Hamburg. „Sensationelles Zeichen“: Die Tanztriennale kommt gleich zweimal nach Hamburg. Bemerkenswert ist, wer an dem Erfolg beteiligt war.
Die Kulturstiftung des Bundes plant ein neues Tanzfestival. Als Nachfolger des etablierten, allerdings mehr als Branchentreffen denn als Publikumsfestival konzipierten „Tanzkongresses“ (der 2009 in Hamburg stattfand) wird es ab 2026 die Tanztriennale geben, diesmal explizit als „Leuchtturmprojekt“ gefördert. Andere vergleichbar geförderte „kulturelle Leuchttürme“ sind zum Beispiel documenta, Donaueschinger Musiktage und Berlin Biennale – allesamt Veranstaltungen, die weit über die Grenzen des Kontinents hinaus Breitenwirkung entwickeln. Und jetzt wurde bekannt gegeben, wo die Triennale ihren Sitz haben wird: in Hamburg. Tusch!
Die Entscheidung wurde begründet mit „partizipativen Ideen für die Stadtgesellschaft, anerkannten Tanzinstitutionen und internationaler Strahlkraft“, wobei die Kulturstiftung auch das „hervorragende Bewerberfeld“ herausstellt. „Besonders überzeugte der Ansatz, das hohe Traditionsbewusstsein auf innovative Weise mit dem Engagement ganz neuer Tanzakteure und -kollektive zu verbinden.“
Tanztriennale Hamburg: Carsten Brosda wertet das als „sensationelles Zeichen für die Tanzstadt Hamburg“
Das ist schon was, auch wenn die Bundesförderung für die erste Ausgabe in Höhe von 950.000 Euro für einen „Leuchtturm“ gar nicht so besonders hoch ausfällt, zumal die Stadt dazu nur 600.000 Euro zuschießt. Zum Vergleich: Das Budget beim Wiener ImPulsTanz, dem europaweit größten Festival für zeitgenössischen Tanz, lag schon vor zehn Jahren zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Dass Kultursenator Carsten Brosda das Thema als „sensationelles Zeichen für die Tanzstadt Hamburg“ wertet, ist trotzdem nicht zu hoch gegriffen.
Bemerkenswert auch, wer an diesem Erfolg der Hamburger Kultur beteiligt war: Vorangetrieben hätten die Bewerbung Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard, K3-Leiterin Kerstin Evert und der zukünftige Ballettintendant Demis Volpi. Solch ein Schulterschluss zwischen durchgesetzter Avantgarde, Nachwuchs und Establishment wäre noch vor Kurzem nicht denkbar gewesen, die Ausrichtung der Triennale ist auch ein Hinweis darauf, wie stark sich Volpi in Zukunft in die hanseatische Tanzszene einbringen wird. Man erinnere sich: Das Festival „Theater der Welt“ war 2017 ein gemeinsames Projekt von Thalia Theater und Kampnagel, das Ballett blieb damals außen vor, obwohl Tanz zu sehen war.
Das will Volpi anscheinend anders machen als sein Vorgänger John Neumeier. „Für mich als neues Mitglied dieser unglaublich kreativen Stadt ist es eine tolle Möglichkeit, gleich zu Beginn meiner Intendanz des Hamburg Ballett mit den zahlreichen anderen Tanzinstitutionen in Dialog zu treten“, betont der designierte Ballettchef, um im nächsten Satz zu beschreiben, wie begeistert er von der Energie und dem Engagement seiner Bewerbungspartnerinnen gewesen sei. Das ist ein Statement.
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Inhaltlich ist noch offen, in welche Richtung es gehen wird. „Wir wollen Tanz in seinen vielfältigen Stilen zeigen und diskutieren sowie Synergien schaffen, um den Tanz in all seine Facetten weiterzuentwickeln und weiterzudenken“, kündigt Amelie Deuflhard an – das klingt ehrenwert, aber auch ein bisschen schwammig. Aktuell wird eine künstlerische Leitung der Triennale gesucht, die nicht zuletzt dafür sorgen soll, dass es keine Konkurrenz zu den Hamburger Ballett-Tagen und dem Internationalen Sommerfestival gibt.
Ebenfalls noch offen ist, wann im Verlauf des Jahres 2026 die erste Ausgabe stattfinden soll. Aber in die ferne Zukunft blickt die Kulturstiftung durchaus: Eine Verstetigung am Austragungsort über 2026 hinaus wird angestrebt.