Beginn von Partys in der Altländer Straße absehbar. Eine Million Euro steckte die Sprinkenhof, die von den Clubbetreibenden neun Euro pro Quadratmeter Miete bekommt, in den Ausbau der Gewölbe. 200.000 Euro spendierte sogar die Bahn. Das Fundbureau ist zwar noch nicht ganz fertig, aber ein Rundgang vermittelt schon einen ersten Eindruck: Hinter dem Eingang geht es durch einen für die Clubgröße (auf den Mainfloor passen ungefähr 200 Feiernde) großzügigen, von Sitzecken flankierten WC-Bereich eine Rampe hinab zum zweiten Floor und von dort aus in den Hauptbereich mit DJ-Kanzel. Die dunkel und rau verputzten Betonwände, Traversen und Luftaustausch-Systeme vermitteln einen technoiden, aber nicht unfreundlichen Charakter.

Sernbrücken Clubs
Frische Farbe für alte Gemäuer: der Hintereingang des Fundbureaus. Gestaltet wurde die Fassade von der Künstlerin Bona aus Berlin. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

In der benachbarten Beat Boutique, die eine halbe von den zwei ausgebauten Kasematten einnimmt, finden Stammgäste einige Sitzbänke aus der Sternbrücken-Ära wieder, und auch die mit Stickern blickdicht verklebte Trennscheibe zum DJ-Pult wurde gerettet. Betreiber Marco Francke ist jedenfalls sehr zufrieden mit der neuen Adresse seines Clubs: „Sogar das Gedonner der Bahn über uns ist wie unter der Sternbrücke“, sagt er lachend.

Ehemalige Sternbrücken-Clubs: Eröffnung in wenigen Wochen

Im Vergleich zur ersten Präsentation der Kasematten im Dezember 2023 ist jedenfalls eine Menge passiert. Zwar konnte die seinerzeit verbreitete Eröffnung im Frühjahr nicht eingehalten werden, aber sowohl die Teams von Fundbureau als auch der Beat Boutique hoffen zuversichtlich, bereits im kommenden August offiziell eröffnen zu können. Sie wurden auch wirklich arg vermisst.

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Und ein Erfolg an neuer Adresse ist auch wichtig für das Gesamtbild der Clubkultur in Hamburg. Nicht wenige Nachtschwärmende und Szene-Insider sehen das gut mit dem ÖPNV erreichbare, aber fern der Schanze und St. Pauli gelegene Areal noch kritisch. Waagenbau und Astra Stube wollen sich lieber im Hamburger Westen neu einrichten. Vielleicht ändert sich das, wenn das Quartier in naher Zukunft nach Deichtorhallen, Fundbureau, Beat Boutique und Bar 227 weitere Kultur- und Tanzorte als Nachbarn begrüßen darf.