Hamburg. Das Trio lud im Schmidts Tivoli zu einer wunderbaren Zeitreise mit Hits von 10cc, The Sweet, den Hollies und viele anderen Legenden.
Das Kompliment klingt charmant. „Und jetzt hört wieder einen Song aus einer Zeit, bevor Ihr geboren seid“, kündigen die drei Herren auf der Bühne im Wechsel das nächste Lied an. Aber das ist natürlich völliger Quatsch. Wer am Montagabend im ausverkauften Tivoli Frontm3n zusieht – die „3“ statt des „e“ ist kein Druckfehler, sondern eine Anspielung auf das Trio –, will genau diese Zeitreise. Zurück in die 1970er-Jahre, in die großen Zeiten von Bands wie The Sweet, Sailor, 10cc und den bereits 1962 formierten Hollies.
Peter Howarth (64), Mick Wilson (61) und Pete Lincoln (68) sind zwar viel zu jung, um zu den Gründungsmitgliedern dieser Gruppen zählen zu können. Und doch haben Frontm3n den Pilotenschein für die Zeitmaschine – die drei Musiker haben allesamt in den genannten Bands gespielt. Gemeinsam konzertieren sie in den 1990er-Jahren mit Cliff Richard, auch ein Mega-Star jener Zeit.
Schmidts Tivoli: Frontm3n-Konzert – Süße Erinnerungen an den ersten Kuss
Seit 2016 touren sie nun gemeinsam und liefern Musik pur. Sie stöpseln ihre Gitarren noch an die Verstärker, hören sich selbst über Monitor-Boxen statt über die modernen drahtlosen Knöpfe im Ohr. Kein Video-Schnickschnack, keine großen Lichteffekte, sondern schlichter satter Sound mit perfektem Harmonie-Gesang.
Das reicht völlig für einen wunderbar entspannten Abend. Schon beim ersten Song, „Bus Stop“ der Hollies aus dem Jahr 1966, summt der Saal den Vers „Bus stop, wet day, she’s there, I say“. Das Gedächtnis, es funktioniert ja doch noch. Wie oft stehen wir inzwischen ratlos im Supermarkt und fragen uns, was wir noch dringend kaufen wollten. Doch wenn die ersten Takte des Sweet-Klassikers „Poppa Joe“ oder des 10cc-Hits „I’m Not In Love“ erklingen, schalten die Synapsen.
Frontm3n live: Große Gefühle im Minutentakt – so schön!
Womöglich liegt es daran, dass wir mit Liedern wie „Carrie“ (Cliff Richard) oder „The Air That I Breath“ (Hollies, Original von Albert Hammond) so wunderbare Erinnerungen verbinden. An durchgetanzte Nächte in Jugendzentren, an den ersten Kuss bei der Schüler-Party.
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Zwischendurch spielen die drei Herren Eigenkompositionen und überzeugen auch als Songwriter. Verkäufer-Qualitäten haben sie ohnehin. „Kauft unsere Fanartikel, das Geld geht an Kinder“, rufen sie. Und ergänzen dann: „An unsere Kinder.“ Selbstverständlich schreiben sie nach der letzten Zugabe noch Autogramme. Wer Tickets für die nächste Zeitreise buchen möchte: Am 11. August 2025 gastieren Frontm3n erneut im Tivoli.