Hamburg. Hamburger Plattenfirmen, Bands, Clubs und Plattenläden haben sich zusammengeschlossen, um am 19. September die lokale Szene zu präsentieren.
Rund 25 Musikfirmen sowie sechs Clubs laden zu einem Festivaltag in Hamburg, um die Szene der Hansestadt zu präsentieren. Der schlichte wie prägnante Titel: Musik Treffen Hamburg. Ein hehres Anliegen. Das Datum überrascht allerdings zunächst. Denn am Donnerstag, dem 19. September, steigt parallel der zweite Tag des Business- und Publikumsevents Reeperbahn Festival.
„Wir sehen unsere Veranstaltung als Ergänzung‟, erklärt Gunther Buskies, der das Musik Treffen Hamburg mit seiner Plattenfirma Tapete Records maßgeblich initiiert hat und nun im Verbund organisiert. „In Hamburg können alle froh sein, dass das Reeperbahn Festival mit seiner hohen Strahlkraft existiert.‟ Der Labelbetreiber sieht allerdings eine Lücke, was die Repräsentation hiesiger Bands und Branchen-Akteure angeht. Daher setzt das Musik Treffen mit Konzerten der Hamburger-Schule-Band Die Sterne, der Postpunk-Gruppe Leto oder dem energiegeladenen Act Feige Flittchen gezielt einen subkulturellen und zudem stark lokalen Fokus. Als „Underground Indoor Festival‟ bezeichnet sich das Musik Treffen Hamburg daher auch auf der eigenen Webseite.
„Musik Treffen Hamburg“ hängt sich an das Reeperbahn Festival
Die vier Tage rund um das Reeperbahn Festival, wenn viele musikinteressierte Menschen in der Stadt sind, sieht Buskies als große Chance, Hamburg noch vielschichtiger als Magnet für Popkultur zu etablieren. Als positives Beispiel nennt er das Edinburgh Art Festival, bei dem ebenfalls mehrere Veranstaltungen parallel stattfinden und so auf die Marke der Kulturstadt einzahlen.
Mit dem Hamburg Haus hat das Reeperbahn Festival zwar selbst eine Instanz installiert, in der sich hiesige Musikfirmen präsentieren können. Doch wie Branchen-Experte Fabian Schütze bereits im vergangenen Jahr in seinem Musik-Newsletter „Low Budget High Spirit‟ bilanzierte: Für viele Firmen sei es gerade in diesen ökonomisch herausfordernden Zeiten schlichtweg zu teuer, sich einen Showcase-Slot zu buchen, um die eigenen Bands zu zeigen. Sein Fazit zu 2023: „So sieht man dann heutzutage kaum mehr kleine, coole Hamburger Labels und Agenturen auf dem Festival.‟
Die Sogwirkung des Reeperbahn Festivals soll genutzt werden
Fakt ist, dass das Reeperbahn Festival mit seiner Konferenz sowie mit Konzerten von Bands und Solo-Artists aus mehr als 40 Ländern eine starke internationale Ausrichtung verfolgt. Hinzu kommen innovative Formate wie die re:publica und die Tincon, die die Themen Digitalisierung und Pop miteinander verknüpfen. Parallel zu diesem üppigen offiziellen Programm hat sich bereits über Jahre hinweg eine alternative lokale Netzwerk-Kultur auf St. Pauli entwickelt. Das heißt: Zahlreiche hiesige Musikfirmen laden dann in Kneipen und Kaschemmen auf dem Kiez. Sie nutzen so die Sogwirkung des Reeperbahn Festivals, um Partnerinnen und Partner aus der Branche zu treffen, die ohnehin in der Stadt sind. Diese Aktivitäten will das Musik Treffen Hamburg nun verstärkt bündeln und um ein eigenständiges Livemusik-Programm ergänzen.
„Das sind alles Leute, die dafür sorgen, dass Hamburg eine Musikmetropole ist und bleibt‟, sagt Buskies über die Beteiligten des Musik Treffen Hamburg. Mit dabei sind unter anderem die Plattenfirmen Grand Hotel Van Cleef, Audiolith, Buback, Cloudshill, Devil Duck, Stickman Records und La Pochette Surprise. Die Plattenläden Michelle Records und Hanseplatte gehören ebenso zu dem Verbund wie der renommierte Vertrieb Indigo. Die Spielstätten liegen allesamt südlich der Reeperbahn: Golden Pudel Club, Hafenklang, Komet und Kölibri sowie – auf dem Wasser – die MS „Stubnitz“ und die Barkasse Frau Hedis Tanzkaffee.
Der Eintritt für jedes der 16 Konzerte liegt bei gerade mal elf Euro
Wichtig ist Buskies, dass die Clubs selbst beim Line-up mitbestimmen können. Dass die Bands von der Elbe kommen, ist dabei kein absolutes Muss. Und er betont, dass alle Konzerte niedrigschwellig besucht werden können: Jedes der 16 Konzerte von Electro bis Indie-Pop kostet elf Euro und lässt sich individuell im Vorverkauf buchen. „Hundertdrölf Euro Fuffzich für ein Festival-Ticket zu bezahlen um dann nach langem Warten in der Schlange festzustellen, dass man doch nicht reinkommt, um seinen Wunschact zu sehen – ist ja oft nur so semi-geil‟, heißt es auf der Webseite in Anspielung auf das Reeperbahn Festival, bei dem ein Festival-Bändchen keinen Einlass garantiert.
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Ingesamt 1200 Tickets sind für die Premiere des Musik Treffen Hamburg veranschlagt. Der Auftritt der Sterne auf der „Stubnitz“ ist bereits ausverkauft. Mit seiner eigenen Band Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen wird Buskies im Komet spielen. In der Musikbar auf St. Pauli ist an dem Donnerstag zudem ein Netzwerk-Treffen geplant.
Organisation und Marketing des Musik Treffen Hamburg wird in Teilen von einem privaten Mäzen mitfinanziert, erklärt Buskies, sodass der Ticket-Erlös in Gagen und gegebenenfalls Unterkünfte fließen kann. Eine Fortsetzung im kommenden Jahr ist fest anvisiert. Zumal das Interesse weiterer Hamburger Musikfirmen und Clubs groß sei. „Wir haben im April mit der Vorbereitung begonnen. Deshalb konnten wir jetzt gar nicht so schnell alle mit aufnehmen‟, sagt Buskies. Zudem sind die Beteiligten im Austausch mit der Kulturbehörde. Immerhin gehe es darum, die Vielfalt der Musikstadt noch besser darzustellen.
Musik Treffen Hamburg Do 19.9.24, St. Pauli, Infos und Tickets: www.musiktreffenhamburg.de